0159 - Wir und die Konkurrenz der Mörder
Freundin?«
»Was heißt hatte? Er hat eine.«
»Ja, natürlich. Kennen Sie zufällig den Namen der jungen Dame?«
»Sicher, sie wohnt doch nur drei Häuser weiter. Elly Jones. Früher war sie mal so etwas wie eine Tänzerin. Jetzt hat sie es wohl nicht mehr nötig.«
»Wie sieht sie aus?«
»Das ist schwer zu sagen. Sie hat jede Woche eine andere Haarfarbe. Vorige Woche war sie blond. Aber ob sie das heute noch ist, weiß ich nicht.«
»Hat sie keine auffallenden Kennzeichen?« Phil grinste belustigt über die Haarfarben, die bei Miss Jones in Betracht kamen.
Die Wirtin stemmte die Fäuste in die Hüften und kicherte.
»Für Männer schon. Der Brustumfang dürfte hinter meinem nicht viel Zurückbleiben. Sonst ist sie natürlich wesentlich schlanker.«
»Hat Mister McLean noch Gepäck bei Ihnen?«
»Freilich! Er wollte doch nur für ein paar Tage nach New York.«
»Gut, vielen Dank. Wir rufen wieder an. Hoffentlich kommt er bald.«
Wir grüßten und gingen, ohne etwas über unsere Identität gesagt zu haben. Wir ließen den Wagen stehen und gingen die drei Häuser weiter bis zu McLeans Freundin.
***
Miss Jones bewohnte eine Hälfte der ersten Etage. Wir klingelten und warteten. Es dauerte einen Augenblick, dann ging die Tür auf, und vor uns stand eines jener Mädchen, wie man sie in den Staaten zu Tausenden treffen kann: jung, hübsch und ehrgeizig. Sie trug einen chinesischen Morgenrock aus schwarzer Seide, der mit goldenen Drachen bestickt war. Im Augenblick hatte sie platinblondes Haar. Ihre Augen waren graugrün.
Sie lehnte sich in die offene Tür, sah uns kritisch an und ließ sich dann zu einem lauernden: »Hallo, Boys!«, herab.
»Guten Morgen, Miss Jones«, sagte ich und grinste freundlich. »Müssen wir unbedingt eine Erkältung erwischen? Hier zieht’s!«
Ich hatte den richtigen Ton getroffen. Sie trat zurück und hielt schweigend die Tür auf. Wir traten über die Schwelle. Sie hatte eine nette kleine Wohnung, aber nicht viel Sinn für Ordnung. Es gab keinen Sessel, in dem man sich hätte niederlassen können. Wäsche, Strümpfe, Kleider lagen überall umher.
Sie räumte zwei Sitzmöbel für uns frei und forderte uns mit einer Kopfbewegung auf, Platz zu nehmen. Wir taten es. Sie setzte sich auf eine Couch, zog die Füße hoch und deckte sie mit einem Kissen zu.
»Miss McLean«, sagte ich langsam, aber sie ging sofort darauf ein.
»Miss Jones!«, verbesserte sie trocken. »McLean ist ein Freund von mir.«
»Reynold McLean?«
»Ja. Seid ihr Bullen?«
»Wenn Sie damit Detektive meinen, stimmt es zum Teil. Wir sind Privatdetektive.«
»Ich liebe solche Leute nicht besonders.«
Ich zuckte die Achseln.
»Es gibt Leute, die lieben wir nicht besonders, Miss Jones. Däs gleicht sich aus.«
Ihr Gesicht wurde abweisend. Ich ließ sie nicht zu einer Erwiderung kommen, sondern fuhr fort: »Was für Freunde hatte McLean noch?«
»Außer mir niemand.«
»Aber er wird doch ein paar Bekannte gehabt haben?«
»Warum interessiert Sie das?«
»Möchten Sie das Fragen nicht lieber uns überlassen?«
»Na schön. Ich weiß so gut wie nichts von McLean.«
»Wovon lebte er?«
»Er machte Geschäfte.«
»Was für Geschäfte?«
»Das hat er mir nicht gesagt.«
»Hatte er Geld?«
»Natürlich hatte er Geld. Oder glauben Sie, ich könnte es mir leisten, für meine Freunde zu bezahlen, wenn wir mal ausgehen?«
»Sahen Sie ihn je mit einem Bekannten? Ich meine, traf er sich manchmal mit anderen Männern?«
»Ein einziges Mal. Das war in seinem Hotel. Wir wollten gerade ausgehen, da kam ein Anruf für ihn. Ich verstand nicht, was gesprochen wurde. Hinterher sagte er, dass er leider geschäftlich abgerufen worden wäre. Er gab mir Geld und schickte mich allein ins Kino. Ich dachte, 18 er hätte etwas mit einer anderen Frau und bin ihm heimlich nachgefahren. Aber es war ganz harmlos. Er traf sich in einer Hotelhalle mit einem Mann.«
»Wie sah der Mann aus?«
Sie runzelte die Stirn und gab langsam eine Beschreibung, die von einer bei ihr gar nicht zu vermutenden wachen Beobachtungsgabe zeugte. Je mehr sie sagte, umso größer wurde mein Verdacht. Schließlich öffnete ich meine Brieftasche und reichte ihr ein Bild: »War es vielleicht dieser Mann?«
Sie sah darauf und nickte sofort.
»Ja, der war es. Diese zynische Mundpartie vergesse ich nicht wieder. Dieser Kerl muss kalt sein wie ein Eisberg.«
Ich steckte das Bild wieder ein. Jetzt war der Kreis zwischen den Beteiligten endgültig
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