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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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sich um seine Augen gebildet. Seine Hände blieben nicht mehr ruhig. Es war nachts gegen drei Uhr, und wir hatten ihn pausenlos im Feuer unserer Fragen gehalten.
    »Ich wäre ja blöd«, seufzte er erschöpft, »wenn ich Ihren Vorschlag nicht angenommen hätte. Aber ich muß Sie enttäuschen. Die Wahrheit ist, daß ich Ihren Kollegen weder kidnappen ließ noch auch nur weiß, wer es getan haben könnte. Das ist die reine Wahrheit.«
    Ich preßte die Lippen aufeinander. Diesmal glaubte ich ihm. Aber das bedeutete, daß wir in der Suche nach Phil einen ganzen Tag an der verkehrten Adresse verbracht hatten. Wo war Phil? Wo steckte mein Freund? Lebte er noch? Würden wir ihn überhaupt je finden?
    Mir war so elend wie selten in meinem Leben.
    ***
    »Wir müssen wieder ganz von vorn anfangen«, sagte der Chef, als ich eine halbe Stunde später in seinem Office saß. »Zunächst wollen wir einmal sehen, wer den Zigarillostummel in Phils Wohnung zurückgelassen hat.«
    Er suchte auf seinem Schreibtisch in den Papieren, die in seiner Abwesenheit von der Sekretärin säuberlich geordnet worden waren.
    »Ich habe den Befund des Labors noch nicht vorliegen«, meinte er kopfschüttelnd. »Das verstehe ich nicht. Ich hatte doch ausdrücklich gesagt, daß diese Untersuchung vorrangig ausgeführt werden soll. Einen Augenblick.«
    Er rief unser Office an, wo der Sonntagsdienst arbeitete. Der Chef erkundigte sich nach dem Stand der Dinge in Sachen Zigarillostummel, dankte, und legte den Hörer auf.
    »Dr. Rees tippt gerade den ausführlichen Bericht über die Speichelanalyse, Jerry. In spätestens zwanzig Minuten wird er ihn herunterbringen.«
    »Versprechen Sie sich wirklich viel davon« fragte ich mutlos.
    Der Chef zuckte die Achseln.
    »Man kann es nicht wissen. Manchmal holen unsere Wissenschaftler aus einer unbedeutenden Kleinigkeit eine Fülle von Hinweisen heraus. Wir werden ja sehen. Inzwischen wollen wir überlegen, wie wir die Suche nach Phil intensivieren können.«
    »Inzwischen muß doch die Liste mit all den Fällen angefertigt worden sein, die Phil innerhalb des letzten halben Jahres entweder allein oder vorwiegend allein bearbeitet hat«, sagte ich. »Vielleicht sollten wir der Reihe nach Fall für Fall vornehmen und nachprüfen, ob einer der in diese Fälle verwickelten Gangster Phil gekidnappt haben könnte. Jedenfalls ist das besser, als tatenlos herumzusitzen.«
    »Ich habe die Liste hier vorliegen«, nickte der Chef. »Übernehmen Sie diese Arbeit, Jerry. Setzen Sie auf jeden einzelnen Fall einen oder zwei Kollegen an. Damit wir mehrspurig arbeiten, um schneller zu einem Ergebnis zu kommen.«
    »In Ordnung. Vielleicht sollte man auch durch einen Rundspruch die Stadt- und die Staatspolizei von Phils Verschwinden verständigen. Es kann nicht schaden, wenn möglichst viele Leute ihre Augen offenhalten.«
    »Richtig. Ich werde gleich anschließend den Text eines Rundschreibens diktieren, der auch Phils genaue Beschreibung, die Nummer seiner Pistole, seines Dienstausweises und seiner Marke enthält. Unsere Lichtbildstelle kann Phils Foto in größeren Mengen vervielfältigen. Die Frage ist nur, ob wir auch die Öffentlichkeit einschalten sollen.«
    »Sie meinen durch die Zeitungen und über die Radio- und Fernsehsender?«
    »Ja.«
    Ich überlegte laut:
    »Wenn Phil gekidnappt wurde und noch am Leben ist, muß er ja irgendwo versteckt gehalten werden. Dazu ist mindestens ein Mann zu seiner Bewachung nötig. Dieser Mann wird natürlich erfahren, daß wir die ganze Öffentlichkeit mobilmachen wenn wir die Presse und den Rundfunk ankurbeln. Vielleicht wird er dann kopfscheu und bringt Phil um. Auf Kidnapping steht die Todesstrafe, und Phils Bewacher muß sich sagen, daß es anderen Leuten auffallen könnte, wenn er auf einmal für zwei Personen Lebensmittel kauft.«
    »Das ist wahr. Wir wollen also mit der Öffentlichkeit noch warten. Allerdings müssen wir uns mit einer bitteren Möglichkeit allmählich vertraut machen, Jerry!«
    Ich senkte den Kopf. Mit tonloser Stimme sagte ich:
    »Ich weiß, Chef. Sie meinen, daß man Phil längst umgebracht haben kann.«
    »Ja. Jerry. Diese Möglichkeit besteht durchaus. Sie wissen es so gut wie ich.« Ich schwieg lange Zeit. Natürlich hatte der Chef recht. Phil konnte längst tot sein. Aber entband uns das von unserer Pflicht, mit allen Kräften und allen verfügbaren Mitteln nach ihm zu suchen? Sicherlich war es merkwürdig, daß sich weder Phil noch seine Kidnapper bisher

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