0193 - Duell der Magier
will Nicole einkaufen.«
Uschi lachte. Nicoles Modetick war auch ihr bekannt. »Na, häßlich habt ihr euch ja nicht gerade eingekleidet…«
Nicole streckte den Arm aus. »Ja, ich habe meinem Sklaven erlaubt, sich mir anzupassen«, bemerkte sie. Wie Zamorra trug sie Sandalen, weiße Jeans und ein rotes T-Shirt, das ihre festen Brüste eng umspannte und unter Beweis stellte, daß sie keinen BH benötigte. »Was macht ihr hier so?«
Uschi sah sich nach Bernd um, der allmählich heranschnaufte, und stellte ihn als letzten im Bunde vor. »Das Auto streikte, und nun suchen wir nach einer Mitfahrgelegenheit.«
»Steigt schon ein«, forderte Zamorra sie auf. »Für vier Leute wird es hinten zwar ein wenig eng, aber irgendwie wird es schon klappen.«
Der Kofferraum schaffte es gerade noch, das Handgepäck aufzunehmen, dann zwängten sich die »Schiffbrüchigen« auf die Rückbank des Wagens. Eile tat not, denn es ist nicht ungefährlich, am Beschleunigungsstreifen einer Autobahnauffahrt zu parken.
»Wißt ihr schon, wo ihr in Kassel unterkommt?« fragte Zamorra mit einem Blick in den Rückspiegel, der ihm das Vierergespann zeigte, das sich eng zusammendrückte. »Es geht dem Abend zu.«
»Irgendwo wird sich was finden«, murmelte Bernd. »Notfalls machen wir auch mal ’ne Nacht durch und campieren im Freien.«
»Ich werde im Hotel mal nachfragen, ob noch Zimmer offen sind«, schlug Nicole vor.
Monica protestierte. »In der Preislage können wir nicht mithalten…«
»Zamorra lädt euch doch ein«, behauptete Nicole, worauf sich dessen Stirn leicht umwölkte. »Du gehst sehr leichtsinnig mit meinen letzten Pfennigen um… du wirst dir ein Kleid weniger kaufen können.«
»Ach, da finden sich noch Mittel und Wege«, behauptete Nicole forsch. Sie drehte sich halb auf dem Vordersitz um und musterte das Grüppchen. »Ihr zwei seid ja heute ausnahmsweise mal richtig züchtig bekleidet«, stellte sie fest. »Sonst, wenn wir euch treffen, habt ihr doch selten etwas an…«
Uschi lachte auf, während Bernd und Jörg die Gesichter verzogen. »So gut kennt ihr euch alle?« fragte Bernd.
Uschi lächelte immer noch. »Sicher kennen wir uns… wir hatten jedesmal das Pech, durch irgendwelche Fügungen des Schicksals textilfrei zu sein, wenn uns das große Abenteuer erwischte… na, wenn das jetzt kein Omen ist, daß wir mal nichts erleben werden…«
»Was erlebt ihr denn so?« fragte Jörg neugierig geworden. »Und kann man dem nicht abhelfen, indem ihr euch jetzt einfach mal frei macht? Ich meine, von wegen der Zusammenhänge…«
»Wüstling!« schalt ihn Monica herablassend. »Wir durchschauen dich. Pech gehabt, der heutige Abend bl ei bl jugendfrei! Und was die Erlebnisse angehen - habt ihr schon mal mit menschenfressenden Blumen oder wandelnden Skeletten zu tun gehabt?«
»Blödsinn!« knurrte Jörg. »Bleib mal ernst!«
Monica zuckte mit den Schultern. »Glaub, was du willst… uns ficht es nicht an! Wir wissen, was wir wert sind, nicht wahr, Professor?« rief sie nach vorn.
»Was?« schrie Jörg auf. »Ein Professor an Bord?«
Zamorra nickte grinsend.
»Ach du dickes Ei«, murrte Jörg. »Da denkt man, der Uni mal für ein, zwei Tage zu entgehen, und wer pickt einen auf? Ein Prof! Na, wenn das nicht ungesund ist…«
Zamorra setzte den Blinker und fuhr bei Kassel von der Autobahn ab.
***
Bill Fleming hatte keinen Schlaf gefunden. Kurz vor Mitternacht schälte er sich wieder aus seinem Schlafsack und trat an den Rand des Felsens. Unten, knapp unter ihm und vielleicht fünfzig Meter entfernt, lag die Blaue Stadt, und obgleich Bill wußte, daß die Felsengalerie nicht viel höher als zehn Meter lag, glaubte er aus großer Höhe auf die Stadt niederzublicken. Es war, als würde die Perspektive irgendwie verzerrt.
Das Mondlicht fiel vom Himmel und riß die blauen Mauern aus dem Dunkel. Irgendwie leuchteten die teilzerstörten Häuser. Nicht die gesamte Stadt war vergangen. Genug Bauwerke standen noch ganz oder als Fragmente, um den Eindruck einer bewohnbaren Ansiedlung zu erwecken.
Als ob die Einwohner erst gestern ausgesiedelt oder ausgestorben seien, überlegte Bill.
Er bedauerte, daß es ihm nicht möglich war, Zamorra herbeizuholen. Es wäre ein Fall für den Meister des Übersinnlichen gewesen. Bill wußte nicht, was Scott-Majors gesehen hatte, worauf er geschossen hatte, aber für diesen nüchternen Realisten mußte der Anblick so erschreckend gewesen sein, daß er darüber den Verstand verloren
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