0158 - Der Panthermann

Titel: 0158 - Der Panthermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Rede wert«, winkte Zamorra ab und sah an seinem ramponierten Anzug herunter. »Damit kann ich auch auf keine Hochzeit mehr gehen…«
    Er zog die Jacke aus und ließ sie achtlos auf den Teppichboden fallen. Das Hemd war ebenfalls zerrissen, und ein paar rote Flecken zeichneten sich an der Schuiterpartie ab. »Warten Sie«, sagte Alfred, »ich hole den Verbandskasten aus dem Wagen, Ein paar Sekunden…«
    Während er verschwand, half Nicole, Zamorra aus dem Hemd zu schälen. Die Wunden schmerzten leicht, doch es ließ sich ertragen. Es sah schlimmer aus, als es war. Der Chworch war durch die rasche Gegenwehr selbst überrascht gewesen und hatte nicht richtig zugepackt, und im ersten Moment hatte Zamorra dem Zug der Pranken sogar etwas nachgegeben. Das hatte ihn vor ernsthafteren Verletzungen bewahrt. Die Schrammen, die ihm die Hinterbeine des Panthermannes versetzt hatten, waren unbedeutend.
    Alfred kehrte zurück und begann die Verletzungen fachmännisch zu verarzten. »Wenn Sie die nächsten Tage nicht gerade Hochleistungssport betreiben, dürfte nicht viel passieren«, sagte er. »Sie sind gegen Wundstarrkrampf geimpft?«
    Der Meister des Übersinnlichen nickte. Er wußte, daß die leichten Verletzungen ihn nicht sonderlich gefährden konnten. In der letzten Zeit hatte er gelernt, das Amulett darauf anzuwenden. Es kostete ihn zwar eine Menge Kraft, aber er war durchaus in der Lage, kleinere Wunden zu schließen. Und allzutief waren die Krallen nicht eingedrungen. Im Grunde war er mit dem Schrecken davongekommen.
    Zamorra öffnete den flachen Koffer und streifte ein T-Shirt über. Das Amulett trug er jetzt über dem Stoff. Es war sicherer. Wahrscheinlich wäre der Chworch schon vor dem Anblick der Silberscheibe zurückgewichen, wenn Zamorra sie offen getragen hätte.
    Er trat wieder auf den Balkon hinaus, gefolgt von Nicole und Alfred. Rex stand immer noch draußen und witterte. Irgendwo dröhnte in diesem Moment ein Motorrad auf.
    »Er muß über eine erstaunliche Kraft verfügen«, stellte Nicole fest. »Es gibt keine Fassade, die er emporgeklettert sein kann, keinen Baum… er muß von unten abgesprungen und auf dem Balkon gelandet sein Rund fünf Meter, das ist eine gute Leistung.«
    Alfred kratzte sich gedankenvoll am Kinn.
    »Ich habe die dumpfe Befürchtung«, erklärte er, »daß der Besuch dieser reizenden Miezekatze nicht Ihnen galt, Professor, sondern mir. Erinnern Sie sich an Rex’ Reaktionen, nein, Sie waren ja nicht im Auto, aber immerhin… er hat den Motorradfahrer als den Chworch erkannt, und der Chworch muß seinerseits gemerkt haben, daß der Hund seine unheimliche Aura bemerkte. Also wollte er Hund und Herrn ausschalten. Er muß sich bloß in der Zimmernummer geirrt haben, von hier draußen kein Wunder, da die Balkone alle gleich aussehen. Er hat sich einfach versprungen. Und dann hatte Rex die Überraschung auf seiner Seite, weil der Chworch zu verwirrt über die völlig andersartige Situation war. Er zog es vor, zu flüchten, aber ich glaube, er wird wiederkommen.«
    »Da können Sie recht haben«, sagte Zamorra. Er klopfte mit der flachen Hand auf sein Amulett. »Aber beim nächstenmal bin ich vorbereitet, und Sie wird Rex warnen…«
    Alfred nickte. »Ich richte mich jetzt erst einmal häuslich ein«, sagte er. Dann verließ er das Doppelzimmer.
    »Das hätte böse ins Auge gehen können«, flüsterte Nicole. Zamorra ergriff ihre Hand und zog sie ins Zimmer zurück.
    »Ich bin ein schwerverletzter alter Mann«, sagte er, »und liege im Sterben. Es gibt nur eines, was mich retten kann.«
    »Und das wäre?« fragte Nicole spöttisch.
    »Du…«, flüsterte er und näherte seine Lippen den ihren.
    ***
    Der erste Moment der Angst war vorüber. Der Chworch schmiegte sich dicht an die Wand eines Lagerschuppens, bemüht, keinen Schatten auf den Weg zu werfen. Er sah ein, daß er sich hatte übertölpeln lassen. Er wäre mit allen drei Menschen und dem Hund fertiggeworden. Doch er hatte die Situation falsch eingeschätzt, war in seinem Übereifer in das falsche Zimmer gesprungen.
    Seine Raubtiernase nahm Witterung. Oben kläffte der vermaledeite Köter. Der Chworch setzte sich wieder in Bewegung und schritt zu jener Stelle, an der er sich verwandelt hatte. Er mußte einen besseren Zeitpunkt abwarten. Aber die Menschen waren jetzt gewarnt. Sie würden damit rechnen, daß er einen zweiten Versuch startete, sie zu töten.
    In einer Mauernische verwandelte er sich zurück. Der Pantherkörper verformte