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014 - Das Haus der boesen Puppen

014 - Das Haus der boesen Puppen

Titel: 014 - Das Haus der boesen Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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auf etwas Unsichtbares ein.
    Nach geraumer Weile nahm sie eine große Nadel aus ihrem Haar und hielt sie über die Wachspuppe. Langsam stach sie die Nadel durch eines der Beinchen.
    Oben – weit entfernt, aber deutlich vernehmbar – erklang der Schrei der Qual.
    Sie drehte die Nadel langsam herum. Weitere Schreie folgten.
    Dann war es still.
    Die Frau lächelte befriedigt.
    »Ich wette, sie haben sie«, bemerkte sie.
    Es dauerte nicht lange, da erklangen Schritte vor der Tür.
    Zwei der Puppen traten ein und führten Carlotta mit sich. Sie blickte verwundert um sich, leistete aber keinen Widerstand.
    Die Puppen hatten sie gelehrt, was auch ich erfahren hatte: hier gab es keinen Widerstand. Was zu geschehen hatte, musste geschehen.
    Die Frau musterte Carlotta. »Du hast recht, mein Junge, sie ist schön.« Sie hob die Schultern. »Aber sie weiß zuviel. Du wirst ein gutes Opfer sein.«
    Carlotta sagte demütig: »Ja.«
    »Schafft sie fort, meine Lieben, bis es soweit ist. Aber verwahrt sie gut!«
    Die beiden Puppen führten Carlotta hinaus.
    »Wann ist es soweit?« fragte ich.
    Sie hob die Schultern.
    »Bald«, erklärte sie. »Im Spiegel wirst du es erkennen.«
    Ich sah in den Spiegel, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches.
    Ich bezähmte den Hunger und fasste mich in Geduld. Gelegentlich blickte ich zum Spiegel, immer wieder enttäuscht, dass nichts geschehen war.
    »Nun müssen wir nur noch einen Feind beseitigen, den neugierigsten von allen: ihren Mann, Eddie Gilbert. Er war uns am dichtesten auf der Spur. Er fand heraus, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dir und mir. Ich hoffte, er wäre ein guter Lockvogel, aber seine Carlotta war zu misstrauisch zu abergläubisch.« Sie spie das Wort fast heraus. So erregt hatte ich sie noch nicht gesehen. »Aber nun haben wir sie ja. Er braucht nicht länger in seiner Ausstellung zu stehen.«
    »Du hast ihn gegen die ELEVA-Puppe ausgetauscht«, sagte ich.
    »Nicht ich. Meine Lieblinge.«
    Sie nahm eine andere männliche Puppe, die in ein Stück Anzugstoff gehüllt und die einzige war, die stand. Irgendwie wusste ich, dass die Puppe Gilbert verkörperte. Eine lange Nadel durchbohrte den Körper der Puppe bis zu den Füßen und nagelte sie am Brett fest.
    »Wie ich dieses Töten hasse!« sagte die Frau. »Aber wir müssen töten, damit du lebst. Du auf deine Art und ich auf meine.«
    »Ja«, sagte ich.
    Sie ergriff den Kopf der Nadel und zog sie heraus. Ich sah, dass ihre Lippen zuckten, als würde sie beten. Das wächserne Figürchen fiel nach vorn. Der Kopf löste sich und rollte über den halben Tisch.
    Gilbert war tot.
    Die Zigeunerin seufzte. »Wie ich dieses Morden hasse!«
    Sie sah mich mitleidig an.
     

     

Im Laufe der nächsten Stunden wurde mein Bewusstsein wieder klar. Die Droge ließ nach, die die Zähne der Puppe mir in den Arm injiziert hatte.
    Ein Grauen wuchs in mir. Ich begriff plötzlich, in wessen Hände ich geraten war. Vor ein paar hundert Jahren hätte man diese Frau auf den Scheiterhaufen gebunden und verbrannt.
    Sie war eine Hexe. Das erklärte zwar noch immer nicht, warum diese Puppen sich bewegten, aber es erklärte die anderen makabren Dinge – dieses grausame Spiel mit den wächsernen Figuren und den Nadeln. Sie musste unglaubliche Kräfte besitzen.
    Die Erinnerung an Carlottas Schreie fegten den letzten Rest von Lethargie aus meinem Gehirn. Es war kein Spiel, sondern tödlicher Ernst. Mein Herz schlug bis in den Hals hinauf. Ich musste hier fort – aber nicht ohne Carlotta. Sie sollte nicht einen solchen Tod finden wie Eddie.
    Ich ballte die Hände, wandte mich zu der Frau um und sah, dass sie mich scharf musterte. Zu spät. Sie hatte erkannt, dass der Bann von mir gewichen war dass ich wieder einen eigenen Willen besaß.
    Ein Funken vor Furcht war in ihren Augen.
    »Erinnerst du dich?« fragte sie.
    »Hexe!« knurrte ich. »Mörderin!«
    Sie erbleichte. »Karlie!«
    Sie sah, dass mein Blick zur Tür wanderte.
    »Ich werde dich nicht fortlassen«, sagte sie mit einem entschlossenen Kopf schütteln. »Sei vernünftig! In ein paar Stunden wirst du alles wissen und mir dankbar sein.«
    Ich lachte bitter. »Dankbar! Wofür sollte ich Ihnen dankbar sein?«
    »Hab’ Geduld, mein Junge. Ich möchte dich nicht noch einmal meinen Lieblingen überlassen. Aber ich werde es tun, wenn du nicht vernünftig bist.«
    »Vernünftig!« entfuhr es mir. »Ich werde Ihre kleinen Bestien auseinander nehmen. Das hätte ich längst tun sollen.«
    Ich holte ein

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