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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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brennendes Scheit aus dem Kamin und hielt es abwehrend hoch.
    »Thaja!« rief sie. »Thaja, Eimer!«
    Die Tür ging auf, und ein halbes Dutzend Puppen stürzte herein, als hätten sie da draußen nur auf ihren Ruf gewartet. Sie zögerten beim Anblick des Feuers in meiner Rechten.
    Bevor mich jemand daran hindern konnte, sprang ich zum Tisch. Während die Frau zurückwich, drückte ich das brennende Holzscheit auf die Wachsfiguren auf dem Tisch.
    Die Zigeunerin schrie auf: »Nein! Karlie – du weißt nicht, was du tust!«
    Aber ich wusste es sehr wohl. Ich sah mit Genugtuung, wie die Figuren schmolzen und die Stoffteile von den Flammen verzehrt wurden. Nun würde Carlotta keine Gefahr mehr drohen. Schluss mit der verdammten Hexerei! Ich riss Carlottas Kleid an mich und warf es in den Kamin. Das Feuer griff gierig danach.
    Mehr Zeit hatte ich nicht.
    Sie kümmerten sich nicht länger um die Glut. Sie umzingelten mich.
    »Holt ihn euch!« schrie die Frau. »Aber verletzt ihn nicht!
    Verzeiht ihm, meine Lieblinge! Er ist blind.«
    Blind! dachte ich wütend. Ich hatte bereits genug gesehen.
    Ich holte aus, und sie wichen zurück. Langsam steuerte ich auf die Tür zu. Sie merkten es und versuchten mir den Weg abzuschneiden.
    »Vorwärts, meine Lieblinge! Er darf nicht fort!« feuerte die Zigeunerin sie an.
    Und sie kamen heran. Ich hieb mit dem brennenden Holz in den Knäuel. Funken stoben, Haare knisterten. Es roch nach angeschmortem Stoff und Plastik. Noch einmal zögerten sie, dann stürmten sie erneut auf mich ein.
    Ich bekam eine an den Haaren zu fassen und schleuderte sie herum, dass sie alle zu Boden stürzten.
    »Bleibt mir vom Leib!« keuchte ich drohend und senkte das lodernde Scheit auf das Gesicht der Puppe. Ich spürte, wie sie in meinen Händen erstarrte. Sie gab einen wimmernden Ton von sich. Die anderen hielten inne.
    »Junge!« bettelte die Zigeunerin »Ich werde dieses Haus verlassen«, krächzte ich. »Mit Carlotta und Ihrem kleinen Liebling hier. Wenn Sie ihn wiederhaben wollen, dann rühren Sie keinen Finger.«
    »Karlie du machst einen Fehler.«
    »Vielleicht. Wie ist es? Holen Sie Carlotta?«
    »Du kannst nicht vor dir selbst weglaufen«, sagte sie.
    »Das habe ich nicht vor. Ich wüsste auch keinen Grund.
    Schicken Sie diese Teufel weg!«
    Ich deutete auf die Puppen, die mich unverwandt anstarrten.
    »Es ist gut«, murmelte sie. »Ihr könnt nichts mehr tun. Geht hinaus!«
    Abrupt drehten sie sich um und verschwanden durch die Tür.
    Ich atmete auf. Die Kleine wehrte sich in meinen Armen, aber ich ließ ihren Schopf nicht los. Auf einen Wink der Alten hielt sie still.
    Sie sah mich resignierend an. »Du rennst in dein Verderben.
    Einmal werden sie dich erwischen.«
    »Hier ist mein Verderben«, entgegnete ich heftig. »Hier in der – Hexenküche. Ich weiß nicht, welcher Teufel in Ihnen steckt, und ich habe auch keine Lust, es herauszufinden. Wo bleibt
    Carlotta?«
    »Eines Tages wirst du dich erinnern. Jede Stunde, jede Minute kann es geschehen.«
    »Wenn es mit Ihnen zusammenhängt, ist es mir nicht eilig damit. Ich habe diese ganzen Monate nichts anderes getan, als nach meiner Vergangenheit geforscht. Es gab Augenblicke, da wäre mir jede Vergangenheit recht gewesen – irgendeine. Aber ich weiß jetzt, dass ich ein neues Leben vor mir habe, ohne Schatten.«
    »Kann ich dich nicht überzeugen, dass …«
    »Nein«, unterbrach ich sie.
    »Also gut«, seufzte sie. »Was ich dir auch sage, du würdest es mir nicht glauben.« Sie sah mich traurig an. »Ich werde dich nicht mehr festhalten. Ich hätte wissen müssen, dass meine Kräfte und meine Handlungen dich nur abstoßen. Du erinnerst dich ja nicht daran, dass du einer von uns bist. Lass sie frei! Sie wird Carlotta holen.«
    »Das kann auch eine der anderen tun«, erwiderte ich.
    Sie nickte und rief nach ihren Puppen. Dann schickte sie eine los, Frau Gilbert zu holen.
    Nach ein paar Minuten erschien Carlotta. Ich sah sofort, dass sie noch immer unter dem Bann stand. Aber ich würde sie in Sicherheit ringen. In wenigen Stunden ließ die Wirkung der Drogen nach.
    Die Zigeunerin deutete auf die Tür. »Geht! Ihr seid frei.«
    »Ich bleibe«, murmelte Carlotta abwesend. »Ich bin das Opfer.«
    Ich nahm sie an der Hand und zog sie mit mir. Sie folgte willig.
    »Thaja zeigt euch den Weg«, sagte die Zigeunerin.
    Vorsichtig lockerte ich meinen Griff, aber ganz gab ich die Puppe nicht frei.
    Wenig später standen wir im hellen Tageslicht. Ich atmete

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