Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0177 - Melinas Mordgespenster

0177 - Melinas Mordgespenster

Titel: 0177 - Melinas Mordgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stand da und sagte keinen Ton. Komisch, irgend etwas schien sie zu haben, ein Problem. Sicher, das war es bestimmt.
    Darüber wollte sie bestimmt reden. Sie hatte gehört, daß der Küster auch manchmal ein regelrechter Seelendoktor war, zu dem viele Menschen hinkamen, weil sie ihn lange kannten und ihm vertrauten.
    Manchmal mehr als dem Pfarrer, der noch relativ neu im Ort war. Erst 12 Jahre, doch bis die Schotten Vertrauen faßten, dauerte es.
    Der Küster spürte das Unbehagen. Es war wie ein Hauch, der ihn streifte, über seine Haut glitt und dort einen Schauder erzeugte. Das Mädchen kam ihm seltsam fremd vor, zwar nicht vom Äußeren her, doch anders als sonst.
    Um sie herum schien es eine Aura zu geben, die einfach nicht in die Kirche paßte.
    Was hatte sie überhaupt vor?
    Diese Frage war wichtig, allerdings traute der Küster sich nicht, sie zu stellen. Etwas hielt ihn davon ab. Er selbst gab sich einen innerlichen Ruck, wollte lächeln, doch es zerfaserte, bevor es überhaupt seine Lippen erreicht hatte.
    Das Mädchen warf einen Blick nach oben. Die beiden Glocken schwangen nicht mehr so stark hin und her, wie es zu Anfang der Fall gewesen war. Sie pendelten langsam aus.
    Zwar hallten noch die Schläge, nur so leise, daß man wieder fast normal reden konnte.
    »So«, sagte der Küster, »ich habe hier nichts mehr zu tun. Wir können nach unten gehen.«
    »Nein!«
    Mike Burger war sichtlich irritiert. »Was soll das bedeuten?«
    »Wir bleiben.«
    Jetzt wurde der Küster ärgerlich. »Bestimmst du das, Mädchen?«
    »Ja.« Noch einmal schlug die Glocke an, und mit dem letzten Schlag zog die rothaarige kleine Hexe ihr Messer.
    Pfeifend saugte der Küster die Luft ein. Er starrte auf die lange Klinge, die aus einem Holzgriff hervorstach. Ihre Spitze wies auf seinen Körper.
    Das Mädchen kam vor. »Ich bestimme, wann wir hinuntergehen«, sagte es. »Ich ganz allein. Und ich habe mich entschlossen, dich zu töten, Küster. Du wirst als Leiche unten ankommen…« Sie lachte dunkel und rauh.
    »Bist du verrückt? Hast du nicht alle Tassen im Schrank?« Mike Burger begriff noch immer nicht, was das Girl von ihm wollte. Er konnte nicht fassen, daß er sterben sollte.
    Da spitzte die Rothaarige die Lippen. Sie pfiff eine Melodie. Erst nur kurz an, dann sang sie: »My Bonny ist over the Ocean…«
    Mike Burger hörte die Worte. Sie hallten in seinem Gehirn regelrecht nach, und schlagartig kam ihm die Erkenntnis.
    Natürlich, das Lied. Jetzt wußte er alles. Dieses Lied hatte seine Bedeutung, seine grausame Bedeutung, es war Schicksal und Lösung zur gleichen Zeit.
    »Du bist…«
    Die anderen Worte erstickten. Der rechte Arm seiner unheimlichen Besucherin stieß gedankenschnell nach vorn. Der Küster spürte einen heißen, brennenden Schmerz in der Brust und schmeckte in seinem Mund das Blut.
    Er öffnete die Lippen, während er nach vorn wankte, wobei er auf das Mädchen zulief.
    Nicht rechtzeitig genug glitt die Rothaarige zur Seite. Der Küster berührte sie noch, torkelte weiter, erreichte die Treppe und kippte die Stufen hinunter. Er überschlug sich mehrere Male, bevor er in der Treppenmitte liegenblieb und starb.
    Die Mörderin aber stand auf der letzten Stufe, das Messer noch in der Hand haltend.
    Auf ihrem Gesicht lag ein grausames Lächeln, und die Hände waren rot vom Blut des Opfers…
    ***
    Sergeant McDuff!
    Fehlte nur noch der Kilt, und der Bilderbuchschotte wäre perfekt gewesen.
    Er war groß, hatte breite Schultern, sein Vollbart schimmerte rötlich, und der Mund bildete eine kleine Höhle. Als er mir die Hand reichte, hatte ich das Gefühl, meine Knochen würden brechen, so hart drückte er zu. Vor dem nächsten Händedruck würde ich die Knochen lieber nummerieren.
    »Ha, der Mann aus London«, sagte McDuff. »Die wollen es den Dörflern mal zeigen, wie?«
    »Kaum, ich bin mehr privat hier.«
    McDuff wandte sich an meinen Vater. »Eine gute Einstellung hat der Junge, Horace. Man merkt, von wem er abstammt.« Er lachte dröhnend.
    »Wie wäre es mit einem Schluck? Bin ja allein hier. Mein Kollege hockt draußen im Wagen.«
    »Whisky?«
    »Etwas anderes trinke ich nicht.« Sergeant Ian McDuff schüttelte sich.
    »Stell dir mal vor, ich trinke Wasser. Davon bekommt man doch Läuse in den Bauch. Reicht schon, wenn ich sie auf dem Kopf habe.« Wieder lachte er und kraulte sich das rotbraune Haar. Dann nahm er das Glas entgegen, leerte es, verdrehte die Augen und leckte mit der Zunge über seine Lippen,

Weitere Kostenlose Bücher