0142 - Das Geheimnis des Teufelshügels
konnte sie nicht gerade deshalb wahr sein? Wer kann sich solche Dinge schon aus den Fingern saugen?
Zamorra hatte bemerkt, daß unten im Büro noch Licht gebrannt hatte, als er mit Nicole das Hotel betreten hatte.
Roberta McQuillan schien also noch zu arbeiten.
Er faßte den Entschluß, sie aufzusuchen, um mit ihr über ihren Mann zu reden. Es fiel ihm wieder ein, daß er schon während seiner ersten Unterredung mit ihr das Gefühl gehabt hatte, es würde mit ihr irgendwas nicht stimmen.
War Matthew McQuillan tatsächlich auf Geschäftsreise? Oder trieb er hier auf Dark Manor mit Robertas Wissen sein Unwesen?
Nicole war eingeschlafen. Zamorra verließ das Zimmer, war aber bestrebt, die Tür so leise wie möglich zu schließen. Nicole sollte nicht hören, daß er noch mal nach unten ging.
Zamorra nahm nicht den Lift, sondern lief die Treppe hinunter.
Auf sein dezentes Klopfen wurde er gebeten, einzutreten. Roberta McQuillan saß hinter dem Schreibtisch. Rechnungen, Geschäftsbriefe, Andrucke von neuen Farbprospekten bedeckten die gesamte Fläche und häuften sich auch über dem Telefon. Roberta machte einen kranken Eindruck auf Zamorra. Ihr Gesicht war fahl, die Wangen waren erschreckend eingefallen. Die dünnen Augenlider flatterten, und ihre Hände zitterten, wenn sie sich nicht beherrschte.
»Immer noch fleißig?« fragte Zamorra.
»Ein solches Haus erfordert viel Arbeit, Professor. Was kann ich für Sie tun?«
Zamorra wies auf einen Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand.
»Darf ich mich setzen?«
»Natürlich.«
Er nahm Platz. Roberta verbarg ihre zitternden Hände vor ihm, sah ihn ängstlich an, preßte die Lippen fest aufeinander, als fürchte sie, es könnten ihr Worte entschlüpfen, die sie besser für sich behielt.
»Sie haben sicher schon erfahren, was heute auf dem Friedhof passiert ist«, sagte Zamorra.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß das wahr ist, was ich gehört habe.«
»Was haben Sie gehört?«
»Jan Howes soll ermordet worden sein - von einem Spuk.«
»Es muß nicht unbedingt ein Spuk gewesen sein«, entgegnete Zamorra ernst.
»Sondern?«
»Den Mord kann auch ein ganz normaler Mensch begangen haben.«
»Verdächtigen Sie jemanden?« fragte Roberta McQuillan schnell.
»Vielleicht.«
»Wen?«
»Ihren Mann!« stieß Zamorra mit schneidender Stimme hervor.
Roberta fuhr sich bestürzt an die bebenden Lippen.
»Das kann nicht Ihr Ernst sein, Professor!« keuchte sie außer sich.
»Wo ist Ihr Mann?« fragte Zamorra.
»Wo? Ich sagte es Ihnen bereits. Er ist geschäftlich unterwegs.«
»Sie wissen nicht, wo genau er sich zur Zeit aufhält?«
»Nein.«
»Er ruft niemals an?«
»Nein.«
»Seltsam. Ich dachte, er hängt an seinem Hotel.«
»Das tut er.«
»Aber es kümmert ihn einen feuchten Staub, wie der Betrieb während seiner Abwesenheit läuft. Das ist doch bei einem Mann wie Matthew McQuillan recht ungewöhnlich, finden Sie nicht?«
»Ich kann nur noch mal sagen, daß er nicht angerufen hat. Ich kann ihn nicht zwingen, anzurufen.«
Zamorra kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Diese Frau verbarg irgend etwas. Sie trug ein Geheimnis in sich wie ein Tresor. Zamorra wollte versuchen, den »Safe« zu knacken. Er wollte wissen, was ihm Roberta McQuillan verheimlichte. Er war zwar auf Urlaub hier, aber er konnte seine Neugierde nicht einmal in den Ferien völlig abstreifen. Hinzu kam, daß Jody Kingsbury in diese undurchsichtige Sache hineingeschlittert war. Und somit wurde diese Angelegenheit auch zu der von Professor Zamorra. Er mußte dahinterkommen, was Roberta McQuillan vor ihm zu verbergen suchte.
»Vielleicht ist Matthew McQuillan gar nicht verreist«, sagte Zamorra bohrend.
»Wie bitte?« fragte Roberta erschrocken.
»Vielleicht befindet er sich hier im Dorf.«
»Er ist nicht da. Wie kommen Sie auf diese absurde Idee?«
»Jan Howes wurde ermordet. Und Jody Kingsbury hat den Namen des Mörders genannt: Matthew McQuillan!«
»Was reden Sie da? Es wurde keine Leiche gefunden. Howes wurde bestimmt nicht ermordet. Und warum sollte ausgerechnet mein Mann…«
»Wenn Sie wissen, wo sich Ihr Mann aufhält, sollten Sie es mir sagen - in Ihrem und in seinem Interesse. Vielleicht hat er mit der ganzen Sache nichts zu tun, dann wird ihm nichts geschehen. Es wäre aber sehr riskant für Sie, einen Mörder zu decken…«
Roberta schlug mit der flachen Hand auf den Papierkram.
»Was unterstellen Sie mir, Professor Zamorra? Ich decke keinen Mörder. Matthew
Weitere Kostenlose Bücher