0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom
immerhin recht exakten Erzählung des Alten wie folgt: Zuerst waren die beiden Männer gekommen, die den Einbruch bei den Mädchen verübt hatten. Danach ist ein unbekannter Mann am Wohnwagen entlanggeschritten und hat Jerrys Schritte vorn auf dem Kiesweg gehört. Er blieb stehen und verursachte aber noch irgendwie jenes Geräusch, das Jerry aufmerksam gemacht hat. Als er nach hinten schlich, schlug ihn der Unbekannte nieder und entfloh danach.
»Ihre Erzählung war sehr wertvoll, Mister Geliert«, sagte Phil und erhob sich. »Ich möchte nicht versäumen, Ihnen meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.«
Nach einigen allgemeinen Höflichkeitsphrasen kam Phil endlich dazu, sich zu verabschieden. Schnell eilte er auf den Kiesweg zurück zu unserem Zelt.
»Was meinst du, Jerry, was ich erfah…«, sagte Phil beim Eintritt in unser Zelt.
Er sprach den Satz nicht zu Ende.
Zwei Pistolenmündungen starrten ihn nämlich entgegen in den Händen zweier Männer, die er noch nie gesehen hatte.
»Nimm die Hände hoch, mein Junge!«, sagte der eine.
Phil blieb gar nichts anderes übrig.
***
Tom sah mich fragend an, als ich den Wohnwagen von Mrs. Hulst verließ.
»Ist was passiert?«, fragte er. In seinem verwitterten, gebräunten Gesicht war nichts Verdächtiges zu finden. Wusste er es wirklich nicht? Oder war dieser Alte der raffinierteste Schauspieler, der mir je unter die Nase gekommen war?
»Ja«, sagte ich, »der Camping-Mörder war früher hier als wir, Tom.«
Der Alte schluckte, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen und brachte schließlich hervor: »Wollen Sie… hm… wollen Sie damit sagen, dass sie…«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, aber es war ja eindeutig, was gemeint sein konnte, wenn man vom Camping-Mörder sprach. Schließlich war dies nun schon sein fünftes Opfer.
Ich nickte nur als Entgegnung auf Toms Frage. Dabei stand ich vor dem Wohnwagen, dessen Tür ich mit der Fußspitze ins Schloss gedrückt hatte, und überlegte krampfhaft, wie ich es verhindern könnte, dass Unbefugte sich im Wagen zu schaffen machten, während ich die Mordkommission der nächsten Stadt anrief.
Sicher, ich konnte Tom vor dem Wagen mit dem strikten Auftrag stehen lassen, niemanden, wer es auch immer sei, in den Wagen hineinzulassen.
Aber konnte ich das wirklich? War Tom die Vertrauensperson, die dafür gebraucht wurde? Konnte er nach allem, was ich in seinem Nachtschränkchen gefunden hatte, überhaupt noch als Vertrauensperson gelten?
Plötzlich kam mir die Erleuchtung. Ich zog meine Brieftasche und suchte in den kleinen Fächern. Es fanden sich noch drei Briefmarken. Ich klebte sie so über den Türspalt, dass sie zerreißen mussten, wenn jemand die Tür des Wohnwagens öffnete.
»Bleiben Sie hier stehen, Tom«, sagte ich. »Wenn jemand Sie fragt, ob etwas passiert sei, fragen Sie ganz dumm zurück, wie man denn auf so etwas komme, verstanden? Hier ist nichts, aber auch gar nichts Außergewöhnliches passiert! Klar?«
»Absolut klar, Mister Cotton!«, bestätigte der Alte.
»Sie lassen keinen Menschen in den Wohnwagen! Keinen, Tom! Und wenn es der Generalsekretär der UNO wäre! Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Ich rufe die Mordkommission von Utica an.«
»Jawohl, Mister Cotton.«
Ich machte mich auf den Rückweg. Der frische Wind hatte meinen Schädel gekühlt, die Tabletten, die mir Phil gegeben hatte, taten ihre Wirkung, kurz ich fühlte mich keineswegs so elend, wie man es hätte erwarten können.
Utica ist eine Stadt von 104 000 Einwohnern. Da wir uns hier in einem ländlichen District befanden, war die Staatspolizei des Bundesstaates New York zuständig, und eine solche Dienststelle musste es in Utica geben.
Ich klemmte mir also in Toms Bude den Telefonhörer ans Ohr und drückte ein paar Mal die Gabel nieder, bis sich die Vermittlung meldete.
Ich sagte den Spruch, der in Amerika jede Telefonleitung zu jeder Zeit für Sie freimacht, nämlich: »Dies ist ein Emergency Call. Ich brauche die Mordkommission der New York State Police in Utica.«
Die Stimme der Telefonistin kletterte um einige Töne in die Höhe, als sie rasch erwiderte: »Notruf. Bleiben Sie am Apparat. Ich verbinde.«
»Hier spricht FBI-Agent Jerry Cotton«, sagte ich. »Ich bin auf Sondereinsatz im Adirondack-Forest-Gebiet, zurzeit auf dem südöstlichen Campingplatz des Piseco Lake. Hier ist heute Nacht ein Mord geschehen. Ich habe die Leiche gerade gefunden.«
»Einen Augenblick, Agent«, sagte die sonore
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