0138 - Flucht in die Schädelwelt
durch die Knochen, so daß sich ein Kreis gebildet hatte.
Er war wichtig.
»Laßt uns einander berühren!« rief Barry. »Unsere Hände sollen sich finden, damit wir eins werden mit ihr, der Höllentochter aus dem Jenseits.«
Die Mitglieder dieser gefährlichen Gruppe streckten die Arme aus, und ihre Fingerspitzen berührten sich.
Jeder spürte es – jeder merkte es.
Wie ein Stromstoß zuckte es durch ihre Körper.
Barry, der Meister, und der Vertraute Asmodinas, begann mit einem kehligen Singsang. Er rief die Höllentochter an. Die meisten Worte waren nicht zu verstehen, wohl aber Asmodina.
Kehlig wurde der Name ausgesprochen. Und immer wieder Asmodina.
Die anderen spürten, daß sich etwas tat. Das Klima veränderte sich. Es wurde nicht kälter oder heißer, sondern etwas anderes trat ein. Die Luft verdichtete sich.
Sie war schwerer zu atmen…
Die fünf Menschen keuchten. Es fiel ihnen schwer, sich auf den Beinen zu halten, denn jeder von ihnen fühlte das gleiche. Den ungeheuren Druck auf dem Kopf, der langsam zu einem ziehenden Schmerz wurde.
Gleichzeitig reagierten auch die Schädel.
Ihre Augen begannen noch stärker zu glühen. Sie strahlten wie rote Sterne, und sie strahlten ab.
Aus den fünf Augenpaaren zuckten Blitze auf die Mitte des Kreises zu, wo sie sich vereinigten und zu einer grellroten Flammensäule hochstiegen.
Einer Säule, die die Formen einer Frau annahm.
»Asmodina!« brüllte Barry. »Erscheine, Asmodina! Erscheine!«
***
Wir hörten eine Glocke im Haus. Es war ein feiner Klang, hoffentlich wurde er auch vernommen.
Ich schaute meinen Partner an. Er hatte eine Art Kampfhaltung eingenommen, war bereit, sich sofort zur Wehr zu setzen, falls er angegriffen wurde.
Die Tür ging auf.
Vor uns stand ein riesiger Kerl. Als ich ihn ansah, da wußte ich, daß es Ärger geben würde. Den konnte ich auch nicht mit meinem Sonderausweis in Schach halten.
»Was wollen Sie?« blaffte er.
»Zu Mr. Barry«, sagte ich.
»Der ist nicht zu sprechen.«
»Für uns schon«, gab ich zurück. »Scotland Yard.«
Er zuckte zusammen. Vielleicht hatte er Dreck am Stecken. Dann lächelte er durch den Spalt und zog die Tür ein winziges Stück weiter auf. Ich empfand dies als Hoffnungsschimmer, wollte schon vorgehen, als er zu einem gemeinen Trick griff.
Er rammte die Tür wieder zu.
Ich war darauf nicht gefaßt gewesen. Suko aber. Hätte er nicht so schnell reagiert, wäre mir das schwere Türblatt genau ins Gesicht geknallt.
So flog Sukos Hand vor und hielt die Tür auf. Wuchtig donnerte sie dagegen.
Damit hatte wiederum der Hüne nicht gerechnet. Er konnte die Tür nicht mehr halten und bekam sie voll mit. Wir hörten den dumpfen Aufschlag.
Ein wütender Ruf schallte uns entgegen. Durch den Spalt sahen wir den Kerl zurücktaumeln. Beide Hände hatte er hochgerissen, und seine Flüche hätten einem Seemann zur Ehre gereicht.
Suko war vor mir in dem Haus.
Da hatte sich der Bulle auch schon gefangen. Er stürmte auf den Chinesen zu.
Suko empfing ihn richtig. Beide Handkanten sichelten durch die Luft und schlugen zu. Sie kamen blitzschnell und trafen den Bullen genau an den richtigen Stellen.
Er wurde rot und zugleich blau im Gesicht, doch er hielt sich auf den Beinen, was wiederum ein kleines Wunder war. Nur in den Knien knickte er ein, holte tief Luft und schüttelte den Schädel.
Der Chinese wollte noch einmal zuschlagen, doch ich hielt ihn zurück. »Laß es, Suko«, sagte ich und schloß gleichzeitig die Tür.
»Okay.«
Ich ging an meinem Partner vorbei und schaute den Leibwächter an.
»Du weißt jetzt, wie der Hase läuft, Kamerad«, sagte ich. »Noch eine Dummheit, und es ergeht dir dreckig.«
»Scheiß Bulle!« zischte er.
Ich winkte ab. »Damit machst du dir keine Freunde, Sonny. Wo steckt dein Boß?«
Er schaute mich an. Die Haare, sonst glatt nach hinten gekämmt, waren ihm in die Stirn gefallen. Sie hingen wirr über seine Augen.
Er pustete die Strähnen weg. »Such sie doch.«
»Es sind mehrere?«
»Ja.«
»Wir werden sie auch suchen und sicherlich finden, aber es wäre besser für dich, wenn du uns das sagst. Kapiert?«
»Klar.«
Und da drehte er durch. Er warf sich plötzlich nach rechts, rollte sich geschickt über die Schulter hinweg ab und griff gleichzeitig mit beiden Händen unter seine Achselhöhlen.
Ein Zweihandschütze, wie im Wilden Westen.
Und er zog auch so schnell wie ein Revolverheld.
Ich war noch schneller.
Suko hatte mir beigebracht, auch mit
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