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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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Wir holten uns einen Stadtplan von Brooklyn aus dem Archiv und legten die Route für meinen Jaguar fest. Am günstigsten erschien uns der Weg über die Manhattan Bridge, die Flat Bush Avenue und den Linden Boulevard, wo wir nach rechts abzweigen mußten. Bei der Verkehrsdichte brauchten wir allerdings geraume Zeit, bis wir die Strecke hinter uns hatten. Wir fuhren einmal am Friedhof entlang, bis wir eine Gärtnerei gefunden hatten.
    Wir gingen in den Laden und baten, den Chef zu sprechen. Eine alte Frau schickte uns in die Treibhäuser hinter dem Laden. Wir fanden einen fünfzigjährigen Mann, der aussah wie dreißig, wenn seine schon fast weißen Haare nicht gewesen wären.
    Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis. »Würden Sie uns bei einer dienstlichen Sache behilflich sein?« fragte ich. »FBI?« stotterte er erschrocken. »Meine Güte, was habe ich denn ausgefressen?«
    »Gar nichts«, erwiderte ich. »Jedenfalls wissen wir von nichts, wenn Sie das beruhigt. Wir hätten nur gern Ihre Hilfe. Für einen bestimmten Zweck brauchen wir für eine halbe Stunde einen Kranz. Wir bringen ihn zurück. Sollte er beschädigt werden, wird er natürlich bezahlt.«
    Er sah uns groß an:
    »Sie wollen einen Kranz leihen?«
    »Ja, genau das.«
    »Na so was! Das habe ich auch noch nicht erlebt! Selbstverständlich können Sie einen haben. Wozu brauchen Sie ihn denn?«
    »Wir beobachten jemand«, log ich, »der sich auf den Friedhof begeben hat. Wenn wir einen Kranz haben, fällt es nicht auf, wenn wir ihm folgen.«
    »Sehr geschickt!« nickte er anerkennend. »Was für einer soll es denn sein? Mit Blumengebinde oder ohne? Schleife?«
    Wir suchten einen aus, der keine Schleife hatte. Ich wollte einen Zehner hinterlegen, aber er wies ihn zurück. Bei G-men wäre so etwas doch wohl unnötig. Ich steckte meinen Zehner wieder ein.
    Wir nahmen den nächstbesten Eingang. Rechts, vom Tor stand ein langgestrecktes, flaches Gebäude, das irgendwie an einen Tempel erinnerte mit seinen Säulen. Aber an einer Tür stand: ›Friedhofsverwaltung‹.
    »Glück gehabt«, meinte Phil, und wir machten die Tür auf.
    Ohne Vor raum gelangten wir sofort in ein Office, in dem zwei altmodische Tische und ein paar Regale voller Ordner standen. Die Aufschriften lauteten:
    ›Einzelgräber 101 — 200‹, ›Erbbegräbnisse Platz C 20 — C 39‹, und so weiter. Ein ältliches Fräulein mit spitzer Nase und schmalen Lippen malte gerade andächtig mit schwarzer Tusche eine neue Aufschrift auf einen Ordner. Über ihre randlose Brille hinweg sah sie uns neugierig an.
    Wir grüßten und fragten nach der Bude, die wir suchten.
    »Was wollen Sie denn da?« fragte sie zurück.
    Phil erledigte die Sache mit gewohnter Routine.
    »Wir wollen ein Stimmungsbild aufnehmen«, erklärte er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Aber wenn nur Gräber drauf sind, ist es zu eintönig. Wir dachten, daß wir eine Front des Gerätehauses ins Bild ziehen sollten.«
    Ich blieb ernst, obgleich es mir schwerfiel. Mit besonderem Scharfsinn war das Friedhofsfräulein nicht gesegnet, sonst hätte ihr wenigstens auffallen müssen, daß wir keinen Fotoapparat bei uns hatten. Bereitwillig erklärte sie Phil den Weg. Wir bedankten uns und räumten die düstere Stätte.
    Langsam, wie es sich auf einem Friedhof gehört, schritten wir die Wege entlang, zählten die Abzweigungen, bogen in die bezeichneten Nebenwege ein und zählten wieder die fußschmalen Nebenpfade. .
    Irgendwann sahen wir dann hinter ein paar Büschen den Giebel des Gerätehauses auftauchen. Falls Fuster irgendwo ein Loch im Dach hatte, durch das er Ausschau halten konnte, würde er uns wegen des Kranzes hoffentlich für harmlose Zeitgenossen halten.
    Wir gingen zu einem Grab, das keine fünf Yard von der Breitseite des Gerätehauses entfernt lag, legten mit feierlicher Gebärde den Kranz darauf und nahmen unsere Hüte ab.
    Nachdem wir eine Weile stumm und regungslos vor dem Grab gestanden und aus den Augenwinkeln die Bude vor uns gründlich gemustert hatten, sagte ich leise:
    »Du bleibst draußen. Falls ihm doch ein Herauskommen gelingen sollte, kannst du ihn hier abfangen.«
    »Wieso ich?« gab Phil leise zurück. »Du kanst ebensogut draußen bleiben.«
    »Wir können doch nicht vor einem Grab anfangen, Kinderspielchen mit Münzen-Hochwerfen zu veranstalten!« brummte ich.
    Er hatte seinen Oppositionstag. Damit wir überhaupt endlich zum Handeln kamen, gab ich nach. Wir ließen den Kranz liegen und gingen bis zur nächsten

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