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014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen

Titel: 014 - Das Geheimnis der gelben Narzissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Taschen. Aber er schien das nicht zu finden, was er suchte, und legte mit einem Lächeln den Umschlag mit den chinesischen Papieren sorgsam auf den Tisch. Dann nahm er das Buch auf und las weiter.
    »Im Hotel London zu Mittag gegessen, am Nachmittag etwas geschlafen. Wetter furchtbar heiß. Hatte einen entfernten Vetter - Tarling - zu besuchen, der zu der Polizeitruppe in Schanghai gehört, aber zu umständlich. Die Abendstunden in Chu Hans Tanzpavillon zugebracht. Dort kleine, hübsche, liebenswürdige Chinesin kennengelernt, die auch englisch sprach. Habe mich für morgen mit ihr zu Ling Fus Teehaus verabredet. Sie heißt hier ›die kleine Narzisse‹, und ich nannte sie ›Meine liebe, kleine, gelbe Narzisse‹ -«
    Mr. Milburgh hielt bei seiner Lektüre inne.
    »Kleine gelbe Narzisse?« wiederholte er für sich, dann schaute er auf die Decke und spitzte die Lippen. »Kleine gelbe Narzisse!« sagte er noch einmal, und ein breites Lächeln ging über sein Gesicht.
    Er war noch mit seiner Lektüre beschäftigt, als es unerwartet läutete. Er sprang auf und horchte. Es schellte noch einmal. Schnell drehte er die Lichter aus, schob vorsichtig den dicken Vorhang beiseite, der das Fenster bedeckte, und spähte in den Nebel hinaus. In dem Licht der Straßenlaterne konnte er mehrere Leute unterscheiden, die vor der Tür standen. Behutsam ließ er den Vorhang wieder fallen, drehte das Licht an, nahm die Bücher auf und verschwand mit ihnen auf dem Gang. Der Raum, der nach hinten hinaus lag, war sein Schlafzimmer. Dorthin zog er sich zurück und kümmerte sich fünf Minuten lang nicht um das dauernde Klingeln.
    Dann erschien er wieder auf der Bildfläche. Er hatte einen Schlafanzug angezogen, und darüber trug er einen schweren Schlaf rock. Er schloß die Tür auf und ging in seinen Filzpantoffeln den Weg bis zu dem großen eisernen Tor.
    »Wer ist dort?« fragte er.
    »Tarling - Sie kennen mich doch!«
    »Mr. Tarling?« fragte Milburgh ganz erstaunt. »Aber das ist ja ein unerwartetes Vergnügen! Treten Sie doch bitte näher, meine Herren.«
    »Öffnen Sie das Tor«, sagte der Detektiv kurz.
    »Entschuldigen Sie mich bitte, ich muß erst den Schlüssel holen, ich habe nicht erwartet, um diese Stunde noch Besuch zu bekommen.«
    Er ging in das Haus zurück, sah sich noch einmal überall um und erschien dann wieder mit dem Schlüssel. Er hatte ihn zwar schon vorhin in der Tasche gehabt, aber er war ein vorsichtiger Mann und wollte sich erst noch vergewissern, ob er nichts vergessen hätte.
    Tarling war von Inspektor Whiteside und einem anderen Herrn begleitet, in dem Milburgh richtig einen Detektiv vermutete. Aber nur Tarling und der Polizeiinspektor nahmen die Einladung an, näher zu treten. Der dritte blieb draußen vor dem Tor.
    Milburgh führte sie in sein gemütliches Wohnzimmer.
    »Ich hatte mich schon vor einigen Stunden gelegt, und es tut mir leid, daß ich Sie so lange habe warten lassen.«
    »Ihr elektrischer Ofen ist aber noch ganz heiß«, bemerkte Tarling ruhig, der sich zu dem kleinen Gestell hinuntergebeugt hatte.
    Milburgh lachte.
    »Sie entdecken aber auch gleich alles«, sagte er bewundernd.
    »Ich war so schläfrig, als ich zu Bett ging, daß ich vergaß, ihn abzustellen. Als ich eben herunterkam, sah ich es und drehte ihn ab.«
    Wieder bückte sich Tarling und nahm einen glühenden Zigarrenstummel von dem Aschenbecher vor dem Kamin auf.
    »Sie rauchen also auch beim Schlafen?« fragte er trocken.
    »O nein«, entgegnete Milburgh leichthin, »ich rauchte gerade, als ich die Treppe herunterging, um Sie hereinzulassen. Ganz in Gedanken habe ich die Zigarre angezündet und in den Mund gesteckt. Das mache ich jeden Morgen beim Aufwachen - es ist eine schlechte Angewohnheit. Ich habe sie eben hingelegt, als ich die Heizung abdrehte.«
    Tarling lächelte.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« fragte Milburgh, der sich selbst in einen Stuhl niederließ. Er zeigte bedeutungsvoll auf die Papiere, die auf seinem Tisch lagen.
    »Sie sehen, wir haben jetzt sehr viel im Geschäft zu tun, seitdem der arme Mr. Lyne eines so plötzlichen Todes gestorben ist. Ich muß mir sogar Arbeit mit nach Hause nehmen, und ich kann Sie versichern, daß ich manche Nacht bis zum Morgengrauen arbeite, nur um die Rechnungen für die Bücherrevisoren fertigzustellen.«
    »Arbeiten Sie denn immer?« fragte Tarling harmlos. »Gehen Sie nicht manchmal nachts im Nebel spazieren, um sich zu erfrischen?«
    »Spazierengehen, Mr. Tarling?« fragte

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