0158 - Der Spiegel-Dämon
wissen.
»Nein, es war unterschiedlich. Manchmal tat sich drei Monate überhaupt nichts, dann wieder geschah etwas zweimal in der Woche.«
»Und Ihnen ist nichts aufgefallen?« fragte ich. »Da mußte doch ein Blinder Zusammenhänge sehen.«
»Natürlich ist mir etwas aufgefallen. Ich habe meinen Gehilfen ja auch zur Rede gestellt, doch er hat nur gelacht, mehr nicht. Ich drohte ihm, ihn zu entlassen, da bekam ich die Antwort, daß der Fluch der Hölle mich treffen würde. Sie hätten ihn sehen sollen, Mister, wie er vor mir stand. Das absolute Grauen. Dieser Zwerg ist eine Ausgeburt der Hölle, er ist verdammt schlimm, das kann ich Ihnen sagen. Ich komme einfach gegen ihn nicht an, denn ich habe Angst. Richtige Angst. Können Sie das verstehen?« Er schaute mich fast bittend an.
»Natürlich.« Mein Blick glitt in die Runde. »Hat sich denn hier auch was verändert?«
»Meinen Sie im Innern des Kabinetts?«
»Ja.«
»Dafür hat der Zwerg schon gesorgt. Er muß die Spiegel beeinflußt haben, anders kann ich es mir nicht vorstellen, denn auf einem Rundgang sah ich mehr als einmal, welche schrecklichen Szenen in den Spiegeln zu sehen waren. Und es waren immer die Leute daran beteiligt, die vor ihnen standen.«
»Gibt es da einen Grund? Haben Sie nachgeforscht?«
»Nein, Sir. Nur überlegt. Ich habe mir meinen Kopf zerbrochen, aber ich bin zu keinem Ergebnis gekommen. Meiner Ansicht nach gibt es für dieses Phänomen keine Erklärung. Sie haben ja am eigenen Leib erlebt, was geschehen ist. Ich hörte den Schuß…«
»Warum haben Sie nicht eingegriffen?«
»Das wollte ich. Da war es zu spät. Und ich bin dann losgezogen, um den Zwerg zu suchen, aber ich kam nicht weit, Sie erschienen. Ich wollte ihn endlich zur Rede stellen und auch Schluß machen. Nicht nur Sie sind ihm bereits auf der Spur.«
»Wer sonst noch?«
»Eine Frau erschien am Nachmittag bei mir und erkundigte sich nach einem Ernie Lidell.«
»Konnten Sie ihr helfen?«
»Nein, aber Sie gab mir ihren Beruf bekannt. Privatdetektivin.«
Plötzlich begann es in meinem Hirn zu klingen und zu zucken. Ein kleiner Kronleuchter ging mir auf. Ich dachte an den parkenden VW, der aussah, wie Janes Wagen.
»Hieß diese Detektivin zufällig Jane Collins?« stellte ich die nächste Frage.
»Ja, richtig.«
Jetzt wußte ich Bescheid. Jane war hier gewesen. Was hatte sie in dieser Schaubude zu suchen gehabt? Und wie paßte der Name Lidell in den Kreis?
»Wo ist sie jetzt?« fragte ich.
»Sie ist wieder draußen.«
»Sind Sie da ganz sicher? Haben Sie sie hinausgehen sehen?«
»Nein.«
»Dann kann es durchaus sein, daß sie sich noch innerhalb des Wagens aufhält.«
»Ja, im Prinzip…«
»Kommen Sie«, sagte ich. »Wir müssen sie suchen. Sie werden mich führen. Ich allein…«
Ich hörte das Pfeifen und den dumpfen Schlag. Mirror-Man zuckte auf einmal zusammen. Augen und Mund riß er weit auf und kippte langsam auf mich zu.
Ich fing ihn auf.
Gebannt starrte ich auf seinen Rücken.
In ihm steckte ein Wurfmesser. Und diesmal war es echt!
***
Ich hatte überhaupt keine Zeit, darüber nachzudenken, mein Blick flog über den Rücken des Mannes hinweg und suchte den heimtückischen Killer.
Er war nicht mehr zu sehen. Nur der zur Seite gekippte Spiegel und die Öffnung dahinter konnte ich erkennen.
Ich ließ Mirror-Man vorsichtig zu Boden gleiten und legte ihn auf die Seite. Er hatte in den letzten Minuten seines Lebens sich noch viel von der Seele reden können. Ob es reichte, wußte ich nicht. Mir war nur klar, daß mein letztes Erlebnis nur der Beginn einer grauenvollen Horror-Tour gewesen war, denn nun mußte ich in das Spiegelkabinett, und dort kannte sich mein Gegner besser aus.
Er wußte von den Tricks und Fallen, war in allen Belangen überlegen.
Noch etwas kam hinzu.
Ein Problem namens Jane Collins Sollte sie tatsächlich das Kabinett nicht verlassen haben - und alles wies darauf hin - dann schwebte sie unter Umständen in großer Gefahr.
Ich zögerte nicht mehr.
Dave Morris war nicht mehr zu helfen. Ich drückte ihm nur noch die Augen zu und machte mich auf den gefährlichen Weg…
***
Jane Collins schrie!
Vielmehr wollte sie schreien, aber sie bekam nicht einmal den Mund auf. Die Masse des Spiegels hielt sie fest. Kein Laut drang über ihre Lippen.
Sie war stumm, verzweifelt, hilflos…
Die Klinge raste auf sie zu, schien vor ihren Augen förmlich zu explodieren und wuchtete dicht neben Janes linkem Ohr in den jetzt magischen
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