018 - Der Mönch mit den Teufelskrallen
die in wenigen Tagen neunzehn Jahre
alt wurde.
Larry hatte
mehr als einmal Gelegenheit, die kostbaren chinesischen Teppiche, die
unschätzbaren Kunstwerke und die wunderbaren Möbel zu bewundern, mit denen die
einzelnen Räume eingerichtet waren.
Die Laune von
Señor Fardez schien sich während des Rundgangs merklich zu bessern. Der
Spanier, der bei ihrem Eintreffen noch abgeschlagen und müde gewirkt hatte,
taute merklich auf. Ruhe und Spannkraft kehrten in seine Gesichtszüge zurück.
Er war ein kräftiger Mann mit einem gepflegten Lippenbart und dunklen,
undurchschaubaren Augen. Sein Haar trug er nach hinten gekämmt.
Zwei Stunden
vergingen wie im Flug. Dann war es Zeit, aufzubrechen. Die fünf Wagen sollten
die Pädagogen zum Haus der Hoffnung bringen.
Für die Besichtigung des Heims war der ganze Nachmittag vorgesehen.
Fardez
verabschiedete jeden einzelnen seiner Gäste und schloss mit einer Einladung:
»Ich würde mich freuen, Sie alle heute Abend als meine Gäste wiederzusehen. Ich
gebe ein kleines Fest zu Ehren Ihres geschätzten Besuchs. Sie werden viele Bekanntschaften
machen und angeregte Gespräche führen. Leute aus Politik und Wirtschaft, Maler
und Schriftsteller werden unter den Gästen sein. Mehrere Sänger, zwei Bands und
ein Ballett werden Sie unterhalten. Das Fest wird im Garten, auf den Terrassen
und in den Salons stattfinden. Auch zwei oder drei leitende Personalmitglieder
des Hauses der Hoffnung, und
selbstverständlich der Abt des Klosters sowie Bruder Antonio werden mit von der
Partie sein. Einige werden Sie sicherlich während Ihres bevorstehenden Besuches
schon kennenlernen.«
●
Im Haus der Hoffnung wurden sie von der
Heimleiterin Señora Couchez begrüßt. Sie war sehr ernst – eine verbrauchte
Frau, die älter aussah, als sie tatsächlich war. Larry gewann den Eindruck,
dass sie das Lachen verlernt hatte.
Die fünfzehn
Pädagogen, unter ihnen auch X-RAY-3, wurden von der Heimleitung und Señor
Fardez durch den riesigen Gebäudekomplex geführt.
Der PSA-Agent
lernte das typische Bild kennen, das sich offiziellen Besuchern stets bot: Die
Fenster waren frisch geputzt, die Wände abgewaschen und die Fußböden
gescheuert. Noch jetzt roch man die Putzmittel.
Die Mädchen
sangen ein Begrüßungslied. Sie waren sauber, einfach, aber adrett gekleidet und
trugen einheitlich weiße Blusen und blaue Röcke.
Larry sah,
dass viele abgearbeitete, rote Hände hatten. Andere dagegen machten den
Eindruck, als ob sie praktisch überhaupt nichts arbeiteten. Auf eine
diesbezügliche Frage erfuhr er, dass die Zöglinge in Gruppen eingeteilt wurden.
Die, die sich
schon gebessert hatten, wurden zu leichteren Arbeiten im Haus herangezogen, wie
Näh-, Strick- und Flickarbeiten. Die anderen mussten waschen und putzen,
teilweise die anstrengenden Garten- und Feldarbeiten verrichten. Bei der
Anfahrt zum Haus der Hoffnung war ihm
aufgefallen, dass zu dem Erziehungsheim ein großes Feld gehörte, das von den
Zöglingen bestellt wurde. Die amerikanischen Pädagogen hatten Gelegenheit, sich
mit jedem der Mädchen zu unterhalten. Sie wurden über ihre Eindrücke und
Ansichten befragt. Viel Kritik wurde laut, aber auch manches lobende Wort war
zu hören. Dies besonders aus den Reihen jener Mädchen, die bereits in die Gebesserten-Gruppe eingegliedert worden
waren.
Die Besucher
besichtigten auch die Schlaf-, Arbeits-, Therapie- und Unterhaltungsräume.
Larry, der sich stets an der Seite Dr. Forsters befand, hatte Gelegenheit, den
Abt des Klosters kennenzulernen. Er fand in ihm einen sympathischen,
gottesfürchtigen Mann, der offensichtlich alles in seiner Macht Stehende tat,
um das Los der Mädchen zu erleichtern und zu verbessern. Ihm kam es allein
darauf an, aus den Zöglingen brauchbare Menschen zu machen, die auf dem geraden
Wege weiterkamen. Aber auch aus seinem Munde war zu hören, wie schwer dies sei.
Larry gewann
einen guten Überblick. Er erkundigte sich nebenbei nach den Mädchen, die man zu
früherer Zeit entlassen hatte, und fragte, wie sie wieder in die soziale
Gemeinschaft eingegliedert wurden. Und er führte ein angeregtes Gespräch mit
Señora Couchez und fragte nach der Erlaubnis, einen Blick in das Abgangsbuch
werfen zu dürfen. Señora Couchez hatte nichts dagegen einzuwenden. Doch die
Gruppe schickte sich gerade an, die Keller, Archive und die Dunkelhaftzellen zu
besichtigen, so dass sich Larry anschloss.
Er wollte sich
nichts entgehen lassen, denn er musste über diese Anlage
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