014 - Die Falle des Zyklopen
Wir schlitterten und rutschten. Da der Polizeiwagen nicht so viel Bodenfreiheit hatte wie das Fahrzeug, das Tanassis lenkte, saßen wir mehrmals kurz auf, doch Ellis gelang es immer wieder, das Polizeiauto in Schwung zu halten – bis dies irgendwann mal nicht mehr möglich war. Wir blieben stecken.
Ellis schimpfte.
Doch ich hatte damit gerechnet, daß wir nicht so weit kommen würden wie der Geländewagen, deshalb blieb ich ruhig, und es gelang mir auch, Hywel Ellis zu beruhigen.
Wir stiegen aus und setzten den Weg zu Fuß fort. Die Zeit drängte, denn sobald Theo Tanassis und Tucker Peckinpah das Todesmoor erreicht hatten, stand es verflixt schlimm um meinen Partner.
***
Zweige klatschten gegen die Windschutzscheibe. Blätter wischten über das Glas. Aus tiefen Pfützen, in die die Reifen einsanken, spritzten Schlammfontänen auf. Tucker Peckinpah wurde hin und her geschüttelt. Er versuchte so steif wie möglich zu sitzen, um mit der Glutfratze nicht in Berührung zu kommen, die ihn bewachte.
Das allradgetriebene Fahrzeug wühlte sich durch den weichen Boden.
Der Wald lichtete sich.
Und dann sah Tucker Peckinpah das tückische Todesmoor – das Versteck des Zyklopen. Theo Tanassis nahm den Fuß vom Gaspedal und trat auf die Bremse. »Da wären wir«, sagte er mit einem kalten Lächeln. »Gleich werden Sie Bekanntschaft mit Zakatta machen. Freuen Sie sich darauf, Peckinpah.«
Der Sektierer stieg aus. Er befahl dem Industriellen, ebenfalls den Wagen zu verlassen. Tucker Peckinpah wollte nicht gehorchen. Da näherte sich ihm sofort das glühende Zyklopengesicht, und wenn er nicht ausgestiegen wäre, hätte ihn die Fratze verbrannt. Nervös trat er neben Theo Tanassis. Sein Blick schweifte unruhig über den Sumpf. Hier also hatte der Zyklop eine gefährliche Falle errichtet, und jeder Mensch, der ihm nicht Untertan war und hierher kam, war des Todes.
Tanassis nickte grinsend. »Es sieht verdammt schlecht für Sie aus, Peckinpah. Ich persönlich gebe keinen löchrigen Penny mehr für Ihr Leben. Sie haben nur noch die Wahl zwischen der Glutfratze und Zakatta. Schlimm, was? Aber Sie wollten es ja nicht anders. Jahrelang haben Sie die schwarze Macht mit allen Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln bekämpft. Das mußte sich ja einmal rächen.«
»Sie sind ein Narr, Tanassis!« sagte Tucker Peckinpah mit vibrierender Stimme. »Warum haben Sie sich dem Bösen verschrieben?«
»Weil das Böse meinem Naturell entspricht. Mein Charakter ist schlecht. Ich konnte das bisher stets gut verbergen, aber vor Ihnen brauche ich mich nun nicht mehr zu verstellen.«
»Sie haben die Fabrik hervorragend geleitet. Genügte Ihnen dieser Erfolg nicht?«
»Nein, Peckinpah, denn ich strebe nach höherem. Irdische Güter interessieren mich nicht. Das Leben eines Menschen ist gar nichts – gemessen an der Ewigkeit. Der kluge Mann baut vor. Ich bereite mich jetzt schon auf die Zeit nach meinem Tod vor. Ich erwerbe mir Verdienste um die Hölle, die man nicht übersehen kann. Asmodis’ Dank ist mir sicher, das weiß ich.«
»Es ist verrückt, sich mit den finsteren Mächten einzulassen.«
»Daran kann und will ich jetzt nichts mehr ändern«, erwiderte Theo Tanassis frostig. Dann wandte er sich dem Moor zu und rief Zakatta.
Und der Zyklop erhob sich.
***
Bestürzt betrachtete Tucker Peckinpah den einäugigen Riesen, an dessen muskulösem Körper der graubraune Schlamm träge herunterrann. Mordlüstern starrte das Ungeheuer den Industriellen an.
Ein aggressives Fauchen drang aus seinem Mund.
»Das ist Tucker Peckinpah, Herr«, tief Theo Tanassis. »Er ist Tony Ballards Partner…«
»Ich weiß, wer das ist!« schnarrte Zakatta. »Und ich freue mich, daß du ihn nicht selbst getötet hast, sondern mir überläßt!«
»Ich dachte, daß ich dir damit einen großen Gefallen erweisen würde«, sagte Tanassis unterwürfig.
Der Zyklop schritt über das Moor, ohne einzusinken. Tucker Peckinpah wollte zurückweichen, aber hinter ihm hing die Glutfratze in der Luft. Wenn er nur einen einzigen Schritt rückwärts getan hätte, wäre es zur tödlichen Berührung gekommen. Der Industrielle steckte schlimm in der Klemme. Er konnte tatsächlich nur noch zwischen zwei Todesarten wählen, und eine war genauso schlimm wie die andere.
»Bedauern Sie endlich, auf der falschen Seite zu stehen?« höhnte Tanassis.
Peckinpah schaute ihn ernst an. »Nein, Tanassis. Ich habe nichts zu bereuen, und ich bedaure nur, daß ich mich nicht noch viel mehr
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