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0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland

0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland

Titel: 0190 - Ein Gangster starb im Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Gangster starb im Niemandsland (2 of 2)
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über die große Triboro-Bridge-Autobahn, die Manhattan, Randalls Island, Wards Island, Queens und die Bronx miteinander verbindet, huschen in ununterbrochener Folge bis tief in die Nacht hinein die Lichter eines endlosen Wagenstromes.
    Von Bradfords Haus aus sah man die Scheinwerfer der Autos nur wie ein Wetterleuchten am Horizont. Die Entfernung dämpfte das Heulen der Motoren zu einem dumpfen Brausen.
    Der Gangsterchef hatte einige Vorsichtsmaßnahmen beachtet, als er nach Randalls Island hinausfuhr. Er hatte Loggan mit seinem Wagen, einem schwarzen Lincoln, vorausgeschickt, hatte mit ihm einen Treffpunkt vereinbart und war selbst zu Fuß, mit der Untergrundbahn und mit zwei Taxis zu diesem Treffpunkt gefahren. Er hatte sich einige Mühe gegeben, einen eventuellen Verfolger abzuschütteln, obwohl er nicht hatte feststellen können, dass irgendwer ihm gefolgt wäre. Ohne Zwischenfall hatte er Loggan am vereinbarten Ort getroffen. Gemeinsam waren sie zum Landhaus hinausgefahren. Loggan brachte den Lincoln in die Garage. Dann warteten sie stumm im Wohnzimmer auf Ellis Madleens Erscheinen.
    Wahrscheinlich hatten beide damit gerechnet, dass die Frau mit einem Wagen kommen würde, und hatten auf das Motorengeräusch, das ihr Kommen ankündigen musste, gelauscht. Sie schraken daher unwillkürlich zusammen, als ohne jede Warnung die Haustürklingel anschlug.
    Die Männer wechselten einen Blick. Bradford stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Öffne! Alles bleibt wie vereinbart! Erst auf mein Zeichen!«
    Loggan setzte seine gedrungene Gestalt in Bewegung, ging hinaus.
    Bradford spürte, dass seine Knie zitterten. Mit fliegenden Fingern schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
    Das harte Klappern von Stöckelabsätzen drang an sein Ohr. Dann stand Ellis Madleen im Zimmer. Loggan schob sich hinter ihr in den Raum und blieb in der Nähe der Tür stehen.
    Das Bild der Frau, die er zum Tode verurteilt hatte, prägte sich mit grauenhafter Deutlichkeit in Bradfords Gehirn. Er sah, dass mit Ellis Madleen eine Veränderung vorgegangen war. Immer hatte sie etwas von einer Katze an sich gehabt, aber jetzt flackerten ihre Augen wie die eines gehetzten Tieres. Ihre Bewegungen waren weniger geschmeidig, und zum ersten Mal erwiesen sich die Falten um den Mund und die Augen, die das wirkliche Alter der Frau verrieten, stärker als das Make-up.
    Sie blieb zwei Schritte vor Bradford stehen. Sie stieß die Hand vor und verlangte mit heiserer Stimme: »Das Geld! Schnell!«
    Charles Bradford war ein Gangster, okay, aber er war ein sogenannter Gehirn-Gangster, ein Mann, der mehr durch Schlauheit und Gerissenheit als durch Gewalt und Brutalität seine Ziele zu erreichen gewohnt war. Wenn Gewalt angewandt werden musste, so schickte er Leute los, die er dafür bezahlte, und allein schon aus Klugheit sorgte er dafür, dass er nie Augenzeuge solcher Gewaltakte zu werden brauchte.
    Jetzt musste er nicht nur Augenzeuge werden, jetzt stand er vor der Notwendigkeit, selbst zuzupacken, zuzuschlagen… vielleicht selbst zu töten. Er fühlte, dass seine Nerven ihn zu verlassen drohten, fühlte Feigheit, Angst, Unfähigkeit zu dem geplanten Mord in sich hochsteigen, und um mit all diesen Gefühlen fertig zu werden, steigerte er sich in die Erregung hinein, die seine Schwäche überschwemmen und ihn selbst fortreißen sollte in die Tat, in den Mord hinein.
    Klatschend traf seine Hand Ellis Madleens Wange so schwer, dass die Frau zur Seite taumelte. Er sprang auf sie zu, packte sie bei den Aufschlägen ihres Mantels und schlug noch einmal zu.
    »Du Miststück!«, schrie er. »Du und dein verdammter Kerl, ihr habt mich reingelegt. Dollars willst du haben, du… Da hast du Dollars. Da! Da! Da!«
    Er schlug wie wahnsinnig zu. Noch immer schrie Ellis Madleen nicht. Sie hob nur die Arme zur Abwehr. Bradford riss sie herunter, und jetzt schlug er mit geballter Faust zu.
    Die Frau stürzte von der Wucht des Hiebes zu Boden.
    Bradford keuchte. »Das ist noch nicht alles. Auf deinen Füßen kommst du nicht mehr raus, du… Raustragen werden wir dich, und die Fische im East River werden ihren Spaß an dir haben.«
    Er duckte sich, um sich auf die Frau zu stürzen. Ellis Madleen sah, dass der Wille zum Mord in seinen Augen flackerte, und jetzt erst schrillte der erste, gellende Schrei aus ihrer Kehle.
    Als stachele der Schrei seine Erregung an, warf sich Bradford auf die Frau und schlug seine Finger um ihre Kehle. Er drückte zu, sinnlose Worte

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