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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Erleichterung.
    »Alt und in gewisser Beziehung arbeitsunfähig. Er kann seinen rechten Arm nicht gebrauchen und ist auf einem Fuß nicht ganz sicher. Die Folgen einer Kriegsverletzung.« Lydia mußte lachen.
    »Kein besonders anziehender Schutzengel«, fuhr Jack fort. »Er ist ein alter, aber jedenfalls sauberer Vogel, obwohl ich zugeben muß, daß er nicht so aussieht, Ihnen und Ihrem Personal wird er überhaupt nicht lästig fallen. Geben Sie ihm irgendein Zimmer, wo er sich aufhalten kann, und wenn er dann noch ein Stück Brot und Käse und ein Glas Bier bekommt, ist er zufrieden. Sie werden ihn kaum zu Gesicht bekommen.«
    Lydia höre belustigt zu. Daß Jack Glover sich einbildete, sie habe einen Wächter nötig, war ja lächerlich, aber wenn er wirklich soviel Wert darauf legte, war der harmlose alte Jaggs jedem anderen vorzuziehen. »Wann soll er denn kommen?«
    »Jeden Abend gegen zehn Uhr, und er zieht morgens um sieben wieder ab. Wenn Sie es nicht wünschen, werden Sie ihn überhaupt nicht sehen.«
    »Wie haben Sie ihn denn kennengelernt?«
    »Ich kenne jeden Menschen«, antwortete der junge Mann großartig. »Vergessen Sie nicht, daß ich Anwalt bin und manchmal mit sehr merkwürdigen Leuten zusammenkomme.« Er suchte die Papiere zusammen und legte sie in eine Mappe. »Was haben Sie heute vor, wenn ich fragen darf?« Seine selbstübernommene Vormundschaft mißfiel ihr etwas, aber sie durfte ja nicht vergessen, was sie ihm zu verdanken hatte.
    In unerklärlicher Weise hatte er es fertiggebracht, daß ihr Name im Meredith-Prozeß nicht erwähnt wurde, daß sie nicht einmal als Zeugin bei der Leichenschau vorgeladen wurde. Ebenso war es ihm möglich gewesen, seinen Kompagnon und sich reinzuwaschen, und wenn der Ehrenrat der Rechtsanwälte eine Untersuchung eingeleitet hatte - davon war aber Lydia nichts bekannt -, so war es doch mehr als wahrscheinlich, daß keine nennenswerten Folgen für Rennett, Glover & Simpson entstehen würden.
    »Heute nachmittag bin ich bei Mrs. Cole-Mortimer zum Tee.«
    »Mrs. Cole-Mortimer?« sagte er schnell. »Woher kennen Sie denn die Dame?«
    »Wirklich, Mr. Glover, Sie sind un ... gezogen«, sagte sie, mußte aber trotz ihrer Verstimmung lächeln. »Zwei oder drei Tage nach jenem tragischen Morgen machte sie mir einen Besuch. Sie kannte ja Mr. Meredith sehr gut und war eine langjährige Freundin der Familie.«
    »In Wahrheit hat sie mit Meredith kaum auf Grußfuß gestanden«, sagte Jack eisig, »und sie war ganz bestimmt keine Freundin der Familie. Dagegen ist sie sehr gut mit Miss Jean Briggerland bekannt.«
    »Jean Briggerland!« rief Lydia außer sich. »Müssen Sie denn immer an sie denken! Wissen Sie, ich hätte es nie für möglich gehalten, daß ein so bekannter und angesehener Anwalt so voller Vorurteile sein könnte. Ich weiß genau, daß sie sehr gut mit Mr. Meredith bekannt war. Sie brachte mir sogar eine Fotografie von ihm mit - eine Aufnahme aus Eton.«
    »Geliefert von Jean Briggerland«, versetzte Jack ungerührt. »Und wenn sie ein Paar Babysöckchen von ihm mitgebracht hätte, wären Ihnen wohl vor Rührung die Tränen in die Augen gekommen?«
    »Sie sind abscheulich«, rief sie, »und ich habe noch viel zu tun.« Jack wandte sich an der Tür noch einmal um. »Vergessen Sie nicht, daß Sie schon von morgen ab nach Cavendish Mansions umziehen können. Ich werde Ihnen die Schlüssel schicken, und am Abend Ihres Einzugs wird der alte Jaggs frisch und vergnügt seinen Posten beziehen. Er spricht nicht viel und -«
    »Ich glaube kaum, daß ich dem armen Menschen je die Möglichkeit dazu geben werde«, sagte sie schnippisch.

Kapitel 9
    Mrs. Cole-Mortimer besaß ein kleines Haus. Sie gab große Gesellschaften, aber niemand wußte, aus welchen Mitteln diese Oberstenwitwe ihren Aufwand bestritt. Ihr Haushalt war kostspielig, das ließ sich nicht leugnen. Sie hielt sich ein Auto, gab in der Saison große Diners und Tanzabende und verschwand aus London, sobald es korrekt war, nicht mehr in der Hauptstadt gesehen zu werden.
    Lydia war überrascht, einen Besuch dieser eleganten Dame zu erhalten, und hatte sie bereitwillig als alte Freundin James Merediths aufgenommen. Warum hätte sie auch daran zweifeln sollen? Die Einladung Mrs. Cole-Mortimers hatte sie gern angenommen. Sie sehnte sich nach Abwechslung, hatte eine Ablenkung von all den Gedanken, die sie immer noch bestürmten, so sehr nötig.
    Mr. Rennett hatte ihr am Tage nach der Trauung tausend Pfund geschickt, und

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