0165 - Die Bestien aus dem Geistersumpf
Stimme.
»Natürlich.« Sie lächelte. »Mein Gebot ist es, Leben zu erhalten, nicht zu zerstören. Darin beziehe ich nicht nur den Menschen ein, was selbstverständlich ist, sondern auch die gesamte Umwelt, in der wir uns bewegen.«
»Danke. Es ist gut, wenn man Menschen trifft, die so denken.«
Wir stiegen wieder in die Wagen. Kommissar Mallmann übernahm die Spitze.
Langsam fuhren wir weiter. Noch gespannter als zuvor. Was würde uns erwarten? Auch Professor Diefenthal, der neben mir hockte, blickte immer wieder aus dem Fenster. Er suchte nach irgendwelchen Anzeichen, doch es war nichts zu erkennen.
Still und trügerisch lag das Moor vor uns.
Mir allerdings waren die breiten Spuren auf dem Weg aufgefallen. Die sahen aus, als wäre hier ein Lastwagen hergefahren. Und das vor gar nicht allzu langer Zeit, denn das Gras war noch geknickt, und in den im Boden befindlichen Rillen hatte sich längst das Wasser wieder gesammelt.
Ich machte den Professor darauf aufmerksam.
»Von unserem Bagger stammen die nicht«, sagte er.
»Dann müssen wir damit rechnen, daß noch jemand den Geistersumpf besucht hat.«
»Vielleicht die Giftmüllkippe?« Verflixt, die Idee war gar nicht so abwegig.
Wenig später sahen wir den Wagen. Und was sich unseren Augen bot, war das Grauen schlechthin…
***
Die Monsterfliegen waren da!
Fünfmal so groß wie normale. Ungeheuer gefährlich und darauf versessen, zu töten.
Matthias Bast hieb beide Hände gegen den Türgriff, umklammerte ihn voller Verzweiflung und wollte die Tür aufreiben, um sich ins Fuhrerhaus zu retten.
Es war schon zu spät.
Hätte Michael Haas die Tür jetzt geöffnet, wäre der unheimliche Fliegenschwarm auch in seine Fahrerkabine gedrungen, so mußte er mit ansehen, wie sein langjähriger Kumpan von den Bestien zu Tode gequält wurde.
Die schwarze Wolke stürzte sich auf ihn. Ein Summen und Schlagen war in der Luft.
Diese dicken Fliegen waren so zahlreich, daß von Matthias Basts Körper überhaupt nichts mehr zu sehen war. Die kleinen Bestien hatten ihn völlig eingedeckt. Auf jedem Quadratzentimeter hockten sie.
Bast schrie.
Seine Hände rutschten am Türgriff ab, er ballte sie zu Fäusten und hämmerte in wilder Verzweiflung gegen die Tür.
»Du Schwein!« brüllte er. »Du verdammtes Schwein! Mach auf! Öffne!« Jedes Wort begleitete er mit schweren Schlägen, die sogar das starke Blech des Wagens einbeulten.
Michael Haas konnte nicht öffnen. Die Fliegen bedeckten nur zur Hälfte die Scheibe, durch die untere konnte er schauen und mußte mit ansehen, wie Matthias zugrunde gerichtet wurde.
Sein Schreien verstummte. Wie dicke Klumpen waren die Fliegen in seinen Mund gedrungen, krabbelten über sein Gesicht, drangen in die Nasenlöcher und suchten sich ihren Weg durch die Ohren. Trotz ihrer Größe waren die Körper geschmeidig und schlank, so daß sie überall Einlaß fanden.
Matthias Bast konnte nicht mehr schreien. Er bekam keine Luft mehr, denn die Masse der Fliegen erstickte alles. Langsam verließen ihn auch die Kräfte, und er sank in die Knie. Überall am Körper spürte er die kleinen Bisse, die die Fliegen ihm zufügten, aber er registrierte sie kaum noch.
Sehen konnte er nichts mehr, auch nicht fühlen. Sie drangen durch die Speiseröhre in seinen Körper hinein, Luft bekam er auch nicht mehr. Der Erstickungstod nahte mit gewaltigen Schritten.
Dann schien es ihm, als bekäme er einen letzten, gewaltigen Schlag. So ungeheuer, daß dieser sein Bewußtsein auslöschte und ihn in die Tiefe riß.
Doch es war nicht nur das Bewußtsein, das verging. Es war der Tod, der ihn gepackt hielt.
Matthias Bast hatte ein grauenvolles schlimmes Ende gefunden. Und sein Kumpel Haas schaute zu.
Er hatte seinen Blick einfach nicht vom Fenster abwenden können und immer noch damit gerechnet, daß Matthias es schaffte. Sein Hoffen war vergebens geworden.
Er sah, daß sich der Körper seines Freundes nicht mehr bewegte. Nur noch die schwarzen Fliegen klebten wie eine dicke Teerschicht auf ihm.
Da wußte Michael Haas Bescheid!
Das Entsetzen zeichnete seine Gesichtszüge. Sie waren verzerrt und schienen regelrecht eingefroren zu sein. Er zitterte, seine Zähne schlugen aufeinander, als hätte er Schüttelfrost. Noch zwei Sekunden starrte er auf das Gewimmel neben dem Wagen, dann startete er den Motor und versuchte, den schweren Lkw aus dem Sumpfloch zu bekommen. Der Motor heulte auf, die Räder drehten durch, und sie wühlten sich noch tiefer in den Sumpf
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