0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
ist nicht hier. Eine hirnverbrannte Idee ist das, so etwas anzunehmen.«
Zamorra steckte sich eine Zigarette an, rauchte vier Züge lang schweigend. Dann sagte er: »Ich weiß einiges über Sie.«
Roberta hob trotzig den Kopf.
»Was?« fragte sie bissig. »Was wissen Sie?«
»Es heißt, daß Ihr Mann Sie sehr schlecht behandelt.«
»Gerede. In einem Dorf wird den ganzen Tag nur geschwatzt.«
»Es ist bekannt, daß Matthew McQuillan kein Heiliger ist. Eher das Gegenteil ist der Fall. Es bereitet ihm große Freude, Menschen zu quälen. Ich nehme an, er hat bei Ihnen keine Ausnahme gemacht. Er hat Ihnen vermutlich sehr viel angetan. Vielleicht aus Eifersucht, weil Sie mit Oliver Kingsbury…«
Roberta McQuillan riß erschrocken die Augen auf.
»Ich will kein Wort mehr hören!« schrie sie wütend. »Bitte, gehen Sie! Ich will mich mit Ihnen nicht länger unterhalten.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß Matthew McQuillan Sie mit einer anderen Frau betrügt, daß er bei ihr wohnt und daß Sie die Geschichte von seiner Geschäftsreise erfunden haben, um niemandem den wahren Grund seiner Abwesenheit nennen zu müssen. So etwas ist immer sehr peinlich für eine Frau.«
Der Rauch reizte Robertas Bronchien. Sie begann nervös zu husten. Zamorra entschuldigte sich und drückte die Zigarette im Ascher aus. Dabei musterte er Roberta McQuillan sehr genau. Sie war nahe daran, ihm etwas zu erzählen. Er hatte ihrem Widerstand einen tiefen Riß zugefügt. Es schien so, als wollte sie sich ihm nun doch anvertrauen.
»Ist eine andere Frau im Spiel?« fragte er.
»Nein«, gab Roberta kopfschüttelnd zurück. »Nein, Professor.«
»Aber Matthew McQuillan befindet sich nicht auf Geschäftsreise, nicht wahr?«
Roberta senkte den Blick. Sie war immer noch unschlüssig. Nun seufzte sie tief. Sie schien sich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben.
»Sie haben recht, Professor Zamorra. Matthew befindet sich nicht auf Geschäftsreise.«
»Sondern? Ist er im Dorf?«
»Das weiß ich nicht. Wir hatten einen heftigen Streit. Er hat seine Koffer gepackt und ist einfach weggefahren.«
»Weg von seinem Hotel?« fragte Zamorra ungläubig.
»Ja. So ist es.«
»Warum haben Sie mir das so lange verschwiegen?« wollte Zamorra wissen.
Robertas schmale Schultern zuckten.
»Ich wollte einfach mit niemandem darüber reden, deshalb erzähle ich jedem, mein Mann wäre auf Geschäftsreise. Natürlich mußte ich auch in Ihrem Fall bei dieser Geschichte bleiben. Ich hoffe, Sie können das verstehen.«
***
Professor Zamorra tat so, als würde er Roberta glauben, aber er glaubte ihr nicht.
Sie hatte bloß ein Märchen durch ein anderes ersetzt. Was sie tatsächlich vor ihm verbarg, blieb weiterhin ein Geheimnis. Er vermutete, daß es etwas sehr Schlimmes war. Aber er drang nicht weiter in Roberta. Die Stunde der Wahrheit war noch nicht gekommen. Er mußte noch warten.
Robertas Züge verrieten Erleichterung, als er sich verabschiedete und gleich darauf den Raum verließ. Sie stützte den schweren Kopf mit den Händen. Ihr Instinkt sagte ihr, daß sie Zamorra mit der neuen Geschichte nicht abspeisen konnte. Der Professor würde wiederkommen und andere Fragen stellen - so lange, bis er sie weichgekriegt hatte. Vermutlich würde das nicht mehr allzulange dauern. Sie fühlte sich jetzt schon ausgebrannt und hohl. Irgendwann würde sie zusammenklappen. Der Tag war bestimmt nicht mehr fern. Sie dachte an Oliver, wünschte sich, daß er nun bei ihr wäre, denn sie hätte einen Menschen gebraucht, mit dem sie über ihre furchtbaren Probleme reden konnte. Aber Oliver war nicht da. Sie war allein mit ihrer Pein, allein und schrecklich verzweifelt.
War sie wirklich allein?
Sie stuzte und fragte sich, wieso ihr gerade jetzt dieser Zweifel kam. Natürlich war sie allein. Zamorra war gegangen. Die Tür war geschlossen. Niemand außer ihr befand sich im Raum. Und doch hatte sie das Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden. Ein kühler Schauer rieselte über ihren Rücken. Sie dachte sofort an Matthew und drehte sich halb um. Auf einem schmalen Bücherbord stand ein silberner Rahmen, in dem ein postkartengroßes Brustbild von Matthew McQuillan steckte. Sie fühlte sich von diesem Fotot auf eine unerklärliche Weise angezogen, erhob sich, nahm den Rahmen vom Bücherbord.
Plötzlich entrang sich ihrer Kehle ein heiserer Angstschrei.
Das Gesicht, das sie ansah, lebte.
Matthew McQuillan grinste sie aus dem Rahmen heraus teuflisch an.
Er öffnete den
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