017 - Invasion der Kyphorer
»Was ist eigentlich mit Lino Frascati passiert?«
»Bitte!«, meldete sich Don Harris. »Das ist im Moment doch wirklich unwichtig!«
Fisher nickte heftig und schielte auf die Leiche des ehemaligen Konzernchefs. »Richtig! Also, um auf die Atomraketen zurückzukommen: Ich dachte mir, wenn wir auf einen Schlag alle verfügbaren Raketen auf den Schutzschirm der Invasoren abfeuerten, könnten wir damit durchaus einen gewissen Erfolg erzielen …«
Don Harris’ Gesicht wurde bleich. »Das wäre das Ende der großen UNO-Station auf dem Mond!«
»Ja«, antwortete Fisher ruhig.
»Was interessiert uns die Station?«, fuhr Guru Ruang Talok auf. »Wie ich Fishers Bericht interpretiere, haben wir gar keine andere Wahl, wenn wir die Erde retten wollen! Wenn ›Freie Seelen‹ Atomraketen hätte – und ich sage nicht, dass es so ist, ich sage nur: wenn –, dann würde ich sofort veranlassen, dass sie abschussbereit gemacht werden!«
»Was denn?« Toru Minegishi schien aus allen Wolken zu fallen. »Sie haben auch welche?«
»Äh … Ich sagte nur: Wenn! «
»Wie viele Menschen befinden sich derzeit auf dem Mond?«, fragte Don Harris.
Fisher nahm ein auf seinem – eigentlich Frascatis – Schreibtisch liegendes Schriftstück und las davon ab. »In der großen Station: etwa zwölftausend. In unserer externen Mechanics-Station – derjenigen, in der unsere Raketen lagerten, wenn sie denn existieren würden – um die zwanzig. Über Ihre eigenen Stationen wissen Sie wohl besser Bescheid als ich …«
»Zwölftausend!«, ereiferte sich der Konzernchef von Flibo. »Das ist völlig unmöglich! Wir müssen sie vorher evakuieren!«
Fisher sah ihn kühl an. »Und womit?«, wollte er wissen. »Derzeit befindet sich nur ein einziges größeres Raumschiff auf dem Mond, das zur Aufnahme von Passagieren geeignet ist: Der Mechanics-Linienraumer PHAETON! Kapazität: Vierhundert Personen, im Ernstfall bestenfalls das Doppelte!«
»Dann müssen wir weitere Schiffe hinschicken!«
Fisher seufzte. »Wie Ihnen vielleicht nicht unbekannt ist, gibt es genau drei Linienraumschiffe im Verkehr mit dem Mond: Unsere PHAETON sowie je ein Schiff von Flibo und Dai-mi-su. Die Kapazität dieser drei ist in etwa vergleichbar. Natürlich gibt es jede Menge kleinerer Schiffe, aber die sind kaum dazu geeignet, mehr als eine Handvoll Menschen zu transportieren.« Er sah Harris in die Augen. »Davon abgesehen, dass die Linienschiffe von Flibo und Dai-mi-su derzeit auf der Erde liegen und erst startbereit gemacht werden müssten, wäre ihre Hilfe angesichts von zwölftausend Menschen nur ein Tropen auf einen heißen Stein.«
»Dennoch«, beharrte Don Harris. »Wir müssen die anderen Schiffe so schnell wie möglich zum Mond schicken!«
»Das würde ich mir gut überlegen!«, warf Toru Minegishi in schneidendem Tonfall ein. »Wir brauchen sie vielleicht noch hier auf der Erde!«
Seine drei Gesprächspartner sahen ihn entgeistert an.
»Sie wollen den Menschen auf dem Mond nicht helfen?«, fragte Don Harris fassungslos.
Toru Minegishi erhob die rechte Hand. »Wenn diese Menschen sterben, so ist das bedauerlich, aber wir müssen zunächst an die Erde denken – und an uns selbst … Wenn Mr. Fisher recht hat – und ich sage nicht, dass es so ist, aber ich sage, dass er recht haben könnte – wenn also Mr. Fisher recht hat, dann ist damit zu rechnen, dass die Erde angegriffen und vielleicht unbewohnbar gemacht oder gar vernichtet wird! Die beiden Linienraumer sind dann unsere einzige Chance, zur Venus oder zum Mars zu gelangen!«
»Mit zwei Linienraumern können Sie kaum die Erdbevölkerung evakuieren!«, warf Guru Ruang Talok ein.
»Ich spreche nicht von der Bevölkerung!«, antwortete der Japaner ruhig.
Betretenes Schweigen breitete sich aus. Die Konzernchefs erkannten, dass ihr Kollege etwas ausgesprochen hatte, an das sie bislang – vielleicht mit Ausnahme Fishers – nicht einmal zu denken gewagt hatten.
Clint Fisher war es dann auch, der als erster wieder seine Stimme erhob. »Also keine Hilfe der Erde für den Mond«, konstatierte er nüchtern. »Dann stellt sich die Frage …«
»Vor allem stellt sich die Frage: Wann ist mit den fremden Raumschiffen zu rechnen – falls sie überhaupt kommen?«, fiel ihm Don Harris ins Wort.
Fisher zögerte. »Das ist schwer vorherzusagen. Wir wissen wenig über die Star Gates der Kyphorer, aber wir wissen absolut nichts über ihre Raumschiffe. Wir wissen ferner nicht, wo sie wohnen oder ihre Basen haben
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