0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
nächsten Telefonzelle rief ich sie an und machte ihr die Hölle heiß. Ich gab ihr den guten Rat, mög-38 lichst wenig auszugehen, und wenn sie das schon tat, in der Innenstadt zu bleiben, wo die Gefahr am geringsten war. Mörder scheuen im Allgemeinen die Anwesenheit von Zeugen.
Um halb zwei war ich endlich zu Hause.
Phil meldete sich sofort. Es war ein recht angeschlagener Phil, der mir den folgenden Bericht gab:
Kurz vor zehn Uhr war ich in der Mexiko Taverne. Es ist ein Lokal, wie viele andere in dieser Gegend. Die Einrichtung, die Bilder an den Wänden und die Anzüge der Kellner sind mexikanisch, die Getränke und deren Preise aber typisch New York. Es war noch nicht voll, und so setzte ich mich und bestellte mir einen Whisky. Erst als ich diesen ausgetrunken hatte und keiner der Kellner in Sichtweite war, schlängelte ich mich zu der bewussten Tür. Vorsichtshalber zog ich meine Waffe heraus und hielt sie in der rechten Hand, in der ich auch meinen Hut trug, sodass sie darunter versteckt war.
Dann öffnete ich die Tür und schlüpfte hinein. Ich sah den Gang, aber da war auch noch etwas, von dem du mir nichts gesagt hast. Ein baumlanger Mexikaner, und zwar ein echter, stand vor mir und hatte eine Smith & Wessen auf mich gerichtet.
»Was wollen Sie?«, fragte er mich und fuchtelte mit seinem Schießeisen herum.
»Ich möchte Mister Perreira sprechen.«
Statt zu antworten, bohrte er mir seine Waffe in den Leib und ließ seine Hand über meinen Anzug gleiten. Natürlich fand er nichts und war befriedigt.
»Gehen Sie voraus!«, befahl er dann.
Das Zimmer war eine Mischung zwischen einem Wohnraum und einem Büro. Hinter dem Schreibtisch saß der dicke, braune und ölige Barbesitzer, und das war alles. Ich muss sagen, dass ich schwer enttäuscht war.
Der Mexikaner musterte mich und fragte merkwürdig höflich, was er für mich tun könne.
»Zuerst Ihren Wachhund zum Teufel schicken«, brummte ich.
»Er ist sauber«, brummte der Kerl hinter mir und dann hörte ich die Tür klappen.
»Nehmen Sie Platz und erleichtern Sie Ihr Gemüt«, forderte mich der Dicke jetzt auf. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Ich war hier mit einem Freund verabredet«, log ich. »Der Freund ist nicht gekommen und so dachte ich, er hätte vielleicht bei Ihnen etwas hinterlassen.«
»Das hätten Sie auch den Kellner fragen können«, antwortete er und zog die Brauen zusammen. Dann hob er plötzlich den Kopf und blickte über mich hinweg. »Ist er das?«, fragte er, und als ich herumfuhr, sah ich genau in das Gesicht des Mannes, nach dem wir uns beide so sehr sehnen, in das Gesicht von Fred Trag.
»Nein, das ist er nicht«, meinte der, ohne aber seine kleine NF-Pistole zu senken. »Den Burschen kenne ich nicht.«
»Dafür aber kenne ich Sie umso besser, Mister Trag«, antwortete ich voller Wut darüber, dass ich mich hatte überrumpeln lassen, und das war natürlich eine ungeheure Dummheit.
»Also hat Cotton Sie geschickt. Seid ihr G-men plötzlich feige geworden? Müsst ihr einen anderen vorschieben?« Er lächelte sarkastisch.
Ich war versucht, ihn niederzuschießen, aber ich hatte hinter mir das leise Knacken eines zurückgeschobenen Sicherungshebels gehört.
»Mein Freund Cotton hat etwas anderes vor«, sagte ich so beiläufig wie möglich.
»Wie schade, aber jedenfalls weiß ich nun, was ich von meiner lieben Jessy zu halten habe. Ich habe ihr nämlich den vertraulichen Bescheid zukommen lassen, ich würde heute Abend hier sein. Übrigens möchte ich ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass Mister Perreira von der ganzen Sache hier keine Ahnung hat. Er kennt mich nur als Gast, und da ich jetzt ein ganzes Jahr verreist war« - er lachte leise »so hat er mich zu einem Widersehenstrunk eingeladen. Das stimmt doch Alfonso?«
»Natürlich stimmt das. Wer ist denn dieser Mann? Soll ich die Polizei rufen?«
»Nicht nötig. Mit dem Bürschchen werde ich allein fertig.«
Ich wusste, dass die beiden Theater spielten, aber ich konnte daran nichts ändern.
»Das müssen Sie erst noch versuchen«, erwiderte ich und versuchte dabei meine Waffe anzuheben, sodass ich durch den Hut schießen konnte.
»Lasst uns ein paar Minuten allein, Alfonso! Ich habe etwas mit meinem Freund zu besprechen«, sagte Trag.
Ich hörte, wie ein Stuhl zur Seite geschoben wurde, und dann klappte eine Tür.
»Lassen Sie die Hand mit dem Hut, wo sie ist«, lächelte der Gangster und stützte sich mit der Linken gegen die Wand. »Ich weiß
Weitere Kostenlose Bücher