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0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln

Titel: 0158 - Wenn die Wolkenkratzer wackeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn die Wolkenkratzer wackeln
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des Schuppens leuchtete etwas, das ich als griechische Buchstaben erkannte,. Anscheinend war das der Eingang zur akademischen Hochburg.
    Ich drückte die Klinke herunter, trat ein und befand mich in einem engen Vorraum, der wohl gleichzeitig als Garderobe diente. An den Haken hingen ein paar .Hüte und etliche Jacken, schwarz, mit dem weißen Zeichen des Lermont-Colleges.
    Ohne weitere Umstände wandte ich mich der zweiten Tür zu und befand mich plötzlich inmitten einer rauchenden und heftig durcheinanderredenden Menge von vielleicht dreißig oder fünfunddreißig jungen Männern, von denen allerdings nur ein kleiner Teil der landläufigen Vorstellung von Collegeboys entsprach.
    Es dauerte eine kleine Weile, bis einer von ihnen auf mich zukam und sich vorstellte:
    »Hallo, Sir — ich bin Roy Vane, Präsident dieses Klubs. Sie sind gewiß Mr. Cotton vom FBI?«
    »Stimmt genau. Wir haben vorhin miteinander telefoniert, nicht wahr?«
    Er nickte und führte mich nach vorn, wo ein paar Reihen Stühle aufgestellt waren, wie zu einem Vortrag. Den wollte ich nun allerdings nicht gerade halten.
    »Freshmen und ehrenwerte Mitglieder…«, erhob der jugendliche Präsident seine Stimme, und augenblicklich wurde es ruhig. Alle Gesichter wandten sich uns zu, und während Roy Vane in kurzen Worten erklärte, worum es ging, hatte ich Zeit, mir die Gesichter einzuprägen. Es waren zumeist offene und intelligente Mienen. Das schloß nicht aus, daß der eine oder andere weniger nach »College« aussah — aber danach kann man nicht gehen.
    »Das Wort hat Mister Cotton«, endete Vanes Ansprache.
    »Hallo«, sagte ich, »besten Dank erst einmal, daß Sie alle gekommen sind, ehe Sie wußten, worum es geht. Wahrscheinlich haben Sie genug zu tun — aber inzwischen haben Sie wohl auch erfahren, daß ein Mitglied dieser Verbindung gestern abend zu Tode gekommen ist.«
    Einige nickten still, andere blickten mich aufmerksam an.
    »Sie haben ferner davon gehört, daß sich an den letzten Abenden an manchen Stellen Zusammenrottungen gebildet haben, wobei verschiedene Verbrechen verübt worden sind. Ein Geldwechsler wurde auf gemeinste Art gefoltert und hat bis jetzt das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt. Ein alter Juwelier wurde zusammengeschlagen, ein Polizist und Ihr Kamerad wurden ermordet. Mein Besuch hier hat nun zwei Gründe. Der erste: Sagen Sie mir bitte alles, was Sie über Giacomo wissen, seinen Umgang, seine Bekannten und mögliche Feinde!«
    Natürlich kam erst einmal die große, bedeutungsvolle Pause. Dann besprachen sich einige leise untereinander, bis endlich der Präsident das Wort ergriff:
    »Mr. Cotton — ich denke, wir stehen Ihnen alle hier zur Verfügung, wenn Sie etwas über uns wissen wollen. Mit Giacomo ist es leider insofern etwas schwierig… ich meine, wir wissen nicht viel über ihn.«
    Einige Phi-Betas nickten lebhaft. Zu lebhaft? Sie schienen die Worte ihres Präsidenten jedenfalls zu begrüßen.
    »Was er außerhalb dieser Verbindung tat, haben wir nie gewußt. Und er war auch nicht gerade ein sehr aktives Mitglied!«
    »Na, schön«, sagte ich. »Trotzdem wird vielleicht dem einen oder anderen im Lauf der Zeit noch etwas einfallen, und ich möchte ihn bitten, mir das dann zu sagen. Der zweite Grund ist mir ja auch eigentlich wichtiger.«
    Sie horchten alle auf. Ich zog mir einen Stuhl heran und stellte den rechten Fuß drauf. Man nimmt manchmal die unbequemsten Stellungen ein, um es sich bequem zu madien.
    »Sie alle kannten Giacomo. Außerdem sind Sie alle auf dem Lermont-College und haben daher mehr Ahnung von logischen Zusammenhängen als die Leute, die wir bei den Krawallen als Zeugen von der Straße auflesen konnten. Deshalb möchte ich Sie bitten, jetzt einmal mitzuüberlegen und Ihre Meinung zu sagen, wenn Sie mir zustimmen oder denken, daß ich mich geirrt habe.«
    Meine Worte gingen ihnen ein wie Öl. Sie brauchten nicht einmal zu schlucken.
    »Daß die Leute heutzutage ziemlich leicht in Wallung zu bringen sind, wissen Sie ja. Sie kennen die Wirkung gewisser Filme, Sie . wissen, wäs der Rock ’n’ Roll schon alles bewirkt hat, und Sie haben eine Vorstellung davon, wie sich sonst sehr ruhige und gesetzte Leute als Zuschauer auf dem Sportplatz benehmen.«
    Lebhafte Zustimmung. Hinten links, wo offenbar die Fachpsychologen zusammensaßen, erklangen Worte wie »Massensuggestion« und »Kollektivreaktionen«.
    »Sie wissen aber auch, daß gegen eine solche aufgeputschte Masse kaum anzukommen ist.

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