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0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll

0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll

Titel: 0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
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Perreira.«
    »Der wird sich genauso hüten, aufzufallen, wie Trag selbst. Die einzige Möglichkeit wäre, dass die zwei Gauner miteinander telefonieren. Ich werde also Perreiras Leitung überwachen lassen.«
    Wir gingen zu Mister High, der ein wenig missbilligend den Kopf schüttelte, aber sich jeden Kommentars enthielt. Er bewilligte sogar die erbetenen Spesen und war mit der Überwachung von Perreiras Telefon einverstanden.
    Wir erledigten noch alles, was zu erledigen war; zum Beispiel das dringende Fahndungsersuchen nach Emmerson, eine erneute Mahnung an die Banken und Postämter, auf die Zwanzig- und Fünfzigdollarscheine zu achten, eine Suchanzeige nach Jessy Trag.
    »Das alles ist Zukunftsmusik«, überlegte ich. »Wenn bis heute Abend nichts geschehen ist, so mache ich einen Bummel im unteren Eastend.«
    »Und ich?«, fragte Phil.
    »Du hältst die Stellung und stehst auf dem Sprung für den Fall, dass ich dich brauche.«
    »Eine verdammt langweilige Angelegenheit. Was soll ich denn in der Zeit tun?«
    »Kauf dir eine Flasche Whisky und einen Krimi. Damit wirst du die Zeit totschlagen«, riet ich ihm.
    »Der Whisky ist schon richtig, aber was den Schmöker anbelangt, so kaufe ich mir lieber eine Liebesgeschichte. Was in den Krimis steht, ist zumeist nur fauler Zauber.«
    ***
    Es passierte wirklich nichts mehr, und so ging ich nach Hause, plünderte den Kühlschrank und warf mich in Räuberzivil. Es ist unglaublich, was die richtige Kleidung, eine andere Frisur und etwas Schmutz auf den Fingern aus einem Menschen machen können. Ich besah mich eingehend im Spiegel und war zufrieden.
    Ich sah so aus, dass ich mich am liebsten auf der Stelle selbst eingebuchtet hätte.
    Ich hatte schon die zehnte Kneipe und den zehnten Drink hinter mich gebracht, als ich in die Rivington Street östlich der Bowery einbog. Sie ist angefüllt mit billigen An- und Verkaufsgeschäften. Es gibt schmierige Hotels, von denen mit billiger Eleganz gekleidete Gestalten herumlungern und, ohne die Zigarette aus dem Mundwinkel zu nehmen, anpreisen, was sie zu bieten haben.
    »Molls Billard Salon« lockte mit einer Neonreklame, und ich ging die paar Stufen hinunter. Vorn im Lokal war es verhältnismäßig dämmrig. An den Tischen hockten ein paar Pärchen. Aus dem anschließenden Raum fiel Licht und drang Stimmengewirr.
    Es gab sechs große Billardtische, an denen eifrig gespielt wurde. Rundherum standen die Kiebitze, teils in bewunderndem Schweigen, teils in lebhafter Diskussion über das, was die Spieler hätten besser machen können. Ich blickte mich um, und da sah ich Don. Don war ein alter Bekannter von mir, ein gewerbsmäßiger Spieler, dem ich einmal aus der Patsche geholfen hatte und auf den ich mich verlassen konnte. Natürlich tat er dennoch nichts umsonst. Ich setzte mich in eine Ecke, bestellte ein Bier und fingerte eine Zehndollarnote aus der Tasche. Darauf legte ich einen Zettel mit den Worten: Wo ist Trag? und faltete beides zusammen.
    Ich pirschte mich langsam und scheinbar gleichmütig näher, bis ich neben Don stand.
    »Hallo! Gut, das ich dich treffe. Will meine Schulden bezahlen.«
    Er sah mich pfiffig an und ließ den Zehner in der Tasche verschwinden. Nach ein paar Minuten ging er zur Tür mit der Aufschrift »Gents«. Kurz darauf folgte ich ihm.
    »Verdammt heißes Eisen«, sagte er zwischen den Zähnen. »Verdammt gefährliche Sache, aber hören Sie gut zu! Ich selbst weiß nichts, aber gehen Sie zu Gien Hayden. Der ist im Bild.«
    »Wo treffe ich ihn?«
    »Er wohnt im ›Palace‹ in der Orchard Road, Zimmer 28. Er wird wohl noch zu Hause sein. Es ist ja noch früh am Tag.«
    »Danke«, sagte ich und verdrückte mich.
    Draußen hatte sich nichts verändert. Ich stellte mich wieder an einen Tisch und sah zu. Die Kugeln huschten über das grüne Tuch, klickten aneinander. Manchmal gab es lauten Beifall, wenn ein besonders schwieriger Stoß gelungen war.
    Jemand stieß mich an.
    »Wo hast du Don gelassen, Bruder?«
    Es war ein baumlanger Neger in grauen Hosen, blauer Klubjacke und grünrot kariertem Schlips. Er kam sich sicher sehr elegant vor.
    »Don? Du musst dich irren. Ich kenne keinen Don.«
    Dann tat ich so, als ob das Spiel mich gewaltig interessierte, aber ich war unruhig. Entweder war es eine gleichgültige Frage, weil er gesehen hatte, dass ich Don kannte, oder es steckte mehr dahinter. Ich hoffte nicht.
    Als dann zwei Gäste Anstalten machten, das Lokal zu verlassen, folgte ich ihnen. Wir gingen hintereinander

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