0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
Mund und sagte spöttisch: »Du warst niemals eine gute Lügnerin, Roberta. Zamorra glaubt kein Wort von dem, was du ihm erzählt hast. Warum sagst du ihm nicht die Wahrheit? Du bist eine Mörderin!«
»Ich habe es nicht getan!« stöhnte Roberta verzweifelt.
»Du warst dabei, als es geschah. Du hast mich in diese Falle gelockt. Du warst damit einverstanden, daß Oliver mich tötete.«
»Weil du mich so schrecklich gequält hast!« schrie Roberta zitternd vor Angst. »Warum hast du das getan?«
Matthew McQuillan kicherte.
»Ich hatte meine Freude daran.«
Roberta starrte fassungslos auf das Foto. Sie konnte nicht verstehen, wie es möglich war, das Matthew mit ihr redete. Ein ganz gewöhnliches Foto hatte zu leben begonnen.
Matthew fletschte die Zähne.
»Ich werde dich langsam in den Wahnsinn treiben, Roberta. Todesangst und furchtbare Schrecken werden Oliver und dich verrückt machen. Ihr beide werdet froh sein, wenn ich euch endlich töte. Es war ein großer Fehler, sich an mir zu vergreifen.«
Weg! Weg! Lauf weg! schrie es in Roberta. Ihre Nerven waren aufs äußerste angespannt, drohten der Belastung nicht standzuhalten. Gleich mußte sie den Verstand verlieren.
Weg! Weg! hämmerte es in ihrem Kopf.
Mit einem heiseren Schrei schleuderte sie den Silberrahmen zu Boden.
Matthew McQuillan lachte sie schallend aus. Das Foto schnellte aus dem Rahmen, flatterte hoch, als würde es von einer Windbö getragen. Plötzlich zerfloß es vor den entsetzensstarren Augen des Mädchens. Es wurde größer, nahm eine ovale Gestalt an, verwandelte sich innerhalb einer Sekunde in einen gräßlichen Totenschädel, an dem eisengraue Haare herabhingen, während aus großen Höhlen unheimliche Augen weit hervorquollen.
Jetzt bin ich wahnsinnig, dachte Roberta McQuillan entsetzt. Total verrückt!
Keuchend wirbelte sie herum.
Namenlose Angst peitschte sie durch den Raum, auf die Tür zu.
Der Totenschädel flog hinter ihr her. Ehe sie die Tür erreicht hatte, krallten sich eiskalte Finger um ihren Hals. Sie wollte um Hilfe rufen, doch Matthew hinderte sie daran. Seine unsichtbaren Hände schnürten ihre Kehle zu. Sie rang verzweifelt nach Luft, schlug zitternd um sich. Ihr Gesicht lief knallrot an und verfärbte sich dann bläulich. Weit traten ihre aufgerissenen Augen hervor. Die Zunge drängte sich wulstig zwischen den Lippen heraus.
Das Ende! brannte es in Robertas Kopf. Das ist das Ende. Endlich ist es vorbei. Du wirst für dein Verbrechen bezahlen.
Etwas schmerzhaft Schwarzes rast auf sie zu. Es stülpte sich, über sie, riß sie von den Beinen. Roberta fühlte plötzlich keinen Schmerz mehr. Die Angst war verflogen.
Mit dem letzten Funken ihres Bewußtseins begrüßte sie den Tod…
Aber Roberta McQuillan irrte sich. Es war nicht der Tod, der sich ihrer bemächtigt hatte, sondern lediglich eine vorübergehende Ohnmacht. Der Dämon hatte nicht die Absicht gehabt, Roberta schon zu töten. Das wäre ein zu schnelles Ende für sie gewesen. Sie sollte erst noch im Geist unzählige Tode erleben, ehe ihre Letzte Stunde tatsächlich geschlagen hatte. Sobald sie die Besinnung verloren hatte, ließ Matthew McQuillan von ihr ab.
Seine teuflischen Augen starrten die Frau feindselig an. Der grauenerregende Kopf blieb noch eine Weile im Raum. Dann begann die Luft zu flimmern, und der gräßliche Spuk löste sich in nichts auf.
***
Am nächsten Morgen telefonierte Professor Zamorra mit Dr. Ben Spence. Im Befinden von Jody Kingsbury war noch keine Besserung eingetreten. Lustlos schlangen Professor Zamorra und Nicole Duval ihr Frühstück herunter. Sie sprachen kaum miteinander. Nach dem Frühstück äußerte Zamorra die Absicht, angeln zu gehen.
»Ich muß irgend etwas tun«, sagte der Professor.
»Nimmst du mich mit?« fragte Nicole.
»Klar, was soll die Frage? Ich habe sowieso nicht die Absicht, einen Fisch zu fangen.«
»Soll das heißen, daß du nichts fängst, wenn ich dabei bin?«
»Kannst du auffassen, wie du willst.«
Sie verstauten die Angelruten im Kofferraum des Mietwagens, den Zamorra sich für die restliche Zeit seines Aufenthaltes organisiert hatte. Dann fuhren sie etwa zwei Kilometer flußaufwärts, schaukelten über einen staubigen Feldweg, durchquerten einen schmalen Austreifen, der den Fuß säumte, und landeten schließlich an einem idyllischen kleinen Angelplatz, wo sie garantiert ungestört sein würden.
Breit und träge krochen die grünen Fluten an ihnen vorbei. Dicke Fische schnellten aus dem
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