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0137 - Die Bestien der Madame

0137 - Die Bestien der Madame

Titel: 0137 - Die Bestien der Madame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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das den Eindruck erweckte, als stünde es seit vielen Jahre da und habe sich auch in der vergangene Nacht von hier nicht weggerührt. Aber ich ließ mich nicht täuschen.
    Genau diesem Monster begegnete ich in dieser Stunde nicht zum erstenmal.
    Welcher Zauber wirkte hier?
    Auf welche Weise wurde dieses Ungeheuer geweckt? Waren auch die anderen Monster in der Lage, zum Leben zu erwachen?
    Ich war davon überzeugt.
    Der Drache stand zwischen Felsen vor einer zerklüfteten Schloßruine. Die lange, gespaltene Zunge hing ihm weit aus dem Maul.
    Blutgier und Grausamkeit funkelten in seinen roten Augen.
    Seine geschuppten Arme waren gehoben. Die Pranken mit den Krallen waren uns entgegengestreckt. Es sah aus, als würde dieses Ungeheuer schon in der nächsten Sekunde über uns herfallen.
    Plötzlich nahm ich hinter der Ruine eine Bewegung wahr.
    Einen Augenblick später trat uns Madame M. entgegen. Blaß wie eine Tote. Hager. Schwarz gekleidet, als würde sie Trauer tragen.
    Ihr Blick warnte mich, denn er verhieß nichts Gutes.
    Sie lächelte uns an, doch dieses Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
    ***
    Glenda Perkins verließ sofort das Yard-Gebäude. Ihr Gefühl sagte ihr, daß John Sinclair in Gefahr war. Vielleicht konnte sie noch mit ihm sprechen, bevor er auf Madame M. traf. Sie mußte ihn vor dieser Frau warnen. Sie mußte ihm erzählen, was mit Shirley Jennings passiert war, damit er sich ein präziseres Bild von Melissa Morte machen konnte.
    Das schwarzhaarige Mädchen winkte ein Taxi an den Fahrbahnrand.
    »Wohin, schöne Miß?« fragte der Fahrer freundlich lächelnd.
    »Kennen Sie die Monster-Show?«
    »Wer kennt die nicht? Ich selbst war zwar noch nicht drin, aber ich habe darüber gelesen. Soll ja ganz toll sein.«
    »Fahren Sie mich hin.«
    »Wollen Sie da etwa ganz allein hineingehen?« fragte der Taxifahrer verwundert. »Dazu gehört allerhand Mut, habe ich mir sagen lassen.«
    »Würden Sie bitte fahren?« sagte Glenda ungeduldig.
    »Bin schon unterwegs«, gab der Taxifahrer zurück und gab Gas.
    20 Minuten später war Glenda am Ziel. Sie bezahlte den Fahrpreis und verließ hastig den Wagen.
    »Wünsche wohl zu gruseln!« rief ihr der Fahrer nach, aber sie hörte es nicht mehr. Während das Taxi weiterfuhr, ging Glenda auf den Eingang des Horrorkabinetts zu.
    Die Tür war zu.
    Glenda war der Meinung, daß sich die Tür erst öffnen ließ, wenn sie dem kleinen Monster eine Eintrittskarte abkaufte. Sie warf eine Münze ein, nahm die Karte an sich, aber die Eingangstür blieb weiterhin verschlossen.
    Jetzt erst fiel Glenda das kleine Schild auf.
    GESCHLOSSEN stand darauf. Glenda Perkins fand das recht eigenartig.
    War die Tür erst geschlossen worden, nachdem John Sinclair das Etablissement betreten hatte?
    Irgend etwas stimmte da nicht.
    Glenda war überzeugt, daß ihre Sorge um John Sinclair berechtigt war…
    ***
    Bill Conolly gab das Lächeln zurück. Er zückte seinen Presseausweis und hielt ihn vor Melissa Mortes Augen. Sie verschwendete keinen Blick daran.
    »Mein Name ist Bill Conolly«, sagte der Reporter. »Ich schreibe für verschiedene große Blätter. – Dies sind meine Freunde. – Sie sind Madame M. nicht wahr?«
    »Erraten, Mr. Conolly«, sagte die Hexe samtweich.
    »Wirklich beachtlich, was Sie auf die Beine gestellt haben. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben.«
    »Nein. Das ist einmalig. Freut mich, daß es Ihnen gefällt, Mr. Conolly.«
    »Man kriegt richtig Angst hier drinnen.«
    »Das ist der Zweck des Ganzen.«
    »Darf man fragen, wo Sie arbeiten lassen? Wer ist der Künstler, der diese Figuren geschaffen hat? Er ist ein großer Meister.«
    »Ich selbst habe diese Figuren geschaffen, Mr. Conolly. Nach eigenen Ideen.«
    »Erstaunlich. Welches Material haben Sie verwendet?«
    »Menschliches.«
    Bill glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«
    »Menschliches Material«, sagte die Hexe kalt lächelnd, und auf einmal änderte sich die Farbe ihrer Augen. Leuchtend gelb wurden sie. Katzenaugen wurden es. Mir war sofort klar, daß wir eine gefährliche Hexe vor uns hatten. Es war angeraten, auf der Hut zu sein, denn wenn Melissa Morte ihre Maske fallen ließ, mußte sie ihrer Sache ziemlich sicher sein.
    »Hören Sie, Mr. Conolly!« sagte Madame M. rauh. »Warum spielen Sie Verstecken mit mir? Ich weiß, wer Sie sind und weshalb Sie hierhergekommen sind. Ich weiß, daß das John Sinclair ist, der Geisterjäger von Scotland Yard. Und ich weiß, daß dieses blonde Mädchen Jane

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