0138 - Flucht in die Schädelwelt
der schwere Wagen schleuderte in die Kurve und räumte ebenfalls Kies vom Boden. Ich jagte von der anderen Seite um das Rondell herum und erreichte den asphaltierten Weg, der auch zum Tor führte.
Gas!
Die beiden Wagen noch vor der Einmündung zu stoppen, war uns nicht gelungen. Vielleicht packten wir es auf gerader Strecke.
Zwar war der Jaguar schneller, aber ich hoffte, dieses Manko durch fahrerisches Können auszugleichen.
Zudem stand uns der gewaltige Polizeiapparat zur Verfügung.
Suko hatte den gleichen Gedanken. »Fahndung?« fragte er.
Ich nickte.
Mein Partner griff bereits zum Hörer des Autotelefons. Er tippte die Nummer der Fahndungszentrale.
Ich konnte mich auf Suko verlassen. Er würde alles in die Wege leiten, während ich mich auf die Verfolgung konzentrierte.
Schon sah ich die Kreuzung.
Der Jaguar nahm sie in voller Fahrt, während die Rücklichter des Rovers aufglühten.
Ich bremste noch nicht, kam dem Rover näher, dann jedoch mußte ich abstoppen, wenn es mir nicht so ergehen sollte wie Barry. Er hatte die Kurve nicht richtig in den Griff bekommen. Zudem machte das nasse Laub die Straße zu einer Rutschbahn, der Jaguar geriet aus der Spur und schoß über den Straßenrand hinaus ins Gelände.
Das war sein Ende. So dachte ich, aber ich hatte mich getäuscht und nicht mit Barrys fahrerischem Können und seiner glänzenden Reaktion gerechnet.
Er schaffte es, den Wagen wieder auf die Fahrbahn zu bringen.
Dabei überhüpfte der Jaguar den Straßengraben, fiel mit seinen vier Rädern auf den nassen Asphalt, drehte sich um 180 Grad und stand plötzlich wieder in Fahrtrichtung.
Dieses Manöver hatte nicht nur mich überrascht, sondern auch den Fahrer des Rovers.
Er bremste.
Ich wollte ihn nicht mit der Kühlerschnauze »küssen« und drückte ebenfalls das Pedal nieder.
Der Jaguar startete wieder.
Und auch der Rover.
Ich gab ebenfalls Gas.
Suko hatte die Zeit über neben mir gesessen und nur telefoniert.
Man kannte ihn in der Einsatzzentrale, es war bekannt, daß er seine Aktionen mit mir absprach.
Der Chinese hängte den Hörer ein. »Alles klar, die Fahndung läuft.«
Ich nickte. Reden wollte ich nicht, denn ich mußte mich voll auf die beiden Wagen vor uns konzentrieren.
Leider konnte ich nicht überholen. Die Straße zwar breit genug, wiederum auch zu schmal. Wäre ich an dem Rover vorbeigezogen, hätten die Reifen den Grünstreifen nahe dem Graben berührt. Und dort war es verdammt rutschig. Ich lief also bei einem Überholmanöver in Gefahr, irgendwo in der Landschaft zu landen.
Mit gerade noch erträglicher Geschwindigkeit rasten wir über die mit Pappeln flankierte Straße. Die hohen, schlanken Bäume wischten nur so vorbei.
Bald würde die Straße hinter uns liegen, dann konnten wir die Geschwindigkeit steigern.
Ich hoffte auch, daß die breiteren Straßen, die nach London hineinführten, bereits abgesperrt waren.
Eigentlich konnte überhaupt nichts schiefgehen. Es war eine Autojagd, wie man sie fast in jedem Actionfilm zu sehen bekommt.
Nur rasten wir nicht durch Scheunen oder sprangen mit den Autos über gewaltige Bodenwellen.
Der Jaguar beschleunigte. Er war der schnellere und setzte sich von dem Rover ab.
Wollte Barry seine Kumpane im Stich lassen?
Nein, er hatte etwas anderes vor.
Plötzlich sah ich etwas Glühendes aus dem Seitenfenster des Jaguar steigen. Es funkelte rötlich und erinnerte mich an eine Girlande.
Aber es war keine Girlande, sondern die Knochenkette.
Sie glitt über dem Dach des Jaguar durch die Luft und nahm sogar die Geschwindigkeit des Wagens an.
Nicht nur das.
Sie wurde schneller, überholte den Flitzer.
Und dann war sie plötzlich verschwunden.
»Verstehst du das?« fragte Suko.
Ich schüttelte den Kopf.
Angespannt bis in den letzten Nerv hockte ich hinter dem Lenkrad. Meine Lippen bildeten einen Strich, die Zähne gruben sich hart aufeinander.
Diese Knochenkette mußte etwas zu bedeuten haben. Weshalb war sie sonst aufgetaucht?
Wir sollten es bald erfahren. Auf eine sehr drastische Art und Weise, denn die Kette war zu Boden gefallen.
Und sie veränderte sich.
Obwohl ich es selbst nicht sah, suchte ich doch nach einer Erklärung. Die fünf Schädel der Kette wuchsen zusammen, sie vereinigten sich zu einem gewaltigen, riesenhaften, gelblich bleich schimmernden Totenkopf, der die gesamte Fahrbahnbreite einnahm und mitten auf der Straße hochwuchs.
»Da!« rief Suko.
Ich sah es selbst, verdammt noch mal, ich konnte nichts mehr
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