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0170 - Entführt in die Schattenwelt

0170 - Entführt in die Schattenwelt

Titel: 0170 - Entführt in die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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veränderten Gängen seines Gehirns stecken wie eine Offenbarung, die er nur nicht zu würdigen wußte.
    Mhyrwidden Eldridge. Ja, so hatte er einmal geheißen, vor langer, langer Zeit, als er noch ein Mensch gewesen war, auf der Erde gelebt hatte, zusammen mit seiner Frau… Charlotte… auch sie weilte hier in dieser Daseinsebene, die er nach dem Willen höherer Mächte auf ewig bewohnen mußte, da er Schuld auf sich geladen hatte.
    Charlotte… Verstohlen blickte er zurück zu den beiden Menschen, den beiden Lebenden, die er am See der Toten Seelen aufgelesen hatte. Einer der beiden Menschen war eine Frau… eine Frau wie die seine es gewesen war, damals, vor all den Unendlichkeiten.
    Auch wenn ihr Körper nun vom Panzer des Engelregens bedeckt war - sie blieb eine Frau, die einzige, die er seit langem körperlich gesehen hatte.
    Er beschloß, sich ihrer anzunehmen, sobald er seine Aufgabe erfüllt hatte. Daß ihm die Erlösung versprochen war, bedachte er mit seinem verwirrten Geist nicht.
    Die Gier in ihm wurde stärker. Wieder sah er sich nach der Frau um. Sein Blick wollte sich kaum von ihren Brüsten lösen, die groß und fest unter dem Engelspanzer standen.
    Aber wie schwach diese Menschen doch waren! Wie vorsichtig sie ihm folgten, jeden Schritt sorgfältig abwägend, jede seiner Bewegungen aufs genaueste wiederholend. Dabei waren sie doch in Sicherheit, solange sie sich in seiner Begleitung befanden. Als ob er sich nicht in seiner eigenen Schattenwelt auskennen würde! Ihm bereitete es kein Problem, sie um die Schrecknisse in seinem Todesreich herumzuführen, um die lebendigen Mägen der Toten, die alles verschlangen, was sich in sie hineinwagte, um die Giftflüsse und Säurebäche, um die dünnen Erdkrumen, unter denen die lebenden Toten lauerten und alles griffen, was sie habhaft wurden, um es hinab in ihre brodelnde Erde zu ziehen.
    Schon in seinem Leben hatte er sich hier ausgekannt. Sein Schloß! Sein Schloß umgab sie, Eldridge Castle, grauenhaft verändert durch die Dämonen, die sein Reich heimsuchten, um ihm zusätzliche Qual zuzufügen.
    Die Gier in ihm wurde noch stärker; aber nun war es eine andere, die ihn erfüllte, nämlich die von seinem Herren versprochene Erlösung, den Frieden für seine Seele, den er bekommen sollte, sobald er den Mann getötet hatte, dessen Bild heiß wie Lava in seinem entstellten Geist brannte.
    Sie waren nun ganz nah an der Stelle, wo zwei weitere Menschen in seinem Reich materialisiert waren. Ob sich derjenige darunter befand, den zu töten seine Aufgabe war?
    Er hoffte es.
    Ein in seinen Ohren sehr schrill klingender Schrei der Frau ließ ihn erkennen, daß er sein Tempo zu stark beschleunigt hatte. Die beiden Menschen, die er gefunden hatte, konnten ihm nicht mehr folgen.
    Dies wollte er nicht. Besonders die Frau sollte nah bei ihm sein, ganz nah… sobald er den Verfluchten getötet hatte…
    Seine Gedanken schweiften ab, und er blieb stehen. »Wartet!« bedeutete erden beiden Menschen. »Wartet hier auf mich.«
    Sie verstanden. Er verließ den Gang der tastenden Haare und schlüpfte hinaus unter den freien, weiten Himmel.
    Eine Erinnerung an ein anderes Himmelsgewölbe stieg in ihm empor, an ein blaues Himmelszelt, das vor dem grünen gewesen war. Warum war der Himmel grün?
    Er konnte es nicht sagen.
    Aber er akzeptierte es.
    Leise drangen die Wehschreie der Seelen, die im Himmel trieben, an ihn heran. Auch seine Frau befand sich unter ihnen. Charlotte… Charlotte Eldridge, gestorben durch seine Hand, verurteilt, auf ewig ihre Säure auf ihn zu schütten… Engelssäure, die ihm seine Schuld ständig bewußt sein ließ.
    Die beiden Neuankömmlinge hatten Schutz in einer Einbuchtung des Schlosses gesucht. Sie hockten da wie zwei verlorene Seelen. Aber sie besaßen noch ihre eigenen Körper. Das machte sie zu Lebenden in seiner Schattenwelt.
    Enttäuscht erkannte er, daß sich sein Opfer auch nicht unter ihnen befand.
    Wie lange mußte er noch warten?
    Er beschloß, seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zu schenken.
    Trotz seiner Anordnung zu warten waren die beiden Menschen ihm gefolgt.
    Er zürnte ihnen nicht. Nun brauchte er sie nicht zu holen.
    ***
    Larringer hatte den Wahnsinn, der sich in ihm auszubreiten drohte, zurückgedrängt. Die ersten Eindrücke seiner neuen Umgebung waren schrecklich gewesen…
    »Wohin hat man uns verschleppt, Higgins? Wohin?« hatte er geschrien. Doch Higgins hatte nicht geantwortet.
    Wie ein Häufchen Elend hockte der dürre

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