0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
also zu Wozny«, stellte der Reporter fest. »Und Wozny ist ein Vertrauter der Teufelstochter. Habe ich das so richtig gesehen?«
»Du hast?«
»Wozny ist auf Rachetour. Mich hat er versucht, umzubringen. Wer ist der nächste?«
»Das fragen wir uns auch.«
»Du, John. Und auch Jane Collins ist in Gefahr«, erklärte Bill mit allem Ernst.
»Jane?« Ich war überrascht.
»Ja. Er hat es mir selbst gesagt. Wozny nahm sich die Zeit, noch mit mir zu reden. Er hat alle aus dem Sinclair-Team erwähnt. Jeden will er töten, auch die Frauen.«
»Und Johnny?« hauchte Sheila.
Bill schluckte. »Ihn sicherlich auch, wie ich diese Bestie kenne. Zudem kennt Asmodina keine Gnade. Ihr kommt es nicht darauf an, ob Frauen oder Kinder sterben. Wir haben ihr Destero weggenommen. Vielmehr John. Und dafür wird sie sich…« Bill konnte die nächsten Worte nicht mehr aussprechen, denn seine Stimme machte nicht mehr mit.
»Verhalte du dich ruhig«, sagte ich. »Wir kümmern uns schon um die Sache.«
»Mich wollt ihr wieder abschieben!« krächzte der Reporter.
»Du bleibst hier!« entschied Sheila. Wenn sie so redete, duldete sie keinen Widerspruch, das wußte auch ihr Mann, deshalb sagte er nichts mehr.
Mir ging nicht aus dem Kopf, daß Wozny in Bills Beisein auch Janes Namen erwähnt hatte. Obwohl es mitten in der Nacht war, entschloß ich mich sie anzurufen.
Es nahm niemand ab.
Achtmal ließ ich durchlauten.
»Jane ist nicht zu Hause«, sagte ich leise.
Sheila erschrak, bis Bill sagte: »Hat sie nicht erzählt, daß sie weg wollte?«
Da fiel es mir wieder ein. Klar, die blondhaarige Detektivin hatte in Paris zu tun. Dort trafen sich zahlreiche Kollegen aus Europa zu einem Meinungsaustausch, den Jane auf keinen Fall verpassen wollte. Damit war auch dieses Problem gelöst.
Ich atmete auf.
Suko kam zurück. »Ich habe mich draußen umgesehen«, erklärte er. »Keine Spur von Wozny.«
»Das kann ich mir denken«, sagte ich. »Die haben etwas anderes zu tun. Vielleicht feiern sie den Sieg.«
»Haben die denn schon gewonnen?« fragte der Chinese.
»Zumindest besitzen sie das Schwert.«
Darauf wußten weder Suko, Bill noch Sheila etwas zu erwidern. Asmodina hatte sich das zurückgeholt, was eigentlich ihrem Diener gehört hatte. Und wir waren die Blamierten.
Suko schlug auf seine offene linke Handfläche. »Wenn wir nur wüßten, wo wir diesen Wozny finden könnten«, schimpfte er. »Ich habe keine Idee. Du, John?«
»Vielleicht bei dem Richter oder den Geschworenen.«
»Hast du Sir James Bescheid gesagt?«
»Nein, aber das könnte ich tun.« Ich rief meinen direkten Vorgesetzten an.
Als Sir. James hörte, was uns widerfahren war, schwieg er für einen Moment. »Das ist wirklich ein harter Tobak«, gab er zu. »Sie haben das Schwert verloren.«
»Bin aber fest entschlossen, mir es zurückzuholen«, erwiderte ich.
»Das waren Sie bei dem Bumerang auch.«
Der Stich saß. Diese Waffe hatte mir mal Dr. Tod abgenommen, und sie befand sich noch immer in seinen Händen. »Der Bumerang war etwas anderes«, erwiderte ich, »denn Solo Morasso hält sich zurück. Wozny aber wird angreifen.«
»Bei den gefährdeten Personen hat er sich bisher nicht blicken lassen«, erklärte Sir James. »Ich hätte sonst Bescheid bekommen. Wir haben vor jedes Haus zwei Polizisten gestellt, die sofort melden, wenn etwas passiert. Bisher ist alles ruhig geblieben.«
»Dann weiß ich auch nicht mehr weiter«, murmelte ich.
»Lassen Sie sich etwas einfallen, Oberinspektor. Ich erwarte von Ihnen Erfolge.«
Wütend legte ich den Hörer auf. Die anderen sahen es meinem Gesicht an, wie der Fall gelaufen war.
Ich hob beide Hände. »Stellt jetzt keine Fragen. Ich ärgere mich sowieso schon genug.«
»Ist der Alte wieder sauer?« Suko grinste.
»Und wie.«
Da klingelte es.
Alle zuckten wir zusammen. Unwillkürlich griff ich zur Beretta.
»Wer kann das sein?« fragte Sheila.
»Wir können ja nachschauen«, erwiderte ich und war schon auf dem Weg zur Tür.
Suko blieb bei mir, er deckte mir den Rücken. Als ich öffnete, war die Überraschung perfekt.
»Ich glaube, ihr habt Schwierigkeiten«, sagte eine vertraute Stimme.
Sie gehörte Myxin, dem Magier!
***
Wozny, der Würger, materialisierte dort, wo er sicher sein konnte, daß sich um diese Zeit kein Mensch aufhielt.
Auf dem Friedhof.
Direkt neben der Leichenhalle stand er plötzlich und blickte sich um. Düsternis umgab ihn. Die Bäume und Büsche deckten ihn. Der Himmel war eine
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