0155 - Gefangen im Horror-Haus
Zelle. Funken sprühten, als die Anlage kurzschloß.
Gor schleuderte die Telefonzelle von sich. Sie segelte auf die beiden Killer zu. Die Drähte, die ihren Flug aufhalten wollten, zerrissen knallend.
Zamorra betrachtete seinen Freund und fürchtete, die schwellenden Muskeln würden die Jacke sprengen. Und dann sprintete er gemeinsam mit Gor los.
Die Killer wurden von der Telefonzelle begraben. Sie verloren ihre Waffen. Gor und Zamorra bückten sich danach.
Der Krieger von Zartas konnte natürlich mit einer Maschinenpistole nichts anfangen. Aber er hatte begriffen, daß dies eine Waffe war.
Gor und Zamorra sprinteten zum Taxi.
Der Fahrer reagierte auf seine Weise. Gewiß war auch er bewaffnet. Aber er vergaß seinen Auftrag und zog die Flucht vor.
Dabei machte er den Fehler, Gor zu unterschätzen. Der Hüne tauchte plötzlich auf der Fahrerseite auf. Der Fahrer arretierte verzweifelt die Tür. Gor riß erst den Griff ab und hieb dann mit dem Ellenbogen gegen die Scheibe.
Der Wagen beschleunigte viel zu langsam, als daß er damit Gor hätte abhängen können.
Ein Scherbenregen ging auf den Fahrer nieder, der abwehrend den Arm hob.
Gor langte zu. Es kümmerte ihn wenig, daß sich der Wagen in voller Fahrt befand. Mit einem einzigen Ruck zerrte er den Fahrer aus dem fahrenden Fahrzeug.
Das Taxi begann zu bocken wie ein Wildpferd. Da war kein Fuß mehr auf dem Gaspedal. Es tuckerte langsam weiter, überquerte die Straße, hielt genau auf eine Hauswand zu.
Wir brauchen den Wagen noch! schoß es Zamorra durch den Kopf.
Zwei Autos aus verschiedenen Richtungen fuhren herbei. Die Fahrer erschraken und bremsten, ehe sie Zamorra unter den Rädern hatten oder gar mit dem fahrerlosen Taxi kollidierten.
Zamorra holte das Taxi ein, griff durch die geborstene Scheibe und drehte den Zündschlüssel. Knapp vorder Hausfassade blieb das Fahrzeug mit spuckendem Motor stehen.
Zamorra atmete auf und wandte den Kopf.
Gor hatte sich den Taxifahrer einfach unter den Arm geklemmt und trug ihn wie eine Puppe zum Bürgersteig.
Der ist in guten Händen! dachte der Professor. Und dann: Wir müssen schleunigst weg, ehe die Polizei hier ist. Der Gegner hat uns deutlich genug gezeigt, daß er nicht warten will, bis wir eingreifen. Jeder Aufenthalt ist gefährlich. Außerdem haben Gor und ich keine Pässe.
Zamorra öffnete den Wagenschlag und fegte mit dem Fuß die Scherben vom Sitz. Er schwang sich hinter das Steuer und startete den Motor wieder. Rückwärtsgang, Gas!
Der Verkehr auf der Straße war zum Erliegen gekommen. Die ersten Pasanten wagten einen vorsichtigen Blick. Schleunigst zogen sie die Köpfe wieder ein.
Zamorra hielt neben Gor und dessen Gefangenen.
Gor handelte, indem er den Taxifahrer in das Taxi bugsierte und neben ihm Platz nahm. Der Mann war kreidebleich mit der Farbe von frischem Gras um die Nase. Er hatte einen Heidenrespekt vor dem Hünen und wagte keine Gegenwehr.
Zamorra gab wieder Gas, noch bevor Gor die Tür geschlossen hatte.
Die Straße war verstopft. Zamorra bog auf den Bürgersteig und umging so den Stau.
Das Schrillen der Polizeiglocken, die hier die Sirenen ersetzten, klang aggressiv und bedrohlich nahe. Die Bobbys bewiesen, wie schnell sie reagieren konnten.
Professor Zamorra, der sonst niemals mit dem Gesetz in Konflikt geriet, biß die Zähne zusmmen und bat die Polizisten im stillen um Nachsicht.
Jetzt konnte er den Bürgersteig wieder verlassen. Das viel zu lahme Taxi ergriff die Flucht. Die Polizisten wurden aufgehalten. Sie mußten sich erst an Ort und Stelle informieren. Das brachte den Fliehenden einen kleinen Vorsprung.
***
Er schlug die Augen auf und wußte im Moment nicht, wer er war und wo er war. Dann setzte schlagartig die Erinnerung ein: Er war Lee Horvath und - er lebte!
Verschwommen erinnerte er sich an die Ereignisse. Er stöhnte auf und erhob sich mühsam.
Lee Horvath brauchte sich nicht zu untersuchen, um festzustellen, daß er unverletzt war.
Es war ihm gelungen, in die Rolle des TOTEN MAGIERS zu schlüpfen. Dadurch konnte er den Kugeln widerstehen.
Doch jetzt fühlte er sich erschöpft wie kaum zuvor in seinem Leben.
Gewaltsam riß er sich zusammen. Er taumelte auf eines der Fahrzeuge der Gangster zu, setzte sich hinter das Steuer.
Er mußte weg von hier. An verschiedenen Häusern wurden die Fenster geöffnet. Menschen liefen auf die Straße. Sie wagten es endlich, nachzusehen, was direkt vor ihrer Haustür passiert war.
Horvath sah erschrockene Gesichter.
Weitere Kostenlose Bücher