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0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim

Titel: 0191 - Sing-Sing ist kein Erholungsheim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sing-Sing ist kein Erholungsheim
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Hosentasche. Er hatte den zweiten Schritt auf dem Wege getan, der ihn schließlich zum elektrischen Stuhl führen sollte.
    ***
    Daß es unmöglich ist, alles, was passieren kann, vorherzusehen, zeigte sich in diesem Fall besonders deutlich. Gerade deshalb ist ja das berühmte perfekte Verbrechen gar nicht möglich. Aber wie jeder Gangster hatte McGiunes natürlich nicht daran glauben wollen. Er war der Meinung, wenn man ein Verbrechen nur gründlich genug plante und vorher probte, müßte es zwangsläufig gelingen und ebenso zwangsläufig der Polizei ein Ergreifen der Täter unmöglich sein. McGiunes fühlte sich, wie jeder echte Verbrecher, seinen Vorgängern überlegen. Er hielt sich für klüger. Daß manche nur durch glückliche Zufälle vor dem Ertapptwerden bewahrt blieben, hielt er auch noch für den Beweis seiner Überzeugung.
    Dabei begannen die Pannen in seinem so überaus gescheit berechneten Plan bereits wenige Stunden nach dem Anfang des Verbrechens einzutreten. Es war genau drei Uhr, als sich Captain Mortensen erhob, den Uniformrock straff zog und die mittlere Schublade aufzog. Er nahm die Beförderungsurkunde für seinen Streifenbeamten Jack Putter aus der Schublade, legte sie vor sich hin, beugte sich vor, knipste das Mikrophon ein, das nach vorn in die Wachstube führte und sagte: »Putter soll zu mir kommen.«
    Einen Augenblick blieb es in der Membrane, die gleichzeitig Mikrophon und Lautsprecher war, still. Dann erklang die Stimme des diensttuenden Sergeants: »Verzeihung, Sir, Putter hat heute dienstfrei!«
    »Das weiß ich!« entgegnete Mortensen ungehalten. »Schließlich stelle ich ja den Dienstplan auf, nicht wahr?«
    »Verzeihung, Sir!«
    »Schon gut. Aber ich habe Putter für drei Uhr bestellt. Und jetzt ist es eine Minute nach drei.«
    »Es tut mir leid, Sir, aber er ist nicht da.«
    »Hm. Na ja. Kann ja sein, daß er durch etwas Unaufschiebbares aufgehalten wurde. Trotzdem möchte ich, daß jemand zu ihm geht, wenn er in einer Viertelstunde noch nicht da sein sollte!«
    »Jawohl, Sir!« sagte der Sergeant. Meine Güte, dachte er. Da wird der Alte ja schön in Fahrt sein, wenn er Putter für drei bestellt hatte. Der bringt sich doch um, wenn einer zehn Sekunden zu spät kommt. Pünktlichkeit ist nun einmal seine Leidenschaft.
    Die Viertelstunde verstrich, ohne daß Putter erschienen wäre. Befehlsgemäß beauftragte der Sergeant einen Beamten vom Innendienst, Putter aufzusuchen.
    »Und beeil dich!« fügte er hinzu. »Direkter Auftrag vom Alten!«
    »Uiii!« stöhnte der Mann. »Ich werde einen neuen Rekord über eine Meile aufstellen.«
    Er grinste, drückte sich die Mütze auf den Kopf und verließ das Revier. Niemand wußte, daß Putter befördert werden sollte. Der Captain hielt in solchen Dingen dicht bis zu der Sekunde, wo er es dem Glücklichen selbst mit einer wohlgesetzten kleinen Rede verkündete.
    Mrs. Rollers öffnete die Tür, als der Polizist geklingelt hatte.
    »Guten Tag, Mrs. Rollers«, sagte der Beamte. »Ich möchte zu Jack! Ist er da?«
    »Ich glaube kaum. Aber Sie können es ja einmal versuchen. Vorhin allerdings war seine Tür verschlossen. Bitte, treten Sie ein! Sie sind ja schon ein paarmal mit Mr. Putter hiergewesen, nicht wahr?«
    »Allerdings«, erwiderte der Polizist Er trat über die Schwelle, ging mit Mrs. Rollers den Flur entlang und blieb vor der Tür des Zimmers stehen, in dem Jack Putter wohnte. Er klopfte zweimal und rief: »He, Jack!«
    Sie lauschten beide. Niemand meldete sich. Aber war da nicht ein leises Geräusch, ein leises, quietschendes Knacken wie von Sprungfedern in einer Matratze? Der Polizist wiederholte sein Klopfen. Wieder blieb es still, bis auf dieses eigenartige Geräusch.
    »Seltsam«, sagte der Beamte, bückte sich und versuchte, durchs Schlüsselloch zu blicken. »Da drin ist irgendein Lebewesen. Keine Matratze gibt von allein Geräusche von sich.«
    Er bewegte den Kopf hin und her, bis er die günstigste Stellung gefunden hatte. Lange blickte er durch das kleine Loch. Schließlich nahm er sich die Mütze ab, so daß er den Kopf noch näher an die Tür bringen konnte, sah lange durch das Schlüsselloch und richtete sich endlich wieder auf.
    Mrs. Rollers sah ihn gespannt an. Er setzte seine Mütze wieder auf, schüttelte den Kopf und meinte: »Ich bin nicht sicher, aber es schien mir, als ob jemand auf dem Bett liege.«
    Er überlegte ein paar Sekunden. Schließlich bückte er sich wieder und klopfte noch einmal kräftig gegen die Tür,

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