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0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten

Titel: 0183 - Schüsse aus dem Geigenkasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schüsse aus dem Geigenkasten
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lächelte sie. Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau - und zwar eine hübsche Frau - ihr Gesicht zu einem so schadenfrohen Grinsen verziehen kann.
    »Ist er nicht ein süßer Junge, James?«, fragte sie. »Eigentlich zu schade dafür, dass er ausgelöscht wird. Ich hätte so gern noch mal mit ihm getanzt.«
    »Dann tu es doch.« Er grinste, mit einem Blick auf den Plattenspieler in der Ecke. »Ich gönne dir das Vergnügen, und eine letzte Freude kann er schließlich haben.«
    »Ist das dein Emst?«
    »Klar. Ich habe Zeit.«
    Abermals lachte sie ihr gurrendes Lachen, aber diesmal gefiel es mir gar nicht. Sie ging hinüber und kramte in den Platten. Als sie den Apparat einschaltete, und die ersten Töne des St.-Louis-Blues leise durch den Raum klangen, rasselte plötzlich das Telefon.
    Das unterwartete Schrillen riss-Vilma und James buchstäblich vom Stuhl und vom Plattenspieler. Den Augenblick benutzte ich.
    Im Hechtsprung schnellte ich auf die Stehlampe los, die das Zimmer beleuchtete. Sie stürzte um, ich schoss darüber hinweg, und im gleichen Augenblick krachte James Pistole. Die Kugeln mussten Glas oder Porzellan getroffen haben. Es klirrte und splitterte.
    »Sei so gut, und knalle mich nicht über den Haufen, James«, sagte Vilma so ruhig, als säße sie noch im »Screwball Club.«
    Ich lag bewegungslos auf dem Bauch, während das Telefon immer weiter klingelte.
    »Komm hierher,Vilma, damit ich dich nicht erwische«, rief Plump aufgeregt.
    Ich antwortete mit meiner Waffe. Es war eine scheußliche Situation. Natürlich sahen wir beide das Mündungsfeuer, aber sowohl James Plump, als auch ich waren alte Haie, die wussten, dass sie nach jedem Schuss sofort ihre Position wechseln mussten.
    Plötzlich änderte sich die Lage. Eine starke Taschenlampe stach durch das Dunkel, und ich hörte mit Erleichterung Phils Stimme.
    »Hände hoch!«, schrie er.
    Das war ein Fehler. Die Folge dieser Dummheit war, dass Plump den letzten Schuss aus seiner Lueger feuerte und die Taschenlampe in tausend Stücke flog. Dann klirrte, splitterte und krachte es.
    Ich sprang auf und erwischte den Lichtschalter der Deckenbeleuchtung neben der Tür. Als die Krone erstrahlte, sah ich die zerbrochene Fensterscheibe und Vilma, die gerade im Begriff war, ihrem Kollegen ohne Rücksicht auf die im Rahmen steckenden Glasstücke zu folgen.
    Ich erwischte sie gerade noch um die schlanke Taille und zerrte sie zurück. Sie schlug, kratzte und biss wie eine Verrückte, bis ich ihr ein paar Ohrfeigen versetzte. Dann gab sie Ruhe.
    Ihr Hausanzug war zerfetzt, ihr linker Arm zerschrammt.
    »Bitte, pass ein paar Minuten auf das gute Kind auf«, bat ich Phil. »Ich will sehen, dass ich den Kerl noch kriege. Eventuell telefoniere ich und schicke dir einen Wagen.«
    Ich warf einen Blick auf den Fernsprecher und merkte mir die Nummer. Dann stülpte ich mir meinen Hut auf und brauste ab.
    Draußen regnete es Bindfäden. Von Plump war nichts mehr zu sehen. Ich startete meinen Wagen und fuhr die umliegenden Straßen ab, aber nichts rührte sich. Nur ein Pärchen ging eng aneinandergepresst unter einem Regenschirm seines Weges.
    Es verging fast eine Dreiviertelstunde, bis ich die Suche auf gab. Ich war am Südende des Bronx Parks, also schon ein ganzes Stück von der Britton Street entfernt, und überlegte mir, ob es nicht besser, war, wenn ich schnurstracks zum Office fuhr. Dann konnte ich Phil, der ja mit einem Taxi gekommen war, einen Wagen schicken, um ihn und seine Gefangene abzuholen. Ich hielt also an einer Fernsprechzelle und rief Vilma Youngs Nummer an.
    Merkwürdigerweise bekam ich keine Antwort. Sollte vielleicht eine verirrte Kugel die Leitung des Fernsprechers durchschlagen haben? Trotzdem war ich unruhig.
    Ich machte kehrt und raste zurück zur Britton Street. Das Haus war so, wie ich es verlassen hatte. Sogar die Haustür war noch angelehnt. Nur Phil und Vilma fehlten. Was sollte das bedeuten?
    Da sah ich neben dem Telefonapparat einen Zettel liegen, der vorher nicht dagewesen war. Ich erkannte Phils Schrift:
    Ich musste plötzlich weg und habe die-Young mitgenommen. Du hörst von mir.
    Diese merkwürdige Nachricht war mit »Phil« unterzeichnet.
    Ich wusste absolut nicht, was ich daraus machen sollte. Warum hatte Phil plötzlich gehen müssen? Soviel ich mir auch den Kopf zerbrach, ich fand keinen Grund.
    Es gab jedoch keinen Zweifel, dass er selbst den Zettel geschrieben hatte. Also musste er dazu triftige Gründe gehabt haben. Wenn ich nur

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