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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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einem Fön?«
    »Nein. Ich reibe es nur ein wenig mit dem Handtuch trocken. Nicht richtig trocken. Ich stecke es mir nämlich immer mit den Klammern fest, wenn es noch halbfeucht ist. Es gewöhnt sich dann besser an die Form.«
    »Das haben Sie an diesem Abend natürlich auch gemacht? Oder sind Sie etwa mit offenem Haar an die Tür gelaufen?«
    »Wo denken Sie hin, junger Mann? Ich weiß doch, was sich gehört! Als die Schüsse gefallen waren — ich dachte natürlich sofort, es wäre im Fernsehen gewesen, da ist ja dauernd so ein Spektakel — also als die Schüsse gefallen waren, habe ich mein Haar zu Ende gespült, schön aufgesteckt und vorher ein bißen trocken gerieben; Dann nahm ich meinen Frisierumhang ab und ging zur Tür. Nur mal um zu sehen.«
    »Klar«, nickte ich. »Wie Sie vorhin an der Tür standen, als wir klingelten. Irgendeine Beschäftigung muß der Mensch doch haben, nicht wahr? Vor allem, wenn er neugierig ist, nicht wahr, Miß Percy?«
    Sie wollte etwas Scharfes erwidern, aber ich ließ sie nicht dazu kommen.
    Ich beugte mich vor und sagte scharf:
    »Sie haben vor Gericht geschworen, daß Sie Jane Lorren wenige Sekunden nach den Schüssen im Treppenhaus sahen! Jetzt will ich Ihnen mal eine einfache Rechnung vormachen: Haarspülen, mindestens dreißig Sekunden. Kurz trockenreiben: mindestens zwanzig Sekunden. Hochstecken, noch einmal dreißig Sekunden. Den Frisierumhang weglegen: fünf Sekunden. An die Wonnungstür gehen: zehn Sekunden. Das sind fünfundneunzig Sekunden! Jemand, der es eilig hat und jung ist, kann das alles vielleicht in dieser kurzen Zeit schaffen. Sie hatten es weder eilig noch sind Sie jung genug, um ein solches Tempo anschlagen zu können. Sie brauchten, auch wieder sehr knapp gerechnet, die doppelte Zeit, also mindestens drei Minuten! Folglich sahen Sis Miß Lorren nicht ein paar Sekunden, sondern ganze drei Minuten nach den Schüssen im Treppenhaus. Wahrscheinlich war sogar noch mehr Zeit verstrichen. Glauben Sie, daß ein Mörder drei bis fünf Minuten am Tatort bleibt, bevor er endlich die Flucht ergreift, wenn er schon dreißig Sekunden nach den Schüssen damit rechnen muß, daß ein Nachbar nicht ans harmlose Fernsehen denkt und nachsehen kommt?«
    Sie bewegte den hageren, spitzen Unterkiefer, brachte aber keinen Laut über die Lippen.
    »Eine weitere Frage«, fuhr ich gemäßigter fort. »Wie sahen Sie Jane Lorren? Von vorn? Von der Seite? Von hinten? Konnten Sie das Gesicht deutlich erkennen?«
    »Natürlich!« kreischte sie wütend. Ich vergegenwärtigte mir die Lage der beiden Appartementstüren zueinander und schüttelte den Kopf.
    »Phil, tu mir einen Gefallen und lauf von seiner Tür zum Treppenschacht. Ich möchte mir das einmal ansehen.«
    »Okay.«
    Wir mußten es ihr erklären, welches Experiment wir veranstalten wollten, denn sie hatte es nicht verstanden, weil ich zu Phil unwillkürlich leiser gesprochen hatte als zu ihr.
    Neugierig trippelte sie mit uns zur Tür. Ich ließ ihre Tür so weit offen, daß auch sie mit hinaussehen konnte. Phil ging zu der Tür des früheren Hopkins-Appartements, stellte sich so, als wäre er von drinnen gekommen und lief zur' Treppe.
    Man sah ihn die ganze Zeit über nur von links hinten. Nicht die Spur seines Gesichtes war auch nur für eine Sekunde sichtbar.
    Ich sah Miß Percy an und schüttelte nur den Kopf. Ihre Hände wurden nervös. Sie fiel mit einem Redeschwall über mich her. Ich stoppte ihn, nachdem wir uns wieder in ihrem Wohnzimmer befanden, und sah sie ernst an. Sie schwieg erschrocken. Urplötzlich schoß ich meine Frage ab:
    »Wieviel hat er Ihnen für Ihre Aussage gezahlt, Miß Percy?«
    Sie senkte den Kopf und hauchte: »Zweihundert Dollar.«
    Ich sah Phil an. Wir waren sprachlos. Es war das letzte, was wir erwartet hätten. Jack Vandoom hat mindestens in einem Punkte recht gehabt: Nicht die Geschworenen, aber immerhin war mit Sicherheit wenigstens ein Zeuge bestochen worden.
    ***
    Wir brauchten selber eine Weile, bis wir uns von dieser überraschenden Neuigkeit erholt hatten. Dann setzten wir die Befragung dieser Musterzeugin fort.
    »Wer war der Mann, der Ihnen das Geld brachte?«
    »Er war ein Detektiv.«
    »Ein Privatdetektiv?«
    »Nein, richtig von der Polizei.«
    »Zeigte er Ihnen einen Dienstausweis?«
    »Nein. Warum? Es wird doch niemand wagen zu erklären, daß er zur Polizei gehöre, wenn es nicht wahr ist!«
    Hatte diese gute Tante eine Ahnung! Für was auf der Welt hatten sich Hochstapler

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