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0168 - Die Eisfalle

Titel: 0168 - Die Eisfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte eigenartige Formen, es zeigte nicht seine natürliche Schroffheit, sondern war glatt und dehnte sich nach allen Seiten aus, als bestünde es aus dicken gefrorenen Adern. Sorgfältig leuchtete Leclerc die Umgebung ab.
    „Durch diesen Schacht bringen sie Schmelzwasser an die Oberfläche", vermutete er schließlich. „Wahrscheinlich haben sie dort unten Maschinen, die die Flüssigkeit nach oben pumpen."
    Leclerc konnte nicht wissen, dass das Abstrahlsystem der Terraner weitaus besser war als jede Pumpanlage, bei der man Zwischenstationen errichten musste.
    Trotzdem war es erstaunlich, dass er die Bedeutung des Kanals sofort erkannt hatte.
    „Es scheint, als arbeiteten ihre Maschinen nicht mehr", meinte Leclerc.
    Er war ein vorsichtiger Mann, aber in diesem Falle ging er ein Risiko ein. Er ließ zwei Antigrav- Platten vom Schiff an den Schacht bringen. Zwei Gataser wurden ausgewählt, in den Kanal einzufliegen.
    „Sobald ihr wißt, was dort unten vorgeht, kehrt ihr um", befahl Leclerc. Er leuchtete ihnen mit dem Scheinwerfer, während sie auf die Platte stiegen und sich festschnallten. Leclerc wartete, bis das Fluggerät arbeitete, dann schaltete er das Licht aus.
    „Es geht los!" ordnete er an.
    Die Antigrav-Platte hob sich vom Boden ab und schwebte auf das Loch zu. Leclerc ließ die zweite bereithalten, um bei einem Zwischenfall sofort eingreifen zu können. Wenn die beiden Gataser nicht auf Schwierigkeiten stießen, würde er weitere Fluggeräte anfordern. Zusammen mit den anderen würde er dann ebenfalls unter das Eis gleiten. Sekunden nachdem die Flugscheibe im Kanal verschwunden war, glaubte Leclerc eine schwache Vibration des Bodens zu fühlen, als wollte der Planet die lästigen Besucher von sich abschütteln. Eine sofortige Rückfrage beim Schiff bestätigte die Vermutung des Kommandanten.
    Die Geräte im Diskusschiff zeigten einen starken Energieausbruch in unmittelbarer Nähe an.
    „Sie haben ihre unterirdische Station gesprengt, damit wir sie nicht in die Hände bekommen", sagte Leclerc enttäuscht.
    Im nächsten Augenblick fiel ihm ein, dass die beiden Raumfahrer, die in den Schacht eingedrungen waren, sich jetzt in großer Gefahr befanden. Er rief sie über Funk an und forderte sie zur sofortigen Umkehr auf.
    Doch es war schon zu spät. Zwar kamen die beiden Blues zurück, aber nicht mit der Antigrav-Platte.
    Sie wurden an der Spitze einer Fontäne aus dem Kanal geschleudert, zwei dunkle, durcheinanderwirbelnde Punkte. Die Trümmer der Flugscheibe folgten.
    Wie gebannt starrte Leclerc auf das phantastische Bild. Im schwachen Licht der Sonne Verth und dem ihrer eigenen Scheinwerfer zeigte sich eine grausigschöne Szenerie. Da prasselte das Schmelzwasser auf sie nieder. Leclerc begann zu laufen.
     
    *
     
    Kilmacthomas half Oberst Hakru auf die Beine. Die Druckwelle hatte die letzten Hindernisse aus dem eingestürzten Schacht gefegt. Der Weg war frei. Doch der Leutnant wusste, dass sie die Höhle unter keinen Umständen jetzt schon verlassen durften.
    Wenn es überhaupt eine Chance gab, der Überflutung zu entgehen dann hier in diese Höhle.
    Hakru schüttelte sich.
    „In Ordnung, Leutnant", sagte er. „Ich bin wieder auf den Beinen."
    Kilmacthomas ließ ihn los. Einer der Männer war so unglücklich von einem Eisbrocken getroffen worden, dass sein Anzug aufgeschlitzt wurde. Er war sofort tot gewesen.
    Damit hatte sich ihre Zahl auf neunundvierzig Männer vermindert.
    „Das Schiff ist zerstört und damit unsere Aussicht, mit dem Transmitter zur ESS-1 zurückzukehren", sagte Hakru. „Aber irgendwie müssen wir hier heraus."
    Kilmacthomas nickte zustimmend.
    „Zunächst müssen wir die mit Sicherheit kommende Flutwelle abwarten, Sir", sagte er. „Wenn wir diese überleben - und diese Chance haben wir nur, wenn die Abstrahlanlage weiterarbeitet -, können wir uns noch immer Gedanken darüber machen, wie wir an die Oberfläche gelangen."
    Kilmacthomas Gedanken glitten zurück, zu jenem Tag, als er an Bord der TRISTAN angekommen war. Dieser Zeitpunkt schien weit in der Vergangenheit zu liegen, er hatte schon beinahe unwirklichen Charakter. Es schien dem Leutnant, als habe sein Zusammenstoß mit Wallaby überhaupt nie stattgefunden.
    Seine Augen suchten den Sergeant unter den Männern, aber da ihm viele den Rücken zudrehten, konnte er ihn nicht entdecken.
    Im Augenblick blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten.
    Kilmacthomas fragte sich, was die Blues im Augenblick unternahmen?

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