0148 - Unser Kampf gegen ein Phantom
Nase binden würden.«
»Nein, ich meine das mit der neunten Schublade.«
»Es war die Erste, die Sie öffneten, und ich kann bis neun zählen, Miss Lister. Sogar ein bisschen weiter. Tun Sie mir nur einen Gefallen, beschreiben Sie mir Ihren Bekannten und, wenn Sie das wissen, den Platz, wo er seinen Wohnwagen oder sein Zelt stehen hatte.«
Zuerst wollte Miss Lister nicht, aber schließlich rief sie: »Gut! Damit Sie sich überzeugen können, wie ungerecht Sie sind!«
Sie beschrieb den Zeltplatz.
Er lag genau neben dem Unsrigen.
Sie beschrieb den Mann.
Es handelte sich um den Gorilla, der seinen Grill ausgerechnet auf unserer Parzelle hatte auf stellen müssen.
»Danke«, sagte Phil, als er ging, indem er sich in der Tür noch einmal umdrehte. »Wegen des Geldes brauchen Sie sich keine allzu großen Sorgen zu machen. Ich bin ziemlich sicher, dass ich es Ihnen bis heute Abend zurückbringen kann.«
***
Ich hatte gerade die Bude wieder verlassen und die Tür hinter mir geschlossen, als ich den alten Tom zwischen den Zeltreihen auftauchen sah.
Er kam heran wie eine in allen Gelenken schlackernde Marionette.
»Nanu, Mister Cotton?«, sagte er. »Was machen Sie denn hier? Sie sollten aber besser auf Ihrer Luftmatratze liegen und sich schonen!«
Ich brachte mein Märchen mit den immer unerträglicher gewordenen Kopfschmerzen an. Er schüttelte mitfühlend den Kopf und stieß ein paar Laute aus, die sich wie ein T anhörten und sein Bedauern zum Ausdruck bringen sollten.
»Kommen Sie rein, Mister Cotton«, sagte er. »Ich habe gute Tabletten da. Die werden Ihre Kopfschmerzen in kurzer Zeit zum Teufel jagen. Kommen Sie.«
Ich ging noch einmal mit ihm hinein. Er kramte in einem Wandschränkchen und brachte eine Rolle der gleichen Tabletten hervor, die wir auch besaßen.
Fürsorglich reichte er mir ein Glas Wasser und zwei Tabletten. Ich tat, als ob ich sie schluckte, und ließ sie bei der nächsten Gelegenheit in meine Manteltasche gleiten.
»So«, sagte Tom, »jetzt muss ich Ihren Freund suchen.«
»Warum?«, fragte ich überrascht. »Was ist denn los?«
»Ach, da ist eine eigenartige Geschichte, die mir recht verdächtig vorkommt«, erwiderte Tom mit seiner hohen Fistelstimme.
»Nämlich?«
»Wissen Sie, ich habe gerade an einem Wohnwagen geklopft und bekam keine Antwort.«
»Vielleicht schlafen die Bewohner noch?«
»Das ist nicht gut möglich«, meinte Tom. »Ich habe so laut geklopft, dass sie es auch im Schlaf nicht hätten überhören können.«
»Dann wollten sie sich eben nicht stören lassen!«
»Was heißt stören, Mister Cotton? Ich war doch für halb sieben bestellt! Und als ich klopfte, war es genau halb sieben!«
»Warum hat man Sie denn bestellt?«
»Ich sollte die Anschlüsse vom Wasser und dem elektrischen Licht abschrauben. Mrs. Hulst wollte nämlich heute früh mit ihrem Wohnwagen weiterfahren.«
»Eine alleinstehende Frau?«, erkundigte ich mich mit erwachtem Interesse.
»Ja. Ich habe ihr schon geholfen, die Anschlüsse herzustellen, als sie ihren Wohnwagen hier aufstellte. Jetzt muss ich die Wasser- und Lichtanschlüsse wieder trennen. Sie wissen ja, Mister Cotton, viele Frauen sind in technischen Dingen ein wenig unbeholfen.«
»Und deshalb waren Sie für heute früh halb sieben zu ihrem Wohnwagen bestellt worden?«
»Ja.«
»Und Mrs. Hulst hat sich nicht gemeldet, als Sie klopften?«
»No. Kein Laut drang aus dem Wagen.«
»Haben Sie in den Wagen hineingeschaut?«
Er sah mich treuherzig an.
»Aber das kann ich doch nicht, wenn niemand ›Herein‹ ruft!«
»Hm«, brummte ich.
Ich fühlte, wie mir ein unangenehmes Gefühl den Rücken emporstieg. Alleinstehende Frau - alle Opfer des Camping-Mörders waren alleinstehende Frauen gewesen.
»Deswegen wollte ich Ihren Freund suchen«, fuhr Tom fort. »Sie sind Polizeibeamte, Sie können in den Wagen, um nachzusehen. Ich bin nur ein kleiner Platzaufseher, ich kann nicht einfach in fremde Wohnwagen eindringen.«
»Los, kommen Sie«, sagte ich. »Nachsehen, was los ist, kann ich auch. Kommen Sie!«
»Aber der Arzt hat doch gesagt, Sie sollten ruhig liegen bleiben!«
»Hol der Teufel solche Ratschläge! Ich bin nicht hierhergekommen, um dauernd auf einer Luftmatratze zu liegen! Es geht schon, glauben Sie mir.«
»Wie Sie meinen, Mister Cotton! Aber…«
»Schon gut, Tom. Gehen wir!«
Er führte mich durch die Zeltreihen hinunter in Richtung auf den See.
Wir kamen an vier Wohnwagen vorbei, ohne da?s Tom einen von
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