0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
werde ich tun.«
Ich dachte schon weiter. »Wenn der Geist tatsächlich in dem Haus sitzt, sind die Bewohner in großer Gefahr.«
Kara nickte. »Das waren sie immer.«
»Aber bisher hat sich der Geist ruhig verhalten.«
»Sicher. Es gab für ihn keinen Grund, sich zu zeigen.«
»Und wenn du ihn beschwörst wird es einen geben.«
»Ja.«
Mir war plötzlich gar nicht mehr wohl zumute. »Das ist schlecht«, murmelte ich, »denn dann sind die Menschen hier in großer Gefahr. Bisher war der Geist ja gefangen…«
»Wir müssen ihn eben unter Kontrolle halten«, erwiderte die schwarzhaarige Kara.
»Das ist mir zu risikoreich.«
Kara hob die Schultern, und auch die beiden anderen sagten nichts. Nur Myxin blickte mich ernst an, während Haro zu Boden schaute.
So kamen wir zu keinem Ergebnis. »Laß uns weitergehen«, schlug ich vor.
Drei Stockwerke schritten wir hinab. Dann war Schluß. Das Treppenhaus hörte einfach auf. Es endete vor einer Doppeltür aus Stahl.
Wir standen da wie begossene Pudel.
Myxin fragte: »Hast du eine Erklärung, John?«
Nein, die hatte ich auch nicht. »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte ich. »Das ist baupolizeilich gar nicht drin.« Ich schaute auf die Wand.
Dort las ich eine zwei.
»Schauen wir nach, was hinter der Tür liegt«, schlug Kara vor.
»Ich habe keinen Schlüssel«, hielt ich ihr entgegen.
Sie lächelte nur. »So etwas brauche ich nicht, John Sinclair. Gib einmal acht.«
Sie ging zwei Schritte vor und legte beide Hände flach gegen die Tür.
Für einen winzigen Moment glaubte ich es flimmern zu sehen, dann war alles wieder normal.
Kara trat zurück. »Die Tür ist offen«, sagte sie.
»Wirklich?«
Sie nickte mir zu. »Ja.«
Ich probierte es, legte meine rechte Hand auf die Metallklinke und drückte sie nach unten.
Kara hatte nicht gelogen. Beinahe leicht schwang mir die rechte Hälfte entgegen.
»Kompliment«, sagte ich und lächelte.
Hatte im Flur die Notbeleuchtung gebrannt, so sahen wir vor uns einen langen, dunklen Gang. Erkennen konnte ich noch nichts, aber riechen. Und dieser Geruch kam mir bekannt vor.
Solch einen Duft gaben Obst und Gemüse ab. Jetzt verstand ich kaum noch was.
Als die drei mir gefolgt waren und ich das Licht einschaltete, klärte sich alles auf.
Wir befanden uns im Lager eines Supermarkts!
Ich sah die Werbezettel und Plakate an den Wänden. In grellen Farben wurde auf die Preisknüller der Woche hingewiesen. Getränke, Süßigkeiten, Suppen, Obst und Gemüse – alles wurde angeblich so preiswert angeboten. Nun war auch klar, weshalb die Treppe aufhörte. Der Supermarkt nahm die ersten beiden Etagen des Hauses ein. Wahrscheinlich gab es für die Hausbewohner dann eine andere Fluchtmöglichkeit.
Erinnerungen wurden wach.
Schon einmal hatten Suko und ich in einem Supermarkt gegen lebende Tote gekämpft. Damals machten uns Kapitän Mort Diabello und seine Vasallen schwer zu schaffen.
»Was ist das hier?« fragte Haro.
Ich erklärte es ihm.
»Kenne ich nicht«, sagte er nur.
»Hier werdet ihr sicherlich Kleidung finden«, lächelte ich.
Damit waren er und Kara einverstanden.
Ich hatte die Führung übernommen. Myxin hielt sich an meiner Seite. »Glaubst du an den Druidengeist?« fragte er leise.
»Vielleicht.«
»Ich kann mir schlecht vorstellen, daß er sich in dieser Umgebung wohl fühlt.«
»Auch Dämonen passen sich an«, lächelte ich. Vor einer großen Tür blieb ich stehen. Sie befand sich auf der rechten Seite des Ganges, und ich konnte sie aufdrücken, da sie sich aus zwei Schwinghälften zusammensetzte.
Wir betraten den obersten Verkaufsraum.
Es war nicht völlig dunkel, denn an den Wänden brannte eine grünlich schillernde Notbeleuchtung. Wir sahen die langen Verkaufsregale, die Theken und Tische, und wir sahen die Kleiderständer, die rechts neben der Möbelabteilung begannen.
»Da könnt ihr euch etwas aussuchen«, erklärte ich den beiden Atlantern.
»Mußt du nicht bezahlen?« flüsterte Myxin.
»Das regle ich, wenn alles vorbei ist.«
Kara und Haro waren schon zwischen den Kleiderständern verschwunden. Wir hörten ihre Stimmen. Besonders Kara freute sich über die Sachen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Ihre Augen strahlten, begeistert wühlte sie in den Kleidungsstücken herum.
Ich wunderte mich, daß keine Alarmanlage angeschlagen war.
Vielleicht reagierte sie auch nur, wenn man von vorn einbrach.
Darum machte ich mir im Augenblick keine Sorgen.
Haro war zuerst fertig. Als er
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