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0152 - Der Tod aus der Urne

0152 - Der Tod aus der Urne

Titel: 0152 - Der Tod aus der Urne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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würde.
    Fünf Minuten wollte er mit diesem Anruf noch warten.
    Auf dem Weg zum Aufenthaltsraum vernahm er ein Geräusch, das ihn stutzen ließ.
    Es schien ja doch jemand im Haus zu sein. Und zwar im Obergeschoß. Jemand, der sehr darauf bedacht war, daß man ihn nicht hörte.
    Gordon hob den Kopf.
    Oben war niemand zu sehen. Aber der Bretterboden knarrte ein wenig.
    Schlich da einer umher?
    Gordon fand die Situation dumm. Er fühlte sich nicht mehr jung genug, um hier Verstecken zu spielen.
    »He!« rief er. »Sie dort oben! Kommen Sie mal herunter! Ich habe mit Ihnen zu reden!«
    Gordon wartete.
    Aber er wartete vergebens. Niemand kam. Der Verwalter kam sich gefoppt vor.
    Er war es gewöhnt, daß man seinen Anordnungen Folge leistete. Schließlich war er nicht zum Spaß hier. Er hatte einen Auftrag auszuführen.
    Er mußte wissen, wo das Ehepaar Goldstone anzutreffen war, und er war sicher, daß ihm diese Person, die sich vor ihm zu verstecken suchte, darüber Auskunft geben konnte.
    Deshalb begab sich Gordon zur Treppe.
    Oben knarrte erneut der Holzboden.
    Da war jemand. Ganz bestimmt. Ärgerlich zog Gordon die Brauen zusammen. Was sollte der Unfug?
    Wir sind doch keine kleinen Kinder! dachte Herb Gordon verdrossen. Er setzte den Fuß auf die erste Stufe.
    Jeder Schritt klopfte hallend durch das Haus. Gordon stampfte absichtlich fest auf, um sich deutlich genug bemerkbar zu machen, und um zu dokumentieren, wie unsinnig es war, auf leisen Sohlen durch das Haus zu schleichen.
    Oben angelangt stand Gordon vor einer Reihe von Türen. Sie waren alle geschlossen.
    Bis auf eine.
    Der Verwalter steuerte diese sogleich an. Seine Miene war düster. Seine Lippen waren fest aufeinandergepreßt und so schmal wie zwei aufeinandergelegte Messerklingen. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn mit einemmal.
    Es war ihm unerklärlich. Furcht war etwas, das er nicht kannte. Man hätte von ihm verlangen können, daß er allein auf einem Friedhof übernachtete, und es hätte ihm nicht das geringste ausgemacht.
    Im Kino langweilten ihn die spannendsten Horrorfilme. Bis zum heutigen Tag hatte es in Herb Gordons Leben noch nichts gegeben, wovor er richtig Angst gehabt hätte.
    Und plötzlich dieses eigenartige Gefühl, das sich in sein Genick setzte und ihn nicht mehr losließ.
    Was war das?
    Machte er sich etwa im Unterbewußtsein Sorgen? Befürchtete er etwas? Oder versuchte ihm sein sechster Sinn auf diese Weise die Nähe einer großen Gefahr zu signalisieren?
    Gordon versuchte das Gefühl mit einer unwilligen Kopfbewegung abzuschütteln. Es gelang ihm nur zum Teil. Ein kleiner Rest von Unbehagen blieb. Gordon versuchte ihn zu ignorieren.
    Mit entschlossenem Schritt trat er an die halb offene Tür. Er war ein Mann mit Manieren, deshalb trat er nicht ein, ohne vorher angeklopft zu haben.
    Wieder reagierte niemand.
    Gordon drückte die Tür vorsichtig auf. Sein Blick streifte durch den Raum.
    Peinliche Ordnung herrschte hier drinnen. Gordon gefiel das. Er trat über die Schwelle.
    Plötzlich hatte er das Empfinden, es wäre hier merklich kühler als im übrigen Haus. Aber das mußte ein Irrtum sein. Der Verwalter sah sich um. An einem Ständer hing ein Kleid. Folglich befand er sich im Zimmer eines weiblichen Wesens.
    Vor dem Spiegel waren all die Dinge aufgereiht, die eine hübsche Frau zur strahlenden Schönheit machen konnten: Nagellack, Lippenstift, Rouge…
    Es handelte sich um Jill Roosters Zimmer.
    Gordons Blick fiel auf die klobige Urne, die auf einem schwarzen Samtsockel stand. Wurde sein unangenehmes Gefühl etwa dadurch hervorgerufen?
    Unsinn! dachte er.
    Interessiert näherte er sich dem Aschenbehälter.
    Und in diesem Augenblick passierte das Unfaßbare.
    ***
    Der Urnendeckel schwirrte hoch.
    Er knallte an die Decke und sauste dann zu Boden. Es war, als hätte es in der Urne eine gewaltige Explosion gegeben. Gordon wich mit hochgerissenen Armen zurück.
    Ein bedrohliches Sturmgeheul erfüllte mit einemmal den Raum. Die Vorhänge flatterten geisterhaft hoch. Wie lange Gespensterarme streckten sie sich nach Gordons Kehle aus. Er fühlte sich von ihnen gepackt und gewürgt.
    Das war für ihn so unvorstellbar, daß er darauf kaum reagieren konnte.
    Endlich setzte seine Gegenwehr ein. Mit großer Mühe gelang es ihm, sich zu befreien.
    Hustend wankte er zurück. Ein teuflisches Gelächter ließ ihn zum erstenmal in seinem Leben bis ins Knochenmark hinein erschauern. Verwirrt drehte er sich im Kreis.
    Und plötzlich fing das Zimmer um

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