0141 - Der hinkende Mörder
dieser Zeit auf 750 000 Dollar«, entgegnete ich. »Was er in seinem Laden hat, dürfte ein Mehrfaches dieses Betrages wert sein. Warum sollte er da gerade auf das Säckchen mit Rohdiamanten verfallen, die viel schwerer abzusetzen sind, als geschliffene Steine oder fertiger Schmuck?«
Wir redeten hin und her und kamen zu keinem Resultat.
»Was mich außerdem irgendwie stört, ist, dass das ermordete, unbekannte Mädchen ausgerechnet die Adresse eines Mannes in der Tasche hatte, der bei Belter beschäftigt ist. Er wurde eingestellt, nachdem Belter tot war, aber ich lasse mich braten, wenn die Information, die sie mir versprochen hatte, nicht irgendwie mit diesem Antesi, den ich für einen Lumpen halte, zusammenhängt. Sie müssen bedenken, dass sein Name das einzig Schriftliche war, was sie bei sich trug.«
»Es sei denn, der Mörder habe alles, was auf ihre Person hineisen könnte, aus der Handtasche genommen«, sagte Rainey. »Es muss ihm sehr viel daran gelegen gewesen sein, dass die Ermordete nicht identifiziert wird.«
»Und merkwürdig ist, dass sich nach der Veröffentlichung ihres Bildes kein Mensch gemeldet hat.«
»Das ist weiter nicht so erstaunlich«, behauptete der-Teck. »Tote verändern sich sehr schnell. Ich habe es schon wiederholt erlebt, dass sie sich so sehr veränderten, dass auch gute Freunde oder gar Angehörige sie nicht sofort wieder erkannten.«
Um elf kam die Antwort aus Washington. Belter war in der Armee, aber niemals an der Front gewesen. Immerhin zählte er damals schon 42 Jahre und hatte einen Herzfehler.
»Und mit diesem Herzfehler soll er dann im Alter von fünfundfünfzig mit dem Fallschirm abgesprungen sein, und das ohne jede-Vorkenntnis«, zweifelte ich.
»Es ist aber so«, behauptete der Teck. »Den Beweis dafür haben wir ja heute gefunden.«
»Aber keinen Beweis, dass es tatsächlich Belter war. Er hat nirgends eine Visitenkarte hinterlassen. Nehmen wir einmal an, der Tote, also der, den man als Juwelier identifiziert hat, sei tatsächlich Belter. Dann müsste ihm jemand das Säckchen mit Steinen abgenommen haben. Das liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit.«
»Und wie soll das in einem voll besetzten Flugzeug geschehen sein?«
»Ein geschickter Taschendieb hätte das ohne Schwierigkeiten gemanagt. Ich glaube, ich werde mir die Passagierliste nochmals vornehmen müssen und vor allem feststellen, wer den Sitz neben Belter innehatte.«
»Tun Sie das ruhig, aber Sie werden sehen, dass ich doch Recht habe«, behauptete Rainey.
Wir stritten uns noch eine Weile, und dann war die Flasche leer. Es war fast Mitternacht, und so krochen wir unter die Federn.
Die fahrplanmäßige Maschine nach New York ging erst um elf Uhr am nächsten Vormittag. Wir bestellten Tickets, frühstückten, und dabei fragte ich den Wirt, ob es in der Nähe der Absturzstelle irgendwelche menschlichen Behausungen gäbe.
»In unmittelbarer Nähe nicht«, meinte er, »Aber zwischen dem Platz und der Stadt leben zwei Familien. Einmal Rex Hayward, der sich dort zur Ruhe gesetzt hat und sich die Zeit mit Entenjagd vertreibt, dann Bill Anse, ein armer Schlucker, der sich in den Kopf gesetzt hat, dass im Sumpf die dicksten Kürbisse wachsen müssen.«
»Fahren Sie mit?« fragte ich den Versicherungsteck.
»Wohin?«
»Zu den beiden Familien, die den Mann, den wir suchen, gesehen haben könnten.«
»Ich verzichte. In diesem verfluchten Nest hat keiner jemanden gesehen, oder sie wollen niemanden gesehen haben. Die Leute sind so stur wie die Panzerwagen.«
»Dann versuche ich es allein«, meinte ich und setzte mich in unseren Leihwagen.
Die Haywards waren alte Leute. Sie hatten den Krach gehört und die Rauch- und Flammensäule gesehen. Dann riefen sie sofort die Polizei an, und im Übrigen kümmerten sie sich um nichts.
Bill Anse war Anfang vierzig und anscheinend ein Querkopf, aber er hatte eine nette, junge Frau und drei Kinder, einen Jungen von zwölf, einen von acht Jahren und ein kleines Mädchen von fünf Jahren.
Zuerst verlangte er meine Legitimation und führte mich widerwillig in die Wohnküche, wo seine Frau am Herd herumwirtschaftete.
Er erzählte mir fast haargenau dasselbe wie Hayward, während seine Frau kopf nickend dabeistand und hie und da ein Wort der Bestätigung einwarf. Die Kinder drängten sich um uns und sperrten die Mäuler auf.
»Haben Sie vielleicht in den ersten Stunden nach dem Unglück einen Mann gesehen, der wahrscheinlich quer durch die Gegend nach Holdcroft
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