0158 - Der Spiegel-Dämon
er.
»Ich hänge wieder mittendrin.«
»Was gibt's?«
Ich berichtete in Stichworten und bat Suko, sich auf seine Maschine zu schwingen und herzukommen.
Er war sofort Feuer und Flamme. »Wartest du so lange auf mich?« fragte er.
»Nein, ich werde mir die Bude mal von innen anschauen und einem gewissen Dave Morris ein paar unangenehme Fragen stellen, wenn ich ihn erwischen sollte.«
»Dann paß aber auf.«
»Mach ich.« Damit hängte ich ein.
Ich stieg aus dem Wagen und belastete mein linkes Bein. Es klappte besser als ich gedacht hatte. Quer über den Platz schritt ich auf die Schaubude zu.
Die Glühbirnen brannten nicht mehr. Morris hatte sie ausgeschaltet.
Und er selbst war auch nicht zu sehen.
Allerdings fand ich die Treppe noch ausgeklappt, so daß ich auf die Bühne steigen konnte. Ich schritt am Kassenhäuschen vorbei und sah auch eine Tür. Sie war nur schwer zu entdecken, weil sie sich von der übrigen Verkleidung kaum abhob.
Ich steckte meine Beretta in die Manteltasche, um sie im Notfall schneller ziehen zu können, und drückte die Tür auf.
Spiegel, wohin ich schaute.
Ich sah mich in allen möglichen Variationen. Groß, klein, dick und dünn.
Und verzerrt war auch die Gestalt, die ich zu sehen bekam. Sie hing an der Decke, und ihr Kopf steckte in einer Schlinge.
Niemand konnte Dave Morris noch helfen!
***
Verdammt, das war ein Hammer!
Mein Herz schlug plötzlich schneller. Das kalte Gefühl im Nacken breitete sich aus und rieselte als Gänsehaut meinen Rücken hinab. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Erst jetzt erkannte ich, daß ich das Bild im Spiegel sah. Dave Morris mußte irgendwo hinter mir hängen.
Ich drehte mich um.
Da war nichts.
Nur das Spiegelbild blieb.
Und plötzlich war es auch verschwunden.
Täuschung? Hinterlist? Magie?
Und dann hörte ich Schritte. Sie klangen vor mir auf, nur zu sehen war niemand.
Sofort riß ich die Beretta aus der Tasche und sah zu, wie sich ein Spiegel bewegte.
Eine Gestalt trat hervor, nachdem der Spiegel zur Seite gekippt worden war.
Dave Morris!
Ich starrte ihn an wie einen Geist. Er sah aus wie immer, trug seinen roten Frack und sein Hemd darunter, das mit zahlreichen kleinen Spiegeln bedeckt war.
Sie klirrten gegeneinander, wenn er sich zu heftig bewegte.
»Sie sind noch hier, Oberinspektor?« fragte er.
»Ja, und ich habe meine Gründe.«
Er nickte. »Das kann ich mir denken.«
Da er sichtbar keine Waffe trug, kam ich mir mit meiner Beretta in der Hand ziemlich lächerlich vor. Also steckte ich den Schießprügel wieder weg.
»Sind Sie in der Lage, meine Fragen zu beantworten?« erkundigte ich mich.
»Es bleibt mir ja nichts anderes übrig.«
»Sie wissen, was mir widerfahren ist?« fragte ich ihn.
»Nicht genau.«
»Okay, dann will ich es Ihnen sagen.«
Ich berichtete von meinem lebensgefährlichen Abenteuer.
Als ich geendet hatte und auf eine Erklärung wartete, da sagte er nur: »Das war der Zwerg!«
»Welcher Zwerg?«
»Der Gehilfe.«
Ich schaute ihn an und sah den Schweiß auf seiner Stirn. Die feinen Tropfen hatten ein Muster gebildet. Log der Mann? Ich wußte es nicht, hoffte aber, daß er mir die Wahrheit sagte. Und wenn er von den Taten seines Gehilfen gewußt hatte, dann hatte er sich zumindest mitschuldig an den Vorkommnissen gemacht.
»Erzählen Sie mir mehr darüber«, forderte ich ihn auf.
Er hob die Schultern. »Viel gibt es da nicht zu berichten. Als ich den Wagen kaufte, stellte mir mein Vorgänger die Bedingung, daß ich seinen Gehilfen mit übernehmen sollte. Der Mann war mir zwar unsympathisch, aber was sollte ich machen? Ich wollte den Wagen haben und stimmte zähneknirschend zu. Am Anfang ging alles gut. Wir zogen durch die Lande und hatten wechselnden Erfolg. In den Städten weniger, aber in den kleinen Orten kamen wir mit unserem Spiegelkabinett gut an. Nach etwa einem Jahr veränderte sich die Szene. Das Spiegelkabinett war auf einmal nicht mehr so wie früher. Die Leute lachten nicht mehr, wenn sie es durchschritten hatten. Manchen war das Entsetzen in den Gesichtern geschrieben. Sie mußten Grauenhaftes gesehen haben. Zudem kam es immer zu unerklärlichen Vorfällen in den Orten, wo wir uns gerade aufhielten. Da gingen Kinder auf ihre Eltern los, da tötete ein Geschwisterpaar eine alte Frau. Und das alles ohne ersichtliches Motiv. Es war schlimm, kann ich Ihnen sagen. Wir sahen immer zu, daß wir schnell wegkamen…«
»Passierte bei jedem Halt etwas?« wollte ich
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