0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb
Falls dieser Flower wirklich den Tod seines Kompagnons bezahlt hat, fassen wir ihn auf jeden Fall, sobald wir die Mörder haben. - Schlimmer ist, dass ich nicht weiß, wie ich es verhindern soll, wenn Brown einen neuen Auftrag ausführt. Die Aussichten sind schlecht für mich, rechtzeitig davon zu erfahren. Es ist ein scheußliches Gefühl, mit einem Gangster, der Morde verkauft, an einem Tisch zu sitzen und ihn dennoch nicht hochnehmen zu können, weil die ausreichenden Beweise fehlen.«
»Lass uns die Beweise konstruieren, Jerry. Ich glaube, mein Gedanke, einen Mord an mir oder irgendwem anderen zu bestellen, der seinerseits mit einer Pistole umgehen kann, war gar nicht schlecht.«
»Mag sein, aber die Idee lässt sich zurzeit noch nicht ausführen. Ich kann nicht zu Brown gehen und ihm sagen, dass ich irgendwo irgendwen gefunden habe, der einen Mord kaufen will. Er würde sich mächtig über meine Tüchtigkeit wundern. - Diesen Versuch müssen wir uns für den Notfall aufheben.«
Ich schlug Phil auf die Schulter.
»In zwei oder drei Tagen rufe ich euch an. Ich hoffe, ihr habt dann herausgefunden, wer das Opfer von Richard Nelson war.«
Wir verabschiedeten uns voneinander. Ich ging zum Hafen zurück.
***
Als ich drei Tage später im FBI-Hauptquartier anrief, war Phil nicht da, aber ich erreichte Charles Solway.
»Wir warteten schon auf Ihren Anruf, Jerry. Wir wissen jetzt, wessen Tod Richard Nelson gekauft hat, und es ist umso schlimmer, weil dieser Mord beweist, dass die Bande auch in anderen Städten arbeitet. In Los Angeles wird seit etwa vier Monaten ein Mann mit Namen Christian McNaill vermisst, ein Geldverleiher. Aus seinen Büchern geht hervor, dass er häufig Kredite an Nelson gegeben hat. Diese Kredite sind immer nur sehr zögernd zurückgezahlt worden. Etwa zwei Monate vor McNaills Verschwinden hört die offizielle Geschäftsbeziehung zwischen ihm und Nelson auf, aber es ist bekannt, dass der Geldverleiher neben seinem offiziellen Geschäft auch Gelder an Leute gab, die sich in der Klemme befanden. Natürlich nahm er für diese Darlehen Wucherzinsen, und natürlich führte er diese Darlehen nicht in seinen Büchern. Wahrscheinlich betrieb er das seriöse Kreditgeschäft nur, um dadurch an Leute heranzukommen, die Geld unter allen Umständen brauchten und es auch zu halsabschneiderischen Bedingungen nahmen. Richard Nelstfn gehörte dazu. Wir haben Erkundigungen eingezogen und herausgefunden, dass seine Atlantic Fruit Inc. vor etwa einem halben Jahr mächtig wackelte. Ziemlich schlagartig ist dann die Änderung eingetreten. Er bezahlte die ausstehenden Rechnungen und hat seit dem Tod des Mannes in Los Angeles bei keiner anderen Stelle Kredite aufgenommen.«
»Großartige Arbeit, Solway. Falls ich bei Nelson noch einmal fünftausend Dollar kassieren muss, werde ich es leichteren Gewissens tun, wenn ich weiß, dass er wirklich einen Mord in Auftrag gab.«
Solway lachte. »Hören Sie, Jerry, wir haben uns die Arbeit nicht gemacht, damit Sie leichteren Herzens den Händler erpressen. Wir möchten dieses verdammte Versandhaus für Morde endlich sprengen. Haben Sie einen Vorschlag, was wir unternehmen sollen?«
»Nichts«, antwortete ich. »Vorläufig nichts.«
***
Ich saß Richard Nelson in seinem Büro in der Howard Street gegenüber. Es war sieben Uhr abends und außer uns beiden befand sich niemand mehr in den Räumen.
Ich hatte gerade einen etwa halbstündigen Wutanfall des Mannes schweigend, Zigaretten rauchend und Gin trinkend über mich ergehen lassen. Dieser Besuch fand auf den Tag genau vier Wochen nach der ersten Erpressung statt.
Jetzt lag Nelson in dem Sessel hinter seinem Schreibtisch, japste nach Luft und schien einem Herzschlag nahe.
»Warum regen Sie sich auf, Dick«, sagte ich sanft und füllte das Ginglas neu. »Zweitausend Dollar sind doch kein ernsthaftes Opfer für Sie. Schön, Sie glauben, wir hätten Ihnen versprochen, nicht mehr Geld von Ihnen zu fordern, aber es ist einfach so, dass wir mit den Fünftausend nicht ausgekommen sind. Zweitausend fehlen, und die brauchen wir jetzt noch. Hören Sie, wenn wir Sie wirklich um jeglichen Cent bringen wollten, dann hätten wir jetzt doch eine höhere Summe gefordert als beim ersten Mal. Aber wir sind ganz bescheiden und wollen nur ein paar Scheine, einfach deshalb, weil sie uns fehlen. Das muss Ihnen doch einleuchten. - Zahlen Sie zweitausend, und der Fall ist erledigt.«
Es war Charly Browns Idee gewesen, dieses Mal eine
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