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0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn

Titel: 0186 - Höllenfahrt um null Uhr zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Höllenfahrt um null Uhr zehn
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Gösser schien ihm zu glauben. Jedenfalls wiederholte er seine Frage nicht.
    »Chackson, geh rauf und pack unsere Sachen zusammen«, befahl er nach einer Weile. »Aber beeil dich! In einer Viertelstunde mußt du fertig sein. Ich möchte nicht ein paar Stunden lang allein mit den beiden hier unten sitzen.«
    Er deutete auf Phil und den Wirt. Chackson nickte und versprach, daß er sich beeilen würde. Gosser blieb allein zurück. Nach reichlich einer Viertelstunde erschien Chackson tatsächlich wieder.
    »Und was jetzt?« fragte er.
    »Wir warten, bis es dunkel ist«, erwiderte Gosser. »Dann hauen wir ab. Vielleicht ist Jails bis dahin wieder eingetroffen. Dann können wir ihm auf den Zahn fühlen, ob sie uns erkannt haben oder nicht.«
    »Wenn er Glück hat, bleibt er so lange weg, bis wir fort sind«, lachte Chackson. »Dann bleibt ihm das erspart, was sein Kollege einstecken mußte.«
    Er hielt das für einen Witz, denn er lachte darüber. Norton verzog keine Miene. Gosser grinste flüchtig. Und dann blickten alle drei gleichzeitig hinauf zu der altmodischen Uhr, die über der Tür hing.
    Sie zeigte 4.20 Uhr nachmittags. Ungefähr zur gleichen Zeit waren in Washington die schon über Bildfunk von Harrisburg aus übermittelten Fingerabdrücke der drei Gangster eingetrudelt. Es wurde ein Wettrennen mit der Zeit, ohne daß die eine Partei jeweils etwas vom Tempo der anderen wußte.
    ***
    Ich kam gegen 6.30 Uhr in Beary City an. Um diese Zeit saßen alle Einwohner des Dörfchens zu Hause am Tisch und verzehrten ihr Abendbrot. Auf den Straßen sah man kaum jemand.
    Den Jaguär ließ ich zunächst vor dem Hotel stehen. Ich mußte Norton noch fragen, wie es mit einer Garage stand, oder ob man den Wagen wenigstens in den Hof fahren konnte.
    Es dunkelte schon ziemlich. Ich wunderte mich, daß Norton weder seine Reklame oben an der Balustrade des Balkons noch das Licht in der Halle eingeschaltet hatte.
    Ich stieg die paar Stufen hoch und trat durch die Schwingtür in die Halle. Auf den ersten Blick sah ich links das rote Pünktchen einer glimmenden Zigarette. Aber die Gestalt des Rauchers konnte ich nur undeutlich im Zwielicht erkennen.
    »Sind Sie’s Norton?« fragte ich und machte arglos ein paar Schritte in seine Richtung. »Es ist kein Vergnügen, bei dem Wetter unterwegs zu sein. Hinter Hillary kam ich in einen Hagelschauer. Die Körner trommelten so auf das Verdeck und gegen die Fenster, daß ich dachte, die Windschutzscheibe könnte springen.«
    »Hallo, Jails«, sagte Gosser. »Wir haben unser Spielchen für eine halbe Stunde unterbrochen. Ihr Freund ist ins Dorf. Ich glaube, er wollte sich beim Friseur irgend etwas kaufen.«
    »Ach ja, wahrscheinlich Rasierklingen«, nickte ich. »Er sprach gestern davon, daß sie ihm ausgegangen seien. Wo steckt Norton? Ehrlich gesagt, ich habe Hunger.«
    »Norton ist verschwunden«, lachte Gosser. »Ich warte schon seit einer Viertelstunde auf ihn.«
    »Verschwunden?« staunte ich.
    »Na, verschwunden ist nicht das richtige Wort. Er wollte irgendeine Kleinigkeit besorgen und bat mich, hier ein bißchen aufzupassen. Völlig überflüssige Mühe. Glauben Sie, daß sich irgendein Mensch in dieses Nest verirrt? Noch dazu bei diesem Wetter?«
    »Warum nicht?« erwiderte ich. »Sie sind ja auch hier! Und wir zum Beispiel.«
    »Das ist wahr«, sagte Gosser.
    Ich ließ mich in einen Sessel fallen. Gosser schien sich mir zuzuwenden. Jedenfalls schloß ich das aus der Bewegung, die die schattenrißartige Gestalt im Zwielicht vor mir ausführte. Aber bevor er sich wieder setzen oder das tun konnte, was er sonst Vorhaben mochte, schlug das Telefon drüben auf der rechten Seite der Halle an.
    »Was nun?« fragte ich. »Wenn Norton nicht da ist, wer soll rangehen?«
    »Da ich aufpassen soll, nehme ich an, daß sich mein neues Amt auch aufs Telefon erstreckt«, brummte Gosser und durchquerte die Halle. Er trat hinter den Empfangstisch und schien im Dunkeln nach dem Telefon zu tasten. Er fluchte leise, als er gegen irgend etwas stieß, aber gleich darauf hörte ich das typische Geräusch eines abgenommenen Telefonhörers, dieses leichte Knacken.
    »Hallo?« sagte Gosser. »Hier ist das Wardsworth Hotel in Beary City.«
    Er lauschte einen Augenblick, dann rief er mir zu: »Kommen Sie her, Jails, es ist für Sie!«
    Ich fuhr im Sessel hoch. Für mich? Konnte doch nur Washington sein, denn nur nach dort hatte ich den Decknamen gemeldet, mit dem ich hier im Hotel eingetragen war. Sheriff Stephan von

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