0136 - Clan der Vampire
ich frei«, sagte sie.
»Niemand wird jemals frei, der einmal unserem Gewerbe angehörte«, erwiderte Akuna kopfschüttelnd.
»Doch!« sagte sie bestimmt. »Ich sagte schon, daß ich über verschiedene besondere Fähigkeiten verfügte und sie jetzt noch besitze. Durch sie wurde ich frei.«
Akuna antwortete nicht. Sie ließen den Ortsausgang hinter sich. Der Japaner fuhr noch eine halbe Meile weiter, dann hielt er den Wagen an. »Hier kannst du dich ankleiden«, sagte er.
Tanja verließ den Wagen. Nach einigen Minuten stieg sie wieder ein. Sie trug jetzt Sanuros Ersatzkleidung, einen dunkelblauen Anzug und einen gelben Pullover. Ein farblicher Mißklang, fand Akuna. Doch Sanuros Geschmack war schon immer etwas eigenartig gewesen.
»Du suchst die Mörder der Gefährten«, stellte Tanja kühl fest. »Doch es sind mehr als zwei. Ich spürte sie, als ich nach Birmingham kam. Jetzt glaube ich, eine Ausstrahlung wieder aufzufangen. Wesen ihrer Art bewegen sich nach Süden.«
Akuna furchte die Stirn. »Woher weißt du das alles?«
»Ich lese Gedanken.«
»Nach Süden«, murmelte er. Er glaubte ihr. Zwar war er nicht in der Lage zu sagen, woher das Vertrauen kam, das er in sie setzte, aber das plötzliche Auftauchen aus dem Nichts bekräftigte ihre anderen Angaben. »Vielleicht zurück nach Brighton?«
»Vielleicht«, sagte sie. »Genau kann ich es nicht erkennen.«
»Warum suchst du selbst sie? Warum hilfst du mir?« wollte er wissen.
Tanja zögerte, sah ihn nachdenklich an. Warum sauge ich ihm nicht das Blut aus? dachte sie verwirrt. Es wäre natürlich, wenn ich es täte, doch irgendwie verspüre ich kein Verlangen nach dem Elixier…
»Ich glaube, sie sind böse«, sagte sie. »Deshalb.«
Er starrte sie überrascht an.
»Fahr, wenn du sie einholen willst«, forderte sie ihn auf. »Nach Süden, es ist sicher.«
Er startete wieder und fuhr los. Seine Gedanken rotierten um diese seltsamé schwarzhaarige Russin. Er begriff ihr Verhalten nicht. Wer war sie wirklich?
Auch in Tanja rasten die Gedanken, während der Landrover durch die Nacht rollte. Wie war sie zu der Erkenntnis gekommen, die anderen Vampire seien böse?
Etwas ging in ihr vor, ein seltsamer Vorgang, den es niemals zuvor im Universum gegeben hatte. Und dieser Vorgang strebte immer rascher einem Höhepunkt entgegen. Doch niemand konnte sagen, was dann kommen würde. Entstand eine völlig neue Art von Wesen?
Silbern schimmerten die Sterne am aufklarenden Himmel und umringten die fahlweiße Scheibe des Mondes.
Es war das Leuchten der Ewigkeit…
***
Das alles geschah, während Beamte des Secret Service und des NATO-Sicherheitsdienstes die Umgebung von Brighton durchforsteten und auf das umfunktionierte Observatorium mit der Leiche und dem zerstörten Laser stießen. Niemand konnte sagen, wie die Waffe vernichtet worden war, so zerstört und zerschmolzen, daß es keinen Weg gab, sie nachzubauen, wie auch niemand erklären konnte, wie die Mannschaft des Luftüberwachungstower ums Leben gekommen war. Die Experten standen vor einem unlösbaren Rätsel. Eine unfaßbare Macht mußte auf geheimnisvolle Weise zugeschlagen haben. Doch wer war in der Lage, so zuzuschlagen? Der Verdacht auf Psi kam und damit der Vorschlag, sich an Professor Zamorra zu wenden. Der Agent Alan Smith wurde beauftragt, den Parapsychologen um Hilfe zu bitten.
Gegen tea-time trafen Zamorra und Nicole dann in Brighton ein. Smith hatte es geschafft, in einer ausgebuchten Linienmaschine nach London noch zwei Plätze zu organisieren, und von London aus wurden sie per Hubschrauber direkt nach Brighton geflogen. In der Hektik, die Smith nach Zamorras Zusage entfesselt hatte, war der Professor kaum dazu gekommen, sich auf die kommenden Aktionen vorzubereiten. Gerade, daß er ein Köfferlein für sich und ein Köfferlein für Nicole mit den notwendigsten Utensilien hatte zusammenraffen und das Amulett mitnehmen können. Nicole selbst gab sich mit dieser kärglichen Ausstaffierung natürlich nicht zufrieden und kündigte an, bei erster Gelegenheit einkaufen zu wollen. Zamorra hatte nur entsagungsvoll gelächelt.
Weder er noch Nicole oder sonst irgend jemand ahnte in diesem Moment, was wirklich in der Nacht geschehen war. Daß man Pentecoastes Mörder tot aufgefunden hatte, vergrößerte die Rätsel nur. Ganz Großbritannien fahndete in diesen Momenten nach dem dritten japanischen Agenten. Es hieß, die Japaner hätten Pentecoast unter Druck gesetzt und ihn gezwungen, mit seiner
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