0155 - Die Teufelsuhr
Sie besitzen das Haus ja nicht erst seit gestern.«
»Ja und nein«, gab er zu. »Im Haus ist mir nichts aufgefallen, aber auf der Fahrt hierher ist etwas passiert, für das ich keine Erklärung finde. Es war schon nach dem Dorf, als ich drei Gestalten mit den Teufelsgesichtern auf der Straße sah. Sie sahen so aus, wie meine Schwester sie beschrieben hat.«
»Und sie haben wirklich nichts gesagt?« hakte ich nach.
»Doch. Sie warnten mich. Sie sagten, daß meine Verlobte und ich das Haus verlassen sollten, aber ich habe mich nicht darum gekümmert. Das Haus würde außerdem ihnen gehören. Was sollte ich denn machen? Verschwinden? Ich konnte die Party doch nicht absagen.« Seine Stimme klang auf einmal schrill.
»Sicher«, gab ich zu. »Aber jetzt müssen wir reagieren.«
»Wollen Sie die Polizei holen?«
Ich lächelte schief. »Die ist ja schon hier. Ich möchte auch nicht die Dorfpolizisten in den Fall hineinziehen, doch ich werde dafir sorgen, daß die Gäste abreisen.«
Don Mitchell nickte. »Das ist auch in meinem Sinne.«
»Kommen Sie, wir gehen nach unten.«
»Und was geschieht mit ihr?« Er deutete auf seine Schwester.
Marion stand auf. »Ich gehe mit«, sagte sie. »In diesem Zimmer bleibe ich auf keinen Fall.«
Dafür hatte ich vollstes Verständnis. Gemeinsam verließen wir den Raum. Marion wurde von ihrem Bruder gestützt, als wir über den Gang und auf die Treppe zuschritten.
Die Gäste sahen uns. Sie standen in der Halle wie die Ölgötzen.
Wenn gesprochen wurde, dann nur flüsternd. Allen stand die Angst in den Gesichtern geschrieben. Aus flackernden Augen blickten sie uns entgegen, als wir die Stufen hinab- schritten.
Auch Nadine Berger sah ich. Sie stand ziemlich nah der Treppe, und sie sah aus, als wollte sie etwas fragen, sich aber nicht traute.
Ich ließ die Geschwister vorgehen und blieb dicht bei der Treppe stehen. Man starrte mich an. Es schien sich herumgesprochen zu haben, daß ich von der Polizei war, das fühlte ich irgendwie.
»Ladies and Gentlemen«, begann ich mit einer kurzen Erklärung.
»Unvorhergesehene Ereignisse zwingen mich dazu, die Feier aufzulösen. Ich hoffe, ich handle in Ihrem Sinne.«
Gemurmel wurde laut. Alle sprachen durcheinander. Ich sah skeptische Blicke und stellte mich offiziell vor. An der Reaktion merkte ich, daß die Anwesenden Bescheid gewußt hatten.
»Es ist wirklich besser, wenn Sie fahren«, gab ich noch einmal bekannt. »Alles weitere überlassen Sie bitte mir.«
Die Gäste waren erleichtert. Sie gingen auch ohne zu murren, nahmen ihre Mäntel und verschwanden.
Draußen war es windig geworden. Die Böen fuhren durch die offene Tür in den Raum und bliesen einige brennende Kerzen aus.
Erste Motoren brummten auf. Die Wagen fuhren ab. Keiner verabschiedete sich, nur hin und wieder wurde Nadine ein bedauernder Blick zugeworfen. Ich schloß die Tür und drehte mich um. Nicht alle waren gegangen. Außer mir befanden sich noch Nadine Berger, die Geschwister Mitchell und der Bürgermeister Kiboran im Haus. Den sprach ich an. »Möchten Sie nicht auch gehen, Herr Bürgermeister?«
»Nein, ich bleibe.«
»Haben Sie einen Grund?«
»Vielleicht kann ich dabei mithelfen, das Rätsel zu lösen. Schließlich kenne ich die Vorgeschichte.« Was der Bürgermeister da sagte, klang plausibel. Ich war einverstanden, daß er blieb.
Und die Geschwister sowie Nadine Berger? Die Filmschauspielerin ahnte meine Gedanken. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, John, ich gehe nicht.«
Ich atmete tief ein. »Nadine, es ist besser, wenn du dich zurückziehst. Glaub mir.«
Sie schüttelte den Kopf. »Wo sollte ich mich denn verkriechen?«
»Aber hier befindest du dich in Gefahr.«
»In diesem Haus fühle ich mich sicherer als irgendwo allein, das kannst du mir glauben.«
Ich kannte Nadine Berger. Sie reagierte so ähnlich wie Jane Collins. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie nicht durch Geld und gute Worte davon abzubringen.
Deshalb stimmte ich zu. »Okay, Nadine, du kannst hierbleiben. Aber mach mir bitte keine Vorwürfe.«
»Nein, nein.«
»Das gleiche gilt natürlich auch für mich«, sagte Don Mitchell.
»Ich lasse meine Verlobte nicht im Stich.«
Auch da hatte ich kein Gegenargument. Ich wußte auch, was weiterkam. Marion gab es mir deutlich genug zu verstehen.
»Auch mich wird man hier nicht aus dem Haus bekommen«, erklärte sie mit fester Stimme. »Ich bleibe.«
Mit dieser Antwort hatte ich gerechnet.
»Die Frage
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