0181 - Gefangen in Zentral-City
hielt sie auf ihren Plätzen. „Schießt!" rief er. „Schießt, bis das Monstrum auseinanderbricht." Verzweifelt eröffneten die Bedienungsmannschaften der großen Flammenwerfer abermals das Feuer. Die Drenhol wankte, als sei sie einem heftigen Orkan ausgesetzt. Noch immer sah es so aus, als sollte sie mit unverminderter Wucht auf die Männer fallen.
Doch der konzentrierte Beschuß änderte die Fallrichtung. Die Drenhol drehte sich um die eigene Achse und fiel in das Chaos, das vom zuerst gestürzten Gegner verursacht worden war. Jiggers schaute in die Flammenwand, die sich vor ihnen ausbreitete. Sie mußten hindurch, bald würde es zu spät sein. Irgendwo hinter dem sich ausbreitenden Brand waren die Flüchtlinge. „Folgt mir!" rief er.
Ohne zu zögern, rannte er in den beißenden Rauch hinein, gefolgt von der Suchmannschaft.
Atlan spähte über den Rand der Öffnung auf den Weg hinaus.
Die Plophoser blieben im respektvollen Abstand stehen. Gleich darauf sah der Arkonide, daß sie Flammenwerfer heranschleppten.
Noir und Bully, die neben ihm kauerten, beobachteten es ebenfalls.
„Flammenwerfer", stellte Bully verbittert fest. Der Baum, in den sie geschlüpft waren, begann sich vom Schauplatz zu entfernen.
Der ganze Stamm begann zu schwanken. Atlan versuchte sich an die Bewegungen anzupassen. Im Innern des Baumes stank es fürchterlich. Die mit der Drenhol in Symbiose lebenden Pflanzen hatten in der Aushöhlung den Geruch nach Moder und Verwesung zurückgelassen. Der Arkonide dachte voller Sorge an Kasom. Wo mochte der Ertruser sein? Hatte er ebenfalls einen Einschlupf gefunden? Die Ereignisse hinter ihnen nahmen seine Aufmerksamkeit wieder in Anspruch. Drei Riesenbäume hatten sich den Plophosern in den Weg gestellt. Da blitzten zum erstenmal die Flammenwerfer auf. Instinktiv schloß Atlan die Augen. Erleichtert dachte er daran, daß sich ihr Träger ständig weiter vom Kampfplatz entfernte. Die Plophoser mußten sich erst mit anderen Drenhols herumschlagen, bevor sie die Verfolgung fortsetzen konnten. Als Atlan die Augen aufschlug, sah er Noir neben sich lächeln.
„Das ist unsere Streitmacht", erklärte der Mutant und zeigte auf den brennenden Weg hinaus. Der Unsterbliche blickte ihn ungläubig an.
„Wollen Sie behaupten, daß Sie das veranlaßt haben?"
„Ja", sagte Noir bescheiden. „Ich konnte unseren Baum dazu bringen, daß er einige seiner Art genossen um Hilfe rief." Atlan schüttelte den Kopf. Die An- wesenheit der Bäume bewies, daß der Mutant die Wahrheit sprach. Trotzdem erschien es unglaublich. Flammen und Rauch versperrten ihnen die Aussicht auf die Plophoser. Doch Atlan zweifelte nicht daran, daß die Verfolgung fortgesetzt wurde. Denn die Nachkommen ehemaliger Kolonisten waren nicht weniger hartnäckig als die Terraner selbst. Der Arkonide war sich darüber im klaren, was das zu bedeuten hatte. Etwas bitter dachte er an die Warnungen, die er oft genug gegenüber Rhodan ausgesprochen hatte. Immer wieder hatte er den Terraner darauf hingewiesen, daß sich eines Tages verschiedene Kolonien selbständig machen würden. Dieser Vorgang konnte nicht ohne Kämpfe abgehen.
„Wohin bringt uns der Baum?" drang Bullys Stimme in seine Ge- danken. Atlan wandte sich an Noir. „Wissen Sie darüber Bescheid?"
fragte er den Hypno. „Nein", erwiderte Noir ruhig. „Ich weiß nur, daß wir hier vorläufig sicher sind."
Auf der anderen Seite des Stammes schienen die Wurzeln noch dichter zu sein. Kasom zwängte sich zwischen den Verzweigungen hindurch und ließ seine Blicke über den Stamm schweifen. Da entdeckte er direkt über einer hochgelagerten Wurzel eine Öffnung, die zwar schmal, aber dafür über zwei Meter lang war. Das war seine Chance. Mit der Gewandtheit eines Affen turnte Kasom ü ber die Wurzeln. Niemand hätte dem schweren Mann diese Beweglichkeit zugetraut. Er gelangte unterhalb des natürlichen Eingangs an und umklammerte den Rand mit beiden Händen. Ohne Kraftanstrengung zog er sich hoch. Er schwang das linke Bein ins Innere und ließ den Körper langsam hinterher gleiten. Erst als er sich voll streckte, fühlte er den Boden. Das Loch mußte tief in den Stamm hinabreichen. Kasom ließ den Rand los und sprang in die Tiefe. Kaum hatte er den Boden berührt, da wurde er von hinten umschlungen und durch die Höhlung gezerrt. Im ersten Augenblick war er so erschrocken, daß er nicht reagieren konnte. Es sah so aus, als sei die Aushöhlung bereits bewohnt. Der erste Mieter hatte
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