0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
genau, was Sie da versteckt haben und ich habe wenig Lust, einen G-man abzuknallen. Im besten Fall würden wir uns gegenseitig umlegen, das dürfte Ihnen wieder nicht sympathisch sein. Also lasen wir es.«
»Meinetwegen, aber Sie haben trotzdem keine Chance wegzukommen«, bluffte ich. »Das Haus ist umstellt.«
»Glauben Sie denn, dann wäre ich hier? Ich bin doch nicht von gestern. Kommen wir aber zu dem Grund, aus dem ich diese kleine Zusammenkunft, sagen wir einmal, arrangiert habe. Erstens wollte ich wissen, ob Jessys Gehässigkeit ausreicht, um mich festsetzen zu lassen. Das weiß ich ja nun. Aber zur Hauptsache. Wie ich aus den Zeitungen ersah, hat man Sylvia Lona im Theater umgebracht. Es wird behauptet, ich sei das gewesen. Ich bestreite es natürlich. Ich bin der Ansicht, dass der wirkliche Täter mir den Mord nur in die Schuhe schieben will und darum auch die bewusste ›Todesanzeige‹ in ihrem Safe hinterlegt hat.«
Jedenfalls habe ich für diese Nacht ein unanfechtbares Alibi.
»Gegen unanfechtbare Alibis habe ich schon immer eine Antipathie gehabt«, meinte ich, aber er ging darüber hinweg.
»Ich weiß nicht, ob Sie meine Zweifel teilen, dass man die Richtige erwischt hat. Sylvia Lona und Margery Bean sehen sich natürlich ähnlich. Das liegt schon in der Natur der Dinge. Es gibt jedoch Unterscheidungsmerkmale. Sylvia zum Beispiel ist eine starke Raucherin. Sie raucht ihre fünfzig Zigaretten am Tag, während Margery, die ich gelegentlich kennengelernt habe, keine Zigarette anfasst. Die Frau, die heute im ›Windermere‹ unter dem Namen Margery Bean wohnt, ist selten ohne Stäbchen anzutreffen. Ich kann mir nicht denken, dass Margery sich so sehr geändert haben sollte. Es gibt noch mehr Unterschiede, aber ich konnte leider nicht nahe genug an sie herankommen, um diese nachzuprüfen. Wenn sie mich gesehen hätte, dann hätte sie Zeter und Mordio geschrien. Außerdem war sie mit Sylvias Garderobenfrau spinnefeind und jetzt ist die Freundschaft plötzlich sehr dick. Ich mache gar keinen Hehl daraus, das Jane und Sylvias Mädchen Rebecca in meinem Auftrag heute mit Nachdruck befragt wurden. Entweder sie haben dichtgehalten, oder aber der Irrtum liegt auf meiner Seite. Ich weiß es nicht, und darum wollte ich dafür sorgen, dass G-man Cotton heute Abend hier erschien, um mir Rede und Antwort zu stehen. Nun, er hat sich gedrückt, aber ich denke, dass auch Sie mir Auskunft geben können.«
»Sie sind komplett verrückt«, sagte ich. »Die Frau im ›Windermere‹ heißt Bean und ist Sylvias Double. Wenn es übrigens anders wäre, so würde ich Ihnen das auch nicht sagen.«
Während dieses Gespräches hatte ich es doch geschafft, meine Smith & Wesson zwischen den Fingern zu drehen, dass ich ihn erwischen konnte. Ich hätte ihn noch vieles fragen mögen, aber ich wollte den richtigen Augenblick nicht versäumen.
Das Licht verlöschte. Zwei Schüsse peitschten, der harte Knall meiner Smith & Wesson vermischte sich mit dem dünnen seiner kleinen FN. Ein Ruck ging mir durch den linken Arm, und ich hörte Trag stöhnen. Ich glaube, ich habe ihn getroffen, aber dann knallte die Tür und Schritte eilten über den Gang. Ich rannte hinterher, aber im Lokal war er nicht. Nur die Gäste schwirrten durcheinander wie ein Schwarm aufgescheuchter Hühner, als ich mit der Pistole in der Hand hereinkam.
»…Der Rest ist Schweigen.«
Phil machte einen zerknirschten Eindruck. »Das einzige Resultat sind ein Riss in der Jacke meines Anzuges und ein Kratzer auf der Haut. Die von Perreira alarmierten Cops spielten sich groß auf, zogen aber dann wieder ab, als ich mein Inkognito gelüftet hatte. Der fette Barbesitzer blieb dabei, von nichts gewusst zu haben. Mister Träger, wie er ihn nannte, sei ein geschätzter Gast, mit dem er noch niemals Schwierigkeiten gehabt habe. Er gab zu, seine Pistole, für die er einen Waffenschein besitzt, aus der Schreibtischschublade geholt zu haben, als die Situation mulmig wurde. Jedenfalls konnte ich ihm nichts beweisen. Dass ich G-man sei, wollte er überhört haben. Er sei viel zu aufgeregt gewesen.«
»Pech gehabt. Dasselbe hätte auch mir passieren können«, tröstete ich ihn.
»Hast du den Eindruck, dass er dir die Sache mit Sylvia glaubte?«
»Er ist jedenfalls nicht sicher, und so lange er zweifelt, wird er nichts unternehmen. Nur seiner Jessy wird er jetzt wohl energisch ans Leder wollen.«
»Die Absicht hatte er ja schon heute Vormittag, aber da kann man einen
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