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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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hatten sie schon so viel Vorsprung, daß es völlig sinnlos war. Vielleicht sind Sie anderer Meinung. Aber ich hielt es für sinnlos.«
    »Wahrscheinlich hatten Sie recht«, stimmte ich zu. »Und wie sieht's hier aus? Außer Ihnen noch jemand verletzt?«
    »Johnny — das ist der Wirt. Er wurde von ihnen niedergeschlagen. Inzwischen ist er wieder zu sich gekommen, aber er wird bestimmt eine schwere Gehirnerschütterung haben. Wenn nicht mehr. Sie schlugen ihn mit der Likörflasche dort zu Boden.«
    Er deutete auf die Splitter vor der Theke.
    »Hui!« sagte Phil leise. »Und so etwas hat der Mann überstanden?«
    Snyder grinste flüchtig.
    »Johnny McMaloon ist Ire«, erklärte er. »Und er hat einen Schädel wie ein irischer Zuchtbulle. Aber etwas viel Schlimmeres ist geschehen.«
    Wir wurden hellhörig. Aufmerksam sahen wir Snyder an. Er hatte die Lippen aufeinandergepreßt, daß sie wie ein schmaler, weißer Strich in seinem gebräunten Gesicht standen.
    »Johnnys Tochter wurde von den Banditen mitgeschleppt«, sagte er heiser. »Das Mädchen ist siebzehn Jahre alt…«
    ***
    Es war verdammt schwer, aus der haltlos vor sich hin weinenden Frau etwas herauszuholen. Der Wirt beherrschte sich zwar besser, aber als er mit äußerster Anstrengung zwei unserer Fragen beantwortet hatte, wurde er wieder ohnmächtig, so daß wir uns an die Frau halten konnten.
    Zum Zeitpunkt des Überfalles war nur das Ehepaar in der Gaststube gewesen. Die Tochter hatte im Obergeschoß in ihrem Zimmer gelesen. Die Eltern hofften inständig, daß das Mädchen nichts merken und in ihrem Zimmer bleiben würde. Aber der Teufel hatte seine Hand im Spiel. Plötzlich ging die Tür auf, und das Mädchen kam neugierig herein. Einer der Gangster ergriff das Mädchen. Der aufgebrachte Vater wollte ihr zu Hilfe eilen. Mit der Likörflasche wurde er niedergeschlagen. Die Mutter konnte sich nicht länger beherrschen und schrie gellend um Hilfe.
    Die Burschen rissen ihre Pistolen heraus und gaben ein paar Schüsse ab, wahllos gegen die Decke oder in die Wände. Sie rissen das Mädchen mit sich fort und packten ihre mitgebrachten Taschen, die sie inzwischen mit Whiskyflaschen und wahren Unmengen von Zigaretten vollgestopft hatten.
    Es waren sechs Männer. Drei andere hatten draußen in den Fahrzeugen gesessen und den Motor laufen gelassen. Ich dachte eine Weile nach und beschrieb der armen Frau dann einen bestimmten Mann.
    »Trifft diese Beschreibung auf einen der Gangster zu?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht. Ich weiß es nicht genau. Es fällt mir so schwer, mich an die Männer zu erinnern. Es war wie ein fürchterlicher Alptraum. Aber ich glaube nicht, daß ein Mann dabei war, der so aussah, wie Sie ihn gerade beschrieben haben, Sir.«
    Wir stellten noch ein paar Fragen nach der Kleidung der Banditen, nach der Art, wie sie sprachen, nach einer Reihe anderer Kleinigkeiten. Das Ergebnis war mehr als dürftig. Die Frau erinnerte sich so gut wie an nichts mehr. Wo sie sich erinnerte, schränkte sie ihre Behauptungen selbst durch die zaghafte Bemerkung ein, daß sie sich aber keineswegs sicher sei.
    Wir fuhren mit dem Jaguar fünfzig Meilen der Straße ab, die die Banditen auf ihrer Flucht benutzt hatten, ohne irgendeine Spur zu finden. Kurz nach unserem Start prasselte ein wolkenbruchartiger Regen vom Himmel und weichte den Boden neben der Straße im Nu zu einem knöchelartigen Morast auf, in dem jede Autospur verschwand.
    Müde und zerschlagen kehrten wir schließlich nach Tupper Lake zurück. Unsere Stimmung war auf dem Nullpunkt. Während Phil und Nords im Büro des Sheriffs einen Bericht tippten, ging ich noch einmal hinaus in den Hof zu dem gelben Mercury. Ich machte mich mit einer grimmigen Entschlossenheit an die Durchsuchung. Sogar die Sitze hob ich heraus.
    Meine Mühe wurde belohnt. Unter der vorderen Sitzbank lag ein halber Knopf. Er schien von einem Mantel oder einem Anzug zu stammen und war ziemlich genau in der Mitte durchgebrochen. Die eine Hälfte lag im Wagen. Wo war die andere Hälfte? Befand sie sich noch am Anzug des Mannes, der Rockleen umgebracht hatte?
    Ich steckte den Knopf ein und ging zurück ins Office. Die Luft war zum Schneiden dick. Nords qualmte wie der Schornstein eines Schlachtschiffes. Er hatte eine unwahrscheinlich lange schwarze Zigarre zwischen den Lippen hängen. Phil rauchte eine Zigarette nach der anderen. Daran, den Bericht zu tippen, dachten sie beide nicht.
    Ich zog mir einen Stuhl

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