0187 - Duell der Dämonen
Leuten, die er als seine Freunde bezeichnete, gab es böse Zungen, die behaupteten, er hätte sich fest vorgenommen, es im Leben zu nichts zu bringen und das auch mit Bravour geschafft.
Die andere Seite betrachtete niemand. Was diese bedauernswerte Gestalt in die Gosse getrieben hatte, interessierte keinen. Er war ein heruntergekommener, zerlumpter und unrasierter Kerl, der auf drei Meilen nach Schnaps stank und nicht einmal dazu taugte, auf dem Hof Holz zu hacken.
Das Leben war an Bruce McKempon vorübergegangen, ohne ihn zu bemerken und vielleicht wußte er selbst längst nicht mehr, was Leben bedeutet. Irgendwie kam er immer wieder an ausreichende Mengen Alkohol und tappte von einem Winkel zum anderen.
Auch in dieser Nacht.
In der Flasche war kein Tropfen mehr, und so suchte er nach Clifford, der vielleicht noch etwas besaß. Clifford würde es mit Bruce teilen müssen, denn Clifford besaß ein großes Herz und lange Finger, mit denen er immer wieder irgendwelche Wertgegenstände beschaffte, mit denen er unter Brüdern um Schnaps handelte.
Bruce McKempon torkelte über den Gehsteig. Die wenigen Straßenlaternen spendeten kaum Licht. Niemand außer ihm war noch auf dieser Straße unterwegs, und irgendwann sah er einen dunklen Schatten näherrollen.
Er war noch klar genug, sich zu fragen, ob der Fahrer des Wagens betrunken war, weil er ohne Licht fuhr. Zu mehr reichte es nicht.
Ein fremder Gedanke schnitt von irgendwoher durch sein umnebeltes Hirn. Ihn wird niemand vermissen.
»Ja«, nuschelte Bruce. »Da hast du recht, unsichtbarer Freund. Mich vermißt keiner. Nicht einmal…«
Da knallte ihm grelles Scheinwerferlicht aus nächster Nähe in die Augen. Geblendet schloß er die Lider, hörte Schritte und fühlte sich gepackt und vorwärtsgezerrt. Als er die Augen wieder öffnete, saß er in einem großen Wagen zwischen ein paar jungen Frauen.
»Hallo«, wunderte er sich lallend. »Da bin ich ja genau in der richtigen Gesellschaft«, und irgendwie schaffte er es, einen Arm um die Schultern einer der Frauen zu legen. Aber die Lippen zum aufdringlichen, alkoholduftenden Kuß zu spitzen, gelang ihm nicht.
»Ja«, kreischte ein dämonisches Wesen vor ihm auf dem Beifahrersitz. »Bei uns bist du genau richtig, haargenau!«
Interessiert musterte Bruce die Hörner, die aus der Stirn des Wesens ragten. Mal waren es zwei, dann wieder vier.
»Ich glaube, ich bin betrunken«, murmelte er. »Ich sehe schon den Teufel, der mich holen will! Der Teufel soll den Teufel holen!«
»Du hast Recht«, kicherte der Gehörnte schrill. »Ich bin der Teufel!«
Es klang so todernst, daß Bruce vor Schreck die Besinnung verlor.
***
Der Range Rover verließ Carmarthen. Master Grath, der sich hier besser auskannte als Damon, gab den Kurs an. Irgendwo draußen bogen sie auf einen Feldweg ab. Es war neblig, und hin und wieder mußte Damon die Scheibenwischer betätigen. Er fuhr jetzt mit Licht. Hin und wieder sah er in den Rückspiegel und beobachtete den reglosen Penner. Er war ein geeignetes Opfer. Niemand würde sich um sein spurloses Verschwinden kümmern. Widerlich war lediglich der muffige Gestank seiner bestimmt seit Monaten nicht mehr gewechselten Kleidung und die Alkoholfahne. So viel wußte Damon über die Menschen, die sich im Grunde nicht von denen seiner Welt unterschieden, daß der Mann knapp vor einer Alkoholvergiftung stand.
»Halt«, sagte Master Grath plötzlich. »Wir sind da, Erhabener.«
Damon stoppte den Wagen ab und sprang hinaus in die kühle Nacht. Zwei der schmalen Feldwege kreuzten sich hier, und drei hohe Bäume ragten knorrig und riesig auf; wahrscheinlich Eichen, überlegte er. Wolkenbänke schoben sich vor die Mondscheibe und ließen die Stelle sofort düsterer erscheinen. Damon sog die Luft ein. Es roch nach Regen.
Master Grath wieselte um die lange Motorhaube des Rovers. »Erhabener, vielleicht wäre es günstig, wenn ich ein wenig die Umgebung durchstreife, um uns vor unliebsamen Beobachtern zu schützen.«
Damon grinste. »Hiergeblieben, Teufelchen«, ordnete er an. »Du willst nur heimlich verschwinden, weil du dich vor Asmodis fürchtest.«
Master Grath senkte den kantigen, schmalen Schädel. Damon schnipste ihm mit den Fingern gegen eines seiner Hörner. »Du gibst jetzt an, wo sich was befinden muß. Und denke daran: Wenn die Beschwörung mißlingt, weil du mich falsch informiert hast, verschlinge ich dich mit Haut und Haaren.«
»Du bist ein Damon«, keuchte Master Grath.
Damon
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