0175 - Die Kugeln tanzen Rock'n Roll
war, dass ich ihn an die Polizei verraten hätte und damit seine Verhaftung und Verurteilung veranlasste. Ich muss zugeben, dass dies auch meine Absicht war. Seit gestern hat sich nun die Lage grundlegend verändert. Mister Trag hat eingesehen, dass nicht ich es war, die ihn verriet.«
»Sag uns, wer es war! Mach es kurz! Schwindelst du auch nicht, meine Süße« Dieses und noch vieles andere schrien die Reporter durcheinander.
Ein paar, die vorsichtshalber wohl einen Kollegen mitgenommen hatten, rannten hinaus, um den Beginn der Sensation an ihre Redaktion durchzugeben.
»Ich kann den Beweis für meine Behauptung antreten. Ich habe Zeugen«, verkündigte die Lona, und ich machte mich so klein wie möglich, damit sie mich nicht entdeckte. »Hier, meine langjährige Garderobiere Mrs. Brindisi und Rebecca, mein Mädchen, sind bereit zu bezeugen, dass ich wirklich Sylvia Lona bin.«
Die beiden nickten zustimmend, und die Schauspielerin fuhr fort.
»Sie werden mich nun fragen, wer denn wirklich Trag in die Hände der Polizei geliefert hat.« Sie machte eine Kunstpause. »Es war seine Frau, Jessy Trag, die jetzt erneut den-Versuch unternahm, ihn auszuliefern.«
»Woher weißt du das, mein Täubchen?«, rief Quinn.
»Aus der besten Quelle, die es gibt, von Trag selbst. Er suchte mich gestern Abend im Theater auf, entschuldigte sich bei mir und brachte mir sogar meinen Schmuck zurück, der bei der Central Bank gestohlen worden ist.«
»Also beklaut hat dein Liebling dich doch!«, brüllte einer der Reporter.
»Nein, Trag bestreitet, den Einbruch in der Bank ausgeübt zu haben und ich glaube ihm. Er hat den wirklichen Räubern meinen Schmuck abgejagt und ihn mir zurückgebracht.«
»Und du hast ihn laufen lassen? Trotzdem er dich abknallen wollte und stattdessen die Bean erwischte?«
»Er hat mir beteuert, auch das nicht gewesen zu sein. Wie sollte er auch? Er liebt mich ja immer noch.«
Das Geheul, das Gelächter und die Zwischenrufe wurden so laut, dass Sylvias Stimme darin unterging. Erst als die Meute sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sagte sie abschätzig:
»Sie können mir glauben, und Sie können es auch lassen. Ich weiß, dass Trag an dieser ganzen Geschichte unschuldig ist. Margery hatte viele Feinde, fast genauso viele wie ich«, sagte sie selbstgefällig. »Es wäre empfehlenswert, wenn die Polizei sich darum kümmern würde, wer Grund gehabt hat, sie zu töten. Sie hat ja sogar einen offiziellen und recht eifersüchtigen Bräutigam, wie sie mir einmal sagte, und dieser Herr ist bei der Bundespolizei angestellt und wird infolgedessen sämtliche Tricks kennen.«
Das war eine bodenlose Gemeinheit, eine Frechheit, die nicht einmal die Reporter ihr ohne Weiteres abnahmen.
Es regnete Zwischenfragen, aber Sylvia wusste auf alles eine Antwort. Wenn man ihr glauben wollte, so war Fred Trag, die »Spinne« ein schneeweißes Lämmlein, das zu Unrecht verdächtigt wurde.
»Wo ist denn der süße Junge? Habt ihr das Aufgebot schon bestellt? Liebst du den schönen Gangster denn so herzlich?«
Es gab noch andere Zwischenrufe, die noch weniger schmeichelhaft waren, aber das rührte die Lona nicht im Geringsten. Sie genoss es augenscheinlich, einmal wieder im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Dieses Interview würde nicht das letzte sein, das sie in der Angelegenheit gab. Es würde einen Skandal geben und das war es augenscheinlich, was sie wollte.
Wichtiger war für mich die Tatsache, dass die »Spinne« sich davon überzeugt hatte, dass die Lona nicht die Verräterin war. Er hatte die Frechheit besessen, sie im Theater aufzusuchen und ihr sogar den gestohlenen Schmuck zurückzubringen. Das Märchen, er habe diesen den wirklichen Räubern abgejagt, konnte er seiner Großmutter erzählen. Sylvia aber war jedoch prompt darauf reingefallen. Es passte vollkommen zu ihrem Charakter, dass sie ihn mit offenen Armen wieder aufgenommen und nur den einen Gedanken gehabt hatte, sich in Szene zu setzen. Dass sie sich dadurch strafbar machte, dass sie einen Mörder und Räuber deckte, störte sie nicht, oder es war ihr noch gar nicht zu Bewusstsein gekommen.
Was Trag selbst anging, so musste er sich außerordentlich sicher fühlen. Ob er, wie viele Gangster, eine schwache Stelle hatte, die Sylvia Lona hieß, oder ob es nur sein Geltungsbedürfnis war, das ihn zu diesem unüberlegten Streich veranlasst hatte, konnte ich nicht beurteilen.
Er wollte diese Frau, die ihm damals den gestohlenen Ring vor die Füße
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