0182 - Mord ist kein Geschäftsbetrieb
wenig.
»Vorläufig bleibst du bei Sal«, entschied er. »Es ist besser, wenn du dich in der nächsten Zeit nicht auf der Straße sehen lässt. Es gibt sicherlich ’ne Menge Leute, die wissen, dass du für Charly Brown gearbeitet hast. Du wirst Sal helfen, wenn es nötig sein sollte. Sobald über die Geschichte Gras gewachsen ist, werden wir eine bessere Beschäftigung für dich finden.«
Er ging auf die Tür zu, und die anderen schickten sich an, ihm zu folgen.
»Moment!«, rief ich. »Was geschieht mit Honnan, Lemmon und den anderen?«
Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln.
»Das ist schon erledigt«, sagte er und stapfte hinaus.
***
»Das ist einfach unfassbar«, sagte Charles Solway, FBI-Beamter aus San Francisco, zu Phil Decker, G-man aus New York. »Es ist zu scheußlich, um es glauben zu können.«
Sie standen in dem großen Wohnraum, in dem vor zwölf Stunden noch Charly Brown gelebt hatte. Es war heller Morgen. Eine unbarmherzig grelle Sonne fiel durch die Scheiben des großen Glasfensters und beleuchtete die reglosen Gestalten, die verkrümmt auf dem Fußboden lagen, so, wie die Garbe aus einer Maschinenpistole sie niedergemäht hatte. Das große Glasfenster zeigte Sprünge und Löcher der fehlgegangenen Kugeln. Auch an den Möbeln und den Wänden waren die Spuren der Geschosse zu sehen.
»Al Sawer… Pablo Rodrez… Try Rodrez… Sid Lemmon und Fred Honnan, kurz, die gesamte Brown-Gang«, stellte Phil fest.
»Mit Ausnahme von Charly Brown selbst und unserem Freund Cotton«, ergänzte Solway.
Der Postbote hatte das Massaker entdeckt. Er hatte einen Einschreibebrief abzugeben, den er quittiert haben musste, hatte die Haustür offen gefunden und war auf der Suche nach dem Hauseigentümer in das Wohnzimmer gelangt. Eine Minute lang lähmte ihn der schreckliche Anblick. Dann warf er sich herum und alarmierte die Polizei. Da die City Police wusste, dass alles, was mit Charly Brown zusammenhing, an das FBI weiterzugeben war, waren Phil und Solway mit der Mordkommission des FBI als erste am Tatort erschienen.
Solway machte eine resignierende Handbewegung.
»Es hilft alles nichts. Wir müssen den Apparat in Tätigkeit setzen.«
Die Fotogräfen, der Polizeiarzt und schließlich die Fingerabdruckspezialisten nahmen ihre Tätigkeit auf. Erst als keine Spurenzerstörung mehr befürchtet werden musste, und die Beamten ihre Nachforschungen auch auf die Terrasse und den Garten ausdehnten, fanden sie die Leiche Charly Browns.
»Der Chef der Gang also auch«, sagte Solway. »Wenn der einzige Überlebende der Bande nicht zufällig ein G-man wäre, dann würde ich sofort eine Fahndung gegen ihn in Gang setzen in der Annahme, dass er sich nach dem Erledigen seiner Kameraden mit einer Riesenbeute aus dem Staub gemacht hätte.«
»Ich wünschte, ich könnte sicher sein, dass Jerry wirklich noch lebt«, antwortete Phil leise. »Leider bin ich es nicht.«
»Jedenfalls ist er nicht hier gestorben.«
»Nein, aber die Mörder könnten herausgefunden haben, dass er ein G-man ist. Sie haben ihn mitgeschleppt, um ihn irgendwo in Ruhe über das auszuholen, was die Polizei weiß. Sie wissen, mit welchen Methoden solche Befragungen durchgefühit werden.«
»Falls es sich so verhält, was sollen wir unternehmen, um Cotton rauszuholen?«, fragte Solway. »Ich fühle mich berechtigt, die ganze Untersuchung nach der Mordbande platzen zu lassen, wenn es darum geht, einen Kollegen herauszuhauen.«
Phil nagte an seiner Unterlippe, und es dauerte eine ganze Weile, bevor er antwortete: »Ich fürchte, wir können nichts unternehmen, Charles. Wir wissen nicht, wohin Jerry verschleppt worden ist, und wenn wir eine offizielle Fahndung nach ihm.anlaufen lassen, dann kann das vielleicht seine Situation entscheidend verschlechtern. Solange wir keinen Beweis dafür haben, dass er als G-man erkannt worden ist, können wir nicht nach ihm suchen.«
Solway sah Phil aus großen Augen an. Phil bemerkte den Blick. Ein dünnes Lächeln erschien um seine Lippen.
»Ich weiß, was Sie denken, Charles«, sagte er. »Sie meinen, als Jerrys Freund müsste ich jetzt Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihn herauszuholen. Glauben Sie mir, ich würde es tun, wenn ich wüsste, dass ich ihm damit nützen würde. Aber mit der gleichen Wahrscheinlichkeit kann es sein, dass ich ihm schade, wenn ich jetzt sämtliche Cops von Frisco bei der Suche nach ihm auf die Beine bringe. Wir müssen die Nerven behalten, und das fällt mir in diesem Fall
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