0136 - Die Feuerhexe
Routinesache. Der Fluß schluckte viel.
Sie mußten mit der Geschwindigkeit herunter, weil die Straße enger wurde.
»Nach links!« kommandierte Victim.
»Scheiße, daß hier keine Lampen brennen.« Blake schlug das Steuer ein.
Morg Victim lachte. »Willst du im Rampenlicht killen?«
»Das auch nicht.«
Victim deutete nach vorn. »Da, rechts, das dritte Gebäude, das ist es. Unten brennt Licht.«
Die beiden Killer fuhren dicht an das Haus heran. Die Scheinwerfer erloschen.
Die Kerle zogen ihre Waffen.
Dann stiegen sie aus. Die schweren Revolver verschwanden in den Manteltaschen. Türen fielen zu.
Da hörten sie die Schreie.
»Hilfe!« gellte es. »So helft mir doch! Die bringt mich um. Die will mich verbrennen…!«
Die Killer schauten sich an.
»Das kam von oben«, sagte Victim, spreizte den Daumen ab und wies auf das Hausdach.
Plötzlich vernahmen sie ein gellendes Lachen. »Nein, dir hilft keiner, du Hund. Du sollst sterben, krepieren, verbrennen, wie ich verbrannt bin!«
Wieder das schaurige Lachen, das selbst den beiden abgebrühten Killern Schauer über den Rücken trieb.
Und sie sahen den Widerschein des Feuers. Geisterhaft fahl leuchtete er über den Himmel, ein zuckendes Schattenspiel aus rötlicher Helligkeit und Dunkel.
Und Nick brüllte weiter. Er hing gefesselt am Pfahl, konnte sich nicht rühren, während es vor ihm knisterte und prasselte und die Flammen immer näher kamen.
Es würde nur Sekunden dauern, bis sie ihn erreicht hatten. Schon spürte er die Hitze, die ihn traf wie ein Gluthauch der Hölle. Er hatte das Gefühl, die Haut würde ihm vom Gesicht gerissen. Er schaute mit weitaufgerissenen Augen in die tanzenden Flammen und glaubte, von wilden Geistern umgeben zu sein.
Um das Feuer herum sprang die Hexe. Sie führte einen wilden Tanz auf, lachte dabei, und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer schrecklichen Fratze.
Das alles sahen die beiden Killer nicht. Aber sie hatten Nicks Stimme erkannt, und sie wußten, daß sich der Mann in Not befand.
Sie wollten ihm helfen.
Nicht aus menschlichen Gefühlen, beileibe nicht, aber sie dachten an das Rauschgift, das sie ihrem Boß bringen sollten. Nick mußte das Kokain noch haben, daran ging kein Weg vorbei.
Wild schaute Victim sich um. »Wie kommt man auf das verdammte Dach?«
»An der Seite!«
»Wie?«
»Da habe ich eine Leiter gesehen!« schrie Blake.
Morg Victim rannte bereits los.
Auf dem Dach schrie Nick noch immer. Er konnte es fast nicht mehr aushalten, zerrte wie ein Wahnsinniger an seinen Fesseln, seine Stimme kippte über und verstummte in einem Röcheln.
Vor ihm platzte ein ganzes Reisigbündel auseinander, die Funken fielen wie Regentropfen auf ihn nieder, ein plötzlicher Windstoß fauchte in die Flammen hinein und trieb sie gegen den am Pfahl stehenden Nick Savino.
Das war sein Ende…
Genau in dem Augenblick erreichten die beiden Killer das Dach des Hauses.
Sie brauchten Sekunden, um zu begreifen, was sich vor ihren Augen abspielte.
Es war die Hölle.
Nick Savino war von zuckenden, prasselnden Flammen umgeben, die mit ihren langen, gierigen Fingern nach ihm gegriffen hatten und über ihm zusammengeschlagen waren.
Savino war nicht zu helfen.
Aber sie sahen auch die Frau. Nein, ein Mädchen. Es tanzte wild kreischend um den brennenden Scheiterhaufen herum und warf zuckend die Arme hoch wie ein wild gewordener Disco-Star.
»Brennen sollst du, brennen. Meine Rache ist vollkommen, und das Feuer wird dich fressen!«
»Die ist wahnsinnig«, sagte Morg Victim. Er winkelte seinen Arm an und hielt ihn schützend vor die Augen, um durch den grellen Schein nicht geblendet zu werden.
Blake hob die Waffe.
Da entdeckte die Hexe die Männer.
Augenblicklich unterbrach sie ihren wilden Tanz und schwang herum. Plötzlich zuckten Blitze aus ihren Händen und rasten im Zickzack auf die beiden Männer zu.
Die Killer sprangen zur Seite. »Schieß doch, Richard!« brüllte Victim.
Blake feuerte.
Zwei rotgelbe Flammen stachen aus der Waffenmündung. Blake konnte schießen und auch treffen.
Die Einschläge schüttelten die Hexe durch. Sie trieben sie zurück, fast bis an das Feuer heran, doch die Hexe lachte nur. Dann startete sie ihren Gegenangriff – und den mit aller Konsequenz. Auch diese beiden Männer sollten sterben. Sie holte zu einem furiosen Todeswirbel aus, der alles verschlingen würde.
Richard Blake traf es zuerst, denn er hatte auch geschossen. Plötzlich erfaßte ihn eine wahre Sturmbö. Von der Seite her
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