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0151 - Der Rächer und sein Richter

0151 - Der Rächer und sein Richter

Titel: 0151 - Der Rächer und sein Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Rächer und sein Richter
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über zwanzig Jahren - und sagt zu mir: Benny, sagt er, du könntest heute mal eine Kleinigkeit für mich erledigen, statt hier an der Ecke herumzusitzen und den Leuten das Geld abzunehmen.«
    »Seine Ehren hat Humor, wie?«, grinste Ringlos.
    »Und ob, und ob!«, kicherte der Alte. »Ich fragte ihn, was ich tun sollte, und da gab mir der Richter einen Packen Dollar in die Hand und sagte: ›Benny, es geht um eine Wette. Ich muss noch heute einen Sarg in meinem Haus haben. Kannst du mir das besorgen‹?«
    »Aber selbstverständlich!«, rief Ringlos, der etwas von Geschäft gehört hatte und nun sofort bei der Sache war. »Aber selbstverständlich können wir das, nicht wahr? Es ehrt mich, dass Sie dabei an meine Firma dachten, Sir. Wir werden sicher etwas Passendes finden!«
    Der Bettler nahm zufrieden zur Kenntnis, dass er plötzlich ein Sir war, weil er einen Sarg kaufen wollte, während man ihn zweifellos einen Lump gescholten hätte, wenn er um ein Almosen ersucht hätte.
    »Na, die Sache ist aber nicht so einfach«, stieß er keuchend hervor. »Erstens muss der Sarg heute Nachmittag zwischen vier und fünf geliefert werden. Nicht früher, aber auch nicht später.«
    »Kleinigkeit!«, sagte Ringlos.
    »Außerdem muss auf dem Sarg dieses Stück Papier kleben!«
    Der Alte zog einen weißen Bogen Papier heraus etwa von der Größe, wie man es gewöhnlich bei Schreibmaschinen benutzt. Ringlos stutzte zum ersten Mal. »Das soll auf dem Sarg kleben?«
    »So hat es der Richter bestellt«, nickte der Alte.
    »Na, dann kleben wir es eben drauf, nicht wahr?«, lachte Ringlos händereibend. »An so einer Kleinigkeit soll es doch nicht scheitern, was?«
    Ringlös wollte das Blatt Papier nehmen. »Moment, Moment!«, rief der Bettler. »Der Richter hat an irgendeiner Stelle eine kleine Rille mit dem Daumennagel in das Papier gedrückt. Das wäre oben, hat er gesagt.«
    Ringlos schüttelte den Kopf.
    »Aber das ist doch völlig gleichgültig«, sagte er. »Auf dem Papier steht doch nichts. Da ist es doch völlig gleichgültig, welche Seite oben und welche nach unten zeigt.«
    »Der Richter hat gesagt, wo die Rille von seinem Daumennagel ist, das muss oben sein!«, beharrte der Alte. »Wenn Sie das nicht tun, wo…«
    »Aber, mein Bester! Davon kann doch keine Rede sein. Selbstverständlich wird der Wunsch des Herrn Richters bis auf das i-Tüpfelchen erfüllt. Wo haben wir denn die Rille?«
    Ringlos trat etwas mehr zum Schaufenster hin, um besser sehen zu können. Er suchte die Kanten des Papiers ab und fand schließlich wirklich den kleinen Eindruck, der von einem Fingernägel herrühren musste.
    »Und um,was für einen Sarg soll es sich handeln?«, fragte er. »Eiche?«
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Es geht doch nur um eine Wette. Einen ganz billigen Sarg, hat der Richter gesagt.«
    »Hat der Richter gesagt«, wiederholte Ringlos zähneknirschend. »Einen ganz billigen, na ja.«
    Er winkte dem Alten nicht mehr so respektvoll wie vor der Feststellung, und sie suchten gemeinsam das Sarglager auf. Der Alte entschied sich für einen sehr billigen Sarg, schärfte Ringlos noch einmal alle Bedingungen ein und bezahlte dann den Sarg sofort in bar.
    Genau wie abgemacht wurde der Sarg nachmittags zwischen vier und fünf in das Haus des Richters geliefert. Die Haushälterin wollte in Ohnmacht fallen, als sie hörte, dass der Sarg tatsächlich im Auftrag des Richters geliefert werde, schließlich aber befahl sie, man möchte den Sarg einstweilen in der Diele aufstellen, bis der Richter von seinem Vortrag in der Universität nach Hause komme, und selbst entscheiden könne, wo das Ungetüm endgültig unterzubringen sei.
    In weißer Unschuld leuchtete auf dem Sargdeckel ein leeres Blatt Papier. Zuerst wollte es die Haushälterin abreißen, aber dann zuckten ihre Finger ängstlich zurück. Einen Sarg berühren? Nein, das bringe nur Unglück, dachte sie und ließ das Blatt an Ort und Stelle.
    ***
    »Jetzt können wir eigentlich den Fall zu den Akten legen, zu Mr. High gehen und unsere Unfähigkeit erklären, diesen verdammten Hunk Johnes zu finden«, knurrte Phil am Mittwoch gegen zwei Uhr mittags.
    Wir kamen gerade von einem Treffpunkt zurück, wo wir uns mit einem unserer bestinformierten Spitzel getroffen hatten. Auch er hatte uns keinen Tipp geben können, wo wir Hunk Johnes zu suchen hätten. Das war praktisch eine schlimme Niederlage, denn wenn es nicht einmal unsere Spitzel wissen, die ständigen Kontakt zur Unterwelt haben, dann

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